Niederdeutsch wird zukünftig digital gelernt

„Sprachvermittlung erfolgt maßgeblich über Wortschatzvermittlung“, so Dr. Birte Arendt, Leiterin des Kompetenzzentrums für Niederdeutschdidaktik. Da der Gebrauch des Niederdeutschen als Alltagssprache derzeit noch rückläufig ist, gewinnen andere Methoden zum interaktiven Wortschatzerwerb an Bedeutung. Dazu gehören auch Sprachlernprogramme wie die Open-Source-Software ANKI, die kostenfrei für Windows, Mac OSX und Linux verfügbar ist. Die Software beruht auf dem Prinzip von Karteikarten, um das Lernen von Sprachen und Fakten mittels zweier Konzepte zu erleichtern: der Prüfung der aktiven Sprachkompetenz und der Wiederholung in Intervallen. Das Lernen mit Karteikarten ist eine der beliebtesten und effizientesten Lernmethoden, sowohl analog mit einem realen Zettelkasten als auch digital mit imaginären Karteikarten. Auf jeder Karte steht dabei auf der Vorderseite eine Vokabel oder Vokabelgruppe, auf der Rückseite die entsprechende Übersetzung. Kann der oder die Lernende die Vokabel nicht übersetzen, wird sie zurück in den Stapel gelegt und zeitnah wieder abgefragt. Ist die Vokabel richtig, wird das Intervall zur Abfrage erhöht.

Für das Lernen der niederdeutschen Sprache ist ANKI aus drei Gründen effektiv: Den einzelnen Karteikarten können neben den reinen Vokabeln auch Bilder und Audiodateien hinzugefügt werden. Es werden also nicht nur die Bereiche „Lesen und Verstehen“ und „Übersetzen“, sondern auch „Hören und Verstehen“ und „Aussprache“ trainiert. Darüber hinaus werden die Vokabeln in Zusammenhänge gesetzt und in Lückentexten abgefragt. Zum Zweiten können die Nutzer über die zugewiesenen Schlagworte zielgerichtet Vokabeln zu bestimmten Sachgruppen lernen. So ist ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Lernen möglich. Und zum Dritten bleiben die einzelnen Dateien bearbeitbar, können also mit weiteren Schlagworten versehen und auf regionale Varietäten angepasst werden. Durch eine vorhandene Suchfunktion kann das Programm sogar als Wörterbuch genutzt werden.

Über ein Kontaktformular auf der Homepage des KND können Dateien zum Download angefordert werden. Das Angebot wird stetig erweitert und ergänzt. Derzeit sind rund 3.000 Vokabeln aus den Themenbereichen „Der Mensch an sich“, „Gesellschaft und Zusammenleben“, „Haus und Hof“ sowie „Natur und Umwelt“ enthalten. Mehr als 60 Audiodateien mit Redewendungen und Schnacks ergänzen die Sammlung. Zusätzlich gibt es einen Themenbereich „Grammatik“, mit dem man mit ca. 1.000 weiteren Karten unter anderem Pluralbildung und Konjugation der Verben üben kann.

In der Orthographie folgen die von Ulrike Stern, wissenschaftliche Mitarbeiterin am KND, und Laura Schilling erstellten Dateien den Wörterbüchern von Prof. Dr. Renate Herrmann-Winter. Neben dem Wortschatz des „Hör- und Lernbuchs für das Plattdeutsche“ wurde unter anderem auch die Wortschatzempfehlung des Instituts für niederdeutsche Sprache e. V. mit Sitz in Bremen zu Grunde gelegt und diese Sammlung um Sag- und Sprichwörter ergänzt. Um besonders diesen Teil noch weiter auszubauen, können Nutzerinnen und Nutzer ihre Lieblingsredewendungen und eigene Tonaufnahmen in geeigneter Qualität an das Kompetenzzentrum mailen. So sollen die regionalen Unterschiede und die Vielfalt der Sprache abgebildet werden. Dies ist in so einem Programm sonst nur bedingt möglich.

Zukünftig wird die Software in den Fort- und Weiterbildungen des KND für Lehrerinnen und Lehrer und Fachkräfte in Kindertagesstätten sowie in den Seminaren für Niederdeutsch- und Germanistik-Studiengänge der Universität Greifswald genutzt, soll aber auch für andere Interessenten zugänglich gemacht werden. Mit der Erstellung der Dateien werden für die Schulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern neue Wege in der Niederdeutschdidaktik eröffnet.


Weitere Informationen
Das Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik (KND) hat die Aufgabe, ergänzend zu den Angeboten des Instituts für Qualitätsentwicklung Mecklenburg-Vorpommern die bestehende Lehrerausbildung im Bereich Niederdeutsch zu stärken und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus unterbreitet das KND berufsbegleitende Fort- und Weiterbildungsangebote für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Lehrerinnen und Lehrer.

Medieninfo als PDF

Ansprechpartnerinnen an der Universität Greifswald
Dr. Birte Arendt, Leiterin
Ulrike Stern, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik (KND)
Rubenowstraße 3
17489 Greifswald
Telefon 03834 420 3440 und 3427
kompetenzzentrumNDuni-greifswaldde

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