Anja Srebro

Studium in Greifswald
M.Sc. Psychologie 

Zeitraum
Juli 2023 - November 2023

Aktivität im Ausland
Freemoverin an der Universidad CES in Medellín Kolumbien

Wieso ich ins Ausland gegangen bin?
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Aufgrund der Tatsache, dass ich in meinem Bachelorstudium bereits für ein Jahr an einer brasilianischen Universität studiert habe, wollte ich im Rahmen meines Masterstudiums die Psychologie an einer spanischsprachigen Universität kennenlernen, damit ich sowohl mein Portugiesisch als auch mein Spanisch auf einem hohen Niveau halte. Da ich nach wie vor sehr fasziniert bin von den lateinamerikanischen Ländern und ich das Leben und Studium außerhalb Europas für einen längeren Zeitraum kennenlernen wollte, war für mich klar, dass ich wieder in Lateinamerika studieren werde. Meine Wahl fiel aus dem Grund auf Kolumbien, da deren Spanisch nicht so große Differenzen zu dem europäischen Spanisch haben sollte. In anderen Ländern Lateinamerikas unterscheidet sich das verwendete Vokabular nämlich teils komplett von dem in Spanien, sodass ich mir den Einstieg in die spanische Sprache dadurch etwas erleichtern wollte. Weil ich sowohl Familie als auch Freunde habe, die aus Kolumbien kommen, habe ich mir von ihnen die Empfehlung für Medellín geben lassen, da diese Stadt lebendiger sein sollte und ich dort einen schöneren Aufenthalt haben sollte als in anderen Städten wie beispielsweise Cartagena, welche ich auch in Betracht gezogen hatte. Ich bin sehr glücklich diese Wahl getroffen zu haben. Bei der Wahl der Universität half mir ein Erfahrungsbericht von einem deutschen Psychologiestudenten, welcher ebenfalls an der Universidad CES sein Auslandssemester im Bereich der „Rechts- und forensische Psychologie“ absolviert hatte und sehr zufrieden mit seiner Wahl war."

Mein Studium der Rechts- und Forensischen Psychologie an der Universidad CES

Ich bin sehr glücklich über die Auswahl meiner Universität hier in Medellín in Kolumbien. Ich studiere an der privaten „Universidad CES“ im Masterprogramm „Maestría en Psicología Jurídica y Forense“. Die Uni ist sehr klein und überschaubar, was sich auch in der Betreuung widerspiegelt. Ich wurde von Anfang an bis Ende sehr gut betreut und man kennt sich nicht nur unter den Austauschstudierenden sehr gut. Auch die zuständigen Personen, die verantwortlich sind für meinen Austausch kennen mich und man wird teils als einzelner Studierender von dem Personal hier betreut und begleitet. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich wurde in den ersten Wochen sogar mit dem Auto einer Dozentin zu meinem Hostel mitgenommen, damit ich nicht das Uber nehmen muss und mich wohl fühle. Ich habe mich sehr schnell heimisch hier gefühlt. Die Universität hat hier wie in einigen anderen Ländern einen schulischen Charakter, es sitzen teils weniger als 10 Leute in einem Raum, was auch auf die generelle Größe der Uni zurückzuführen ist. Im zweiten Semester im Jahr 2020 studierten hier an der Universidad CES 6.331 Menschen, im selben Jahr waren es an der Universität Greifswald 10. 019 Menschen. Der Campus ist ebenfalls überschaubar und liegt im Viertel El Poblado. Die Universität ist auf einem sehr hohen Punkt, das heißt man hat einen atemberaubenden Ausblick auf Medellín, wenn man aus den höchsten Stockwerken der Gebäude blickt. Umgeben ist man von sehr viel Natur, was der Uni ein schönes Flair gibt. Auch gibt es hier vegane Essensmöglichkeiten, ich esse fast immer eine Bowl mit Quinoa und Falafel für 14 000 COP (kolumbianische Pesos), was umgerechnet meist 3,14 entspricht. Auch bietet die Uni einige Möglichkeiten, um sich sportlich zu betätigen und hat ein eigenes Fitnessstudio, das heißt, man kann vor oder nach dem Lernen auch sein Sportprogramm durchziehen. Für das Fitnessstudio muss man allerdings bezahlen, aber auch hier gibt es Sparangebote.

Als Austauschstudentin muss ich hier nichts für das Studium bezahlen. Der Studiengang ist eine Spezialisierung für das Gebiet der Rechts- und Forensischen Psychologie und die Vorlesungstage finden immer freitags und samstags statt. Das ist natürlich nicht jedermanns Lieblingsuhrzeit, erst recht nicht, wenn die Vorlesungen freitags bis 21 Uhr gehen und samstags bereits um 8 Uhr (einmal ausnahmsweise sogar um 7 Uhr morgens!) morgens beginnen, aber was tut man nicht alles dafür, um ein superspannendes Fachgebiet in Kombination mit einem Auslandssemester kennenzulernen. Klar fallen da einige Freitagabende, an denen man bis tief in die Nacht das Partyleben in Medellín genießen kann, ins Wasser, aber das war es mir wert. Freitags vormittags habe ich von 8 bis 12 Uhr morgens Vorlesungen aus dem jeweiligen Bachelorprogramm, damit ich mir die Grundlagen aus dem Bereich aneignen kann. Das finde ich auch gut so, schließlich hatte ich in meinem bisherigen Psychologiestudium (weder im Bachelor, noch jetzt im Master) noch gar keinen Kontakt mit diesem Gebiet. Fast jede Woche muss ich entweder alleine oder in Gruppenarbeiten (oder Klausuren) Prüfungsleistungen erbringen, sowohl in meinem Bachelorfach, als auch in den Fächern aus dem Master, welche freitags abends von 17 bis 21 Uhr stattfinden und samstags von 8 bis 16 Uhr. Der Stoff ist extrem spannend und oft erzählen die Professoren auch von Erfahrungen aus dem echten Leben, wo sie als Gutacher:Innen in Fällen gearbeitet haben und wie sich Täter:Innen und Opfer von Gewalt typischerweise in solchen Situationen verhalten. In einer Gruppenarbeit durfte ich auch selbst einmal ein Gutachten mit Kommiliton:Innen verfassen, was mir sehr viel Spaß bereitet hat. Einige Fächer waren nichts für schwache Nerven. (Triggerwarnung!)

Eine Professorin hat uns mit Bildern von Opfern von Gewalt konfrontiert. Bei einigen Bildern musste ich echt schlucken. Die Opfer waren nicht mehr am Leben und als uns die Professorin erzählt hat wie diese durch die Gewalteinwirkungen der Täter:Innen ums Leben gekommen sind, kam man der harten Realität einer forensischen Psychologin ein bisschen näher. Mir kamen einige Fragen zu meinem Berufswunsch auf. Kann ich so etwas jeden Tag machen? Was machen solche Geschichten und Bilder mit einem, wenn man tagtäglich mit den traurigen und schlimmen Seiten des Lebens konfrontiert wird? Wie sehr belastet das einen psychisch? Klar, sind diese Bilder im Rahmen der Vorlesungen emotional sehr aufwühlend gewesen, aber andererseits war ich auch sehr froh darüber, dass man bereits im Rahmen seiner Ausbildung mit der Realität konfrontiert wird. Hier bekomme ich nicht nur Geschichten darüber zu hören, wie es ist in einem Beruf zu arbeiten, sondern auch Bilder zu sehen, die schon einmal ein Schritt in die harte aber reale Richtung sind. Auch wird mir an der Uni angeboten, dass ich mir die Aufzeichnungen von Gerichtsfällen anschauen darf, an denen Professor:Innen meiner Universität als Gutachter:Innen tätig waren. Durch diese Einblicke in den realen Arbeitsalltag bekommt man ebenfalls einen guten Eindruck darüber, ob man sich und vor allem wie man sich einen potentiellen Arbeitsalltag in diesem Bereich vorstellen kann. Neben dem theoretischen Teil meines Auslandssemesters haben sich die zuständigen Personen meiner Universität sehr darum bemüht haben, mir Einblicke in die praktische Arbeit einer Rechts- und forensischen Psychologin zu geben. Darüber berichte ich euch in meinem nächsten Beitrag. 


Meine praktischen Erfahrungen in Kolumbien

In diesem Beitrag erzähle ich euch ein bisschen über meine praktischen Erfahrungen hier in Kolumbien. Ich bin überaus dankbar, dass die zuständigen Personen aus dem International Office (hier: Asuntos Globales) die ganzen praktischen Erfahrungen möglich gemacht haben und diese (teils nur für mich) organisiert haben. Dadurch habe ich einen sehr realen Eindruck über die Arbeit einer Rechts- und forensischen Psychologin bekommen.

Assistenz psychologischer Evaluationen im CENDES (Centro de Estudios en Derecho y Salud - Zentrum für Rechts- und Gesundheitsstudien)  

Zum einen gibt es an der Universidad CES eine Einrichtung, die sich CENDES (Centro de Estudios en Derecho y Salud - Zentrum für Rechts- und Gesundheitsstudien) nennt. Hier durfte ich bei psychologischen und medizinischen Evaluationen assistieren und die Gutachter:Innen mit meinen Beobachtungen und Notizen unterstützen. Dabei durfte ich bei sehr emotionalen Fällen dabei sein. Einmal ging es um einen Scheidungsprozess und die psychischen Probleme, die der Mann im Laufe der letzten Ehejahre erlitten hat. In einem anderen Fall wollte eine junge Mutter ein Krankenhaus verklagen, weil diese einen Fehler gemacht hatten und da sie nicht mehr rechtzeitig in ein anderes Krankenhaus konnten, kam ihr Sohn vor einigen Jahren mit Behinderungen auf die Welt. Vor allem bei dem letzten Fall, kam ich der harten Realität des Berufs einer Psychologin wieder auf einen Schlag näher. Eigentlich bin ich nicht so nah am Wasser gebaut, aber bei der Geschichte kamen selbst mir die Tränen. Der Junge war sechs Jahre alt und war auf dem Entwicklungsstand eines Neugeborenen. Selbst seinen Nacken mussten man durchgehend stabilisieren, wie bei einem kleinen Baby. Als ich die Mutter am Ende der Evaluation fragte, was das belastendste an der Situation sei, meinte sie, dass sie sich immer noch nicht daran gewöhnt hätte, dass ihr Sohn, unabhängig davon, was sie ihm beigebracht hatte, dieser es immer wieder vergaß und sie immer wieder von neu anfangen musste. Bis zu dem Zeitpunkt der Geburt dachte sie, dass ihr Sohn gesund auf die Welt käme und dann kam der große Schock. Das war wirklich ein sehr emotional aufwühlender Tag, aber auch hier bin ich zumindest in beruflicher Hinsicht dankbar, die praktische Arbeit meines Berufs kennen lernen zu dürfen und mir der Verantwortung, die diese Arbeit mit sich bringt, bewusst zu werden.

Rechtsberatung  (Consultorio jurídico) und Besuch einer schutzbedürftigen Gemeinschaft (comuna vulnerable)

Neben meinen Vorlesungen freitags und samstags, ging ich jeden Donnerstag für ein paar Stunden ins „consultorio jurídico“ (Rechtsberatung), da ich neben der Psychologischen Fakultät auch an der Fakultät für Rechtswissenschaften immatrikuliert bin. Mittlerweile habe ich diesen Kurs erfolgreich abgeschlossen und auch hier durfte ich neben der theoretischen Arbeit an einem Tag in eine schutzbedürftige Gemeinschaft (comuna vulnerable) gehen, in der die Jura-Studierenden eine kostenlose Rechtsberatung für die Menschen aus der Gegend durchgeführt haben. Das Ganze ist Teil des Projekts „Fundación Unbound Proyecto Antioquia“, einer Nichtregierungsorganisation, welche ihr Angebot an Menschen ab 60 Jahren und älter richtet und die vor Beantragung ihrer Patenschaft mindestens ein Jahr im Einzugsgebiet leben müssen. Außerdem ist es notwendig, dass die Menschen eine spürbare wirtschaftliche Notlage haben, sodass man ihre Lebensqualität im Rahmen der Patenschaft verbessern kann. Auch hier habe ich als Psychologin meinen Teil der Beratung geleistet und so habe ich beispielsweise bei einer Frau, welche sich gerne scheiden lassen wollte, zusammen mit meiner Professorin psychologische Beratung geleistet und die Jura-Studierenden haben sie darüber informiert, dass sie Anspruch auf eine kostenlose Rechtsberatung im „consultorio jurídico“ hätte. Das war ebenfalls ein schöner Moment für mich, zu sehen, dass solche Projekte Früchte tragen. Die Freude der Frau darüber, dass die Hilfe für sie zugänglich war, vor allem bei der traurigen Geschichte ihrer Ehe, welche von psychischer und physischer Gewalt geprägt war, hat sich auch auf mich übertragen. 

Gefängnisbesuch in La Ceja

Im Rahmen meiner Vorlesungen aus dem Bachelor-Studium in Medellín habe ich einen Ausflug mit meinem Kurs in ein Gefängnis in „La Ceja“ gemacht. Ich staunte nicht schlecht, als ich anfangs von diesem Vorhaben erfuhr. Dort angekommen wurde ebenfalls eine Prüfungsleistung von uns abgenommen. Zusammen mit einer Kommilitonin habe ich ein Interview geführt mit einem Gefängnisinsassen. Auf Grundlage dieses Interviews sollten wir ein Gutachten verfassen. Seiner Aussage zufolge saß er zu Unrecht im Gefängnis, da ihm „schlechte Freunde“ ein gestohlenes Motorrad untergejubelt hätten. Sein Vater war Mitglied der Guerilla, einer aufständischen Einheit hier in Kolumbien und wurde erschossen als unser Interviewpartner noch ein Kind war. Die Guerilla heißt auf Spanisch F.A.R.C.-E.P. “Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo” und verdient ihr Geld durch Entführung, Erpressung lokaler Drogenkartelle, Goldabbau, die Herstellung und den Schmuggel von beispielsweise Cannabis und Kokain. Als er uns das erzählte, erahnten wir schon, was womöglich der Ursprung seines delinquenten Verhaltens war. Neben uns saß ein Gefängnisinsasse, welcher seinen ersten Mord mit zwölf Jahren begangen hatte. Auch gab es Fälle von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen. In meiner bisherigen beruflichen Laufbahn habe ich bereits Einblicke in die verschiedensten Bereiche bekommen. Ich habe Praktika und Jobs in der Forschung, in der Wirtschaft, im Gesundheits- und Sportbereich, sowie in der Klinik gemacht. Die emotional „schwersten“ Eindrücke habe ich jedoch hier im Bereich der Rechts- und forensischen Psychologie in Kolumbien bekommen. Dass sich die Theorie oft stark von der Praxis unterscheidet, ist bekannt. Beispielsweise weiß man, dass es in Lateinamerika mehr Gewalt gibt als in Ländern wie Deutschland. Jedoch ist es eine vollkommen andere Erfahrung von eben dieser Gewalt auf einem Blatt Papier zu lesen und eben diese „zu erleben“ in Form von persönlichen Geschichten. Neben diesem einmaligen Besuch ins Gefängnis habe ich mehrere Monate lang persönliche Geschichten von den Patient:Innen der Klinik „San Juan de Dios“ in La Ceja hören dürfen und diese im Rahmen ihrer Behandlung psychologisch begleiten dürfen.

Teilzeitpraktikum in Klinik „San Juan de Dios“

In der Klinik „San Juan de Dios“ in La Ceja habe ich nämlich im Rahmen eines Rehabilitationsprogramms ein Teilzeitpraktikum absolviert. Im Gegensatz zum Studium musste ich für dieses Praktikum Geld bezahlen. Es war zwar eine sehr lehrreiche Erfahrung, dennoch fand ich, dass ich mit 3.212.000 COP (kolumbianischen Pesos), was aktuell 725,23 Euro entspricht, extrem viel Geld dafür bezahlen musste. Das Praktikum war nicht vergütet. In dem Beitrag war eine Versicherung (39.600 COP = 8,94 Euro) für die Zeit während meiner Arbeit dort enthalten und der Rest des Beitrags war dafür, dass es ein akademisch begleitendes Praktikum war. Der Ort La Ceja ist mit dem Bus ungefähr anderthalb Stunden von meinem Zuhause in Las Palmas (El Poblado, Medellín) entfernt, sodass ich einmal in der Woche immer drei Stunden für die Fahrt gebraucht habe. Dort habe ich mit Psycholog:Innen und Ergotherapeut:Innen zusammen gearbeitet, da die Klinik Menschen behandelt, die aufgrund ihrer psychischen Störung unzurechnungsfähig sind und nicht für ihre Strafdelikte verantwortlich gemacht werden konnten. Aus diesem Grund sind sie nicht in einem Gefängnis, sondern in dieser Klinik. Aufgrund der teils komplexen Symptomatik behandelt man die Patient:Innen mit der Hilfe von Psycholog:Innen, Ergotherapeut:Innen und Ärzt:Innen. Dadurch möchte man den 

größten Behandlungserfolg sichern. Im Rahmen meiner mehrmonatigen Praktikumszeit habe ich morgens die Psycholog:Innen bei den psychosozialen Interventionen und Workshops zur kognitiven Stimulation mit den Patient:Innen unterstützt. Diese wurden je nach ihrer kognitiven Funktionsfähigkeit in drei Gruppen unterteilt – kognitiv schwach, mittelmäßig und stark funktionsfähige Patient:Innen (Kognitive Prozesse beziehen sich auf die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen). Nach dem Morgenprogramm habe ich einen Patienten mit der Diagnose Schizophrenie und Substanzkonsumstörung regelmäßig durch Aktivitäten zur Förderung der Verhaltensaktivierung und Stärkung von Fähigkeiten begleitet. Weiterhin durfte ich Evaluierungsgespräche mit einer Gruppe von Patient:Innen durchführen, welche unter anderem folgende Diagnosen hatten: Schizophrenie, geistige Behinderung, bipolare affektive Störung. Auch wenn dieses Praktikum kein klinisches war, sondern dem Bereich der Rechts- und forensischen Psychologie“ zugeordnet wird, habe ich dennoch aus beiden Bereichen viel lernen und das Gelernte auch anwenden dürfen. Viele der Patient:Innen haben sehr schlimme Lebensgeschichten und ungefähr die Hälfte hat jemanden aus der eigenen Familie umgebracht. Dabei waren einige unter dem Einfluss von vielen schweren Drogen wie Kokain oder chemischen Drogen. Andere wiederum waren nicht medikamentös eingestellt, obwohl sie die Medikamente aufgrund ihrer Symptomatik gebraucht hätten. Eine Frau beispielsweise hat ihre Medikamente für die Schizophrenie nicht bekommen, da es Probleme mit der Krankenversicherung gab und in diesem Zustand hat sie ihren Vater mit einer Schere umgebracht. In manchen Momenten wird ihr das klar und sie fängt an zu weinen. Auch hier hat sich mein Bild von jemandem, der einen anderen Menschen umgebracht hat sehr gewandelt. Vor meinem Praktikum muss ich gestehen, hatte ich ein wenig Angst davor, wie es sein würde, zusammen mit vielen Menschen zu arbeiten, die so etwas getan hatten. Aber im Laufe meines Praktikums lernte ich die Patient:Innen und ihre Geschichten kennen und lernte, wie schlimm solche Störungen sein konnten. Einige Patient:Innen wurden in ihrer Kindheit vernachlässigt und hatten niemanden, der sich um sie kümmerte. In der Jugend verfielen sie den Drogen und später kam es zu diesen schrecklichen Ereignissen, wofür sie sich auch schämten, wie ich durch die Gespräche mit ihnen erfuhr. Andere Patient:Innen wiederum durchlitten sexuellen Missbrauch. Es sind schlimme Geschichten, mit denen ich dort konfrontiert wurde. Aus diesem Grund freue ich mich für die Patient:Innen, dass sie in dieser Klinik eine gute Behandlung aus den Bereichen der Psychologie, Medizin und Ergotherapie erfahren dürfen und so rehabilitiert werden können. Die ganzen Erfahrungen in der Klinik, in der ich ein großartiges Team an meiner Seite hatte, haben mich in meiner beruflichen Laufbahn weitergebracht, mir wichtige Erkenntnisse über meine Berufswünsche gegeben und mich auch persönlich bereichert. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen machen durfte.

 


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