Digitales vorpommersches Flurnamenbuch entsteht in Greifswald mit DFG-Förderung

Katharina Oelze und Dr. Matthias Vollmer stehen vor Teilen des Zettelarchivs des Pommerschen Wörterbuchs
Katharina Oelze und Dr. Matthias Vollmer stehen vor Teilen des Zettelarchivs des Pommerschen Wörterbuchs - Foto: Jan Meßerschmidt
Handschriftliche Flurnamenbelege aus dem Archiv des Pommerschen Wörterbuchs und eine schwedische Matrikelkar-te
Handschriftliche Flurnamenbelege aus dem Archiv des Pommerschen Wörterbuchs und eine schwedische Matrikelkarte - Fotos: Jan Meßerschmidt

In den Archiven der Region lagern noch immer unentdeckt viele gedruckte und ungedruckte Quellen mit schriftlich überlieferten Flurnamen in Vorpommern. Erstes Teilziel des Projekts ist die möglichst vollständige Erfassung und Dokumentation dieser Flurnamen.

Die große Masse dieser vorpommerschen Namen ist niederdeutscher Herkunft; es sind aber auch ältere slawische Namen und Mischnamen zu erheben. Unter Flurnamen (oder Mikrotoponymen) sind die in aller Regel von der einheimischen Bevölkerung vergebenen Namen für landwirtschaftlich genutzte Flächen aller Art zu verstehen, zum Beispiel Äcker, Weiden, Wiesen, Wälder. Diese Namen spielten bis in das 20. Jahrhundert hinein eine eminent wichtige Rolle für landwirtschaftlich ausgerichtete dörfliche Gemeinschaften. Sie verkörperten den entscheidenden Orientierungs- und Lokalisierungsrahmen der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt.

 „Weil die Erstbenennung eines Flurstücks nicht völlig willkürlich ist, sondern immer auf ein bestimmtes Benennungsmotiv zurückzuführen ist, geben Flurnamen unter anderem Auskunft über vergangene Besitzverhältnisse, Siedlungsstrukturen, über Flora und Fauna, die Nutzung von Flächen und vieles mehr. Flurnamen sind deswegen nicht nur ein ergiebiges Material für die Sprachwissenschaft, sondern auch für Historiker, Archäologen, Volkskundler und Geografen“, so Dr. Matthias Vollmer.

 So verweist der vorpommersche Flurname Kohbrink beispielsweise auf eine frühere Kuhweide, der Galgenbarg auf eine Richtstätte, der Name Karkwisch bezeichnet eine der Kirche gehörende oder bei einer Kirche gelegene Wiese, bei der Bokhorst handelt es sich um eine ehemalige mit Buchen bestandene Waldfläche und der Flurname Kiel bezieht sich auf die keilförmige Form der betreffenden Parzelle.

Das zweite Teilziel des Vorhabens, das die seit Mitte des 20. Jahrhunderts weitgehend brachliegende Flurnamenforschung in Vorpommern neu akzentuiert, besteht in der umfassenden sprachwissenschaftlichen Auswertung der Befunde. So ist geplant, ein Flurnamenlexikon als Grundlagenwerk für die Region Vorpommern zu erarbeiten. Dieses Lexikon analysiert unter anderem die Herkunft, Bedeutung und Frequenz des an der Namenbildung beteiligten historischen Wortschatzes, stellt die grammatischen Strukturtypen der vorpommerschen Flurnamen in ihrer geschichtlichen Variationsbreite dar und untersucht die für die Namengebung herangezogenen Motive. Es ist zudem beabsichtigt, die in eine Datenbank eingeflossenen Informationen interessierten Benutzern im Internet zur Verfügung zu stellen.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts wird die Doktorandin Katharina Oelze sein, die seit 2012 als Redakteurin am Pommerschen Wörterbuch tätig ist. Sie wird von einer studentischen Hilfskraft unterstützt.

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Pommersches Wörterbuch

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
PD Dr. Matthias Vollmer
Pommersches Wörterbuch
Domstraße 14, 17489 Greifswald
Telefon 03834 86-3403
mvollmeruni-greifswaldde

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