Deutschlands größte Gesundheitsstudie startet nach zehn Jahren in die dritte Runde

NAKO-Studie: Eine NAKO-Studienassistentin untersucht bei einer Teilnehmerin den zentralen Augenhintergrund, um Aussagen zur Augengesundheit zu treffen.
NAKO-Studie: Eine NAKO-Studienassistentin untersucht bei einer Teilnehmerin den zentralen Augenhintergrund, um Aussagen zur Augengesundheit zu treffen. © Cordula Feck
NAKO-Studie: Die Laborproben werden in einer Biobank anonymisiert gelagert und stehen so für weitere wissenschaftliche Analysen zur Verfügung.
NAKO-Studie: Die Laborproben werden in einer Biobank anonymisiert gelagert und stehen so für weitere wissenschaftliche Analysen zur Verfügung. © Cordula Feck

„Wir würden uns sehr freuen, wenn möglichst viele der Eingeladenen die erste Folgeuntersuchung wahr­nehmen würden“, sagte der Studienleiter und Leiter der Abteilung SHIP/Klinisch-Epidemiologische For­schung am Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Henry Völzke: „Bis­lang haben 13 370 die Zweituntersuchung bereits absolviert. Eingeladen waren mehr als 20 000 der Erst­untersuchten. Je mehr Teilnehmende wir gewinnen, um so aussagekräftiger werden unsere Ergebnisse. Gerade die regelmäßigen Folgeuntersuchungen helfen uns, gesundheitliche Veränderungen zu erkennen.“

Ziel der Langzeitstudie ist es, chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Infektionen und Depression genauer zu erforschen, um Prävention, Früherken­nung und Behandlung dieser in der Bevölkerung weit verbreiteten Krankheiten zu verbessern. Auch Mög­lichkeiten der Früherkennung von Krankheiten sollen identifiziert werden. Die Koordination in MV liegt in der Verantwortung der Universitätsmedizin Greifswald, die über langjährige Erfahrungen in der Epidemio­logie und Versorgungsforschung verfügt.

Temporäre Zentren als Sonderweg in MV

Die NAKO Gesundheitsstudie hat sich als wertvolle interdisziplinäre und bevölkerungsbasierte Langzeit­studie und wissenschaftliches Kompetenznetzwerk etabliert. Seit 2014 haben bundesweit 205 217 Frauen und Männer an der ersten Untersuchungswelle und bislang rund 130 000 Probanden davon an der Zweit­untersuchung teilgenommen. Die weitere Förderung und Fortsetzung bis 2028 in einer zweiten Folgeunter­suchung ist bereits beschlossen. Schon bald werden die Einladungen für die dritte Untersuchungswelle ver­sendet.

„Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden in Kürze mehr als 13 000 Zweitteilnehmende den „grünen Einladungsbrief“ zur Drittuntersuchung erhalten“, kündigte Dr. Claudia Meinke-Franze, die Leiterin des NAKO-Studienzentrums in MV an.

Das Hauptuntersuchungszentrum in MV befindet sich seit Januar 2015 im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg. Die Vier-Tore-Stadt gehört bundesweit zu den fünf Standorten, an denen auch zusätzlich einstündige Ganzkörperuntersuchungen mit einem Magnetresonanztomographen (MRT) vorgenommen werden. „Als einziges Land hat Mecklenburg-Vorpommern zudem drei temporäre Standorte eingerichtet. Gestartet wurde in Neustrelitz, später kamen abwechselnd Waren (Müritz) und Demmin dazu. Dabei wur­den die Erfahrungen der SHIP-Gesundheitsstudie in Vorpommern (Study of Health of Pomerania) genutzt“, so die Leiterin des Studienzentrums in MV. „Diese hatte gezeigt, dass bei der persönlichen Entscheidung, an einer so umfassenden Studie teilzunehmen, die Wohnortnähe eine entscheidende Rolle spielt. Die zeit­weise eingerichteten regionalen NAKO-Anlaufstellen sollen so eine Teilnahme erleichtern.“

In der Basisuntersuchung von 2014 bis 2019 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 22 009 Teilnehmende aus der Region Mecklenburgische Seenplatte untersucht, davon erhielten 6687 eine MRT-Untersuchung. An der noch laufenden ersten Folgeuntersuchung ab 2018 nahmen 13 370 Probanden teil, 3931 mit MRT. Deutschlandweit ist das Ziel der NAKO-Gesundheitsstudie, in der Zweituntersuchung 135 000 Teil­nehmende zu untersuchen, davon 18 000 mit MRT-Untersuchung.

„Wir sind jedem einzelnen Teilnehmenden wirklich sehr dankbar. Mit ihrer Teilnahme an der sehr aufwän­di­gen Gesundheitsstudie erarbeiten wir uns ein umfassendes Basiswissen, um neue Therapie- und Behand­lungs­erfolge für alle Menschen zu erzielen“, so Völzke, der zugleich Vorstandsvorsitzender der NAKO ist. „Auch vor Ort, vor allem im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum erfahren wir große Unterstützung für das ambitio­nierte Langzeitprojekt“, hob Völzke hervor. Zum NAKO-Team MV gehören aktuell 30 Mitarbeitende.

Wertvolle Erkenntnisse für den medizinischen Fortschritt

Die Untersuchungsergebnisse sind bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit von großem Interesse. So werden im Laufe der Studie beispielsweise ca. 28 Mio. Bioproben gesammelt und gelagert und stehen für die internationale wissenschaftliche Forschung zur Verfügung. Es gibt mittlerweile mehr als 500 Datennutzungsanträge für die NAKO. In mehr als 130 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fach­journalen wurden die Erkenntnisse publiziert.

Dabei wurden auch regionale Entwicklungen diskutiert. So wurde durch die Untersuchungen nochmals be­stätigt, dass in Mecklenburg-Vorpommern die Menschen mit dem höchsten Body-Mass-Index leben. Zu­gleich wurden die Grenzen des Body-Mass-Index in der klinischen Routine und Wissenschaft aufgezeigt und ergänzende Untersuchungen integriert. Ferner wurde beispielsweise erkannt, dass erstgeborene Kin­der ein höheres Risiko haben, an Typ-1-Diabetes zu erkranken als später geborene Kinder.

Menschen mit Migrationshintergrund haben höhere Risiken für Depressionen als Personen ohne Migrati­ons­hintergrund. Ein schlechter sozioökonomischer Status erhöht dieses Risiko noch einmal. Auch die Corona-Pandemie spielte eine Rolle. Die körperlichen Aktivitäten wurden während der Pandemie reduziert, allerdings stärker bei jüngeren als bei älteren Personen. Während der Pandemie haben ältere Erwachsene weniger Sorgen und Ängste gehabt als jüngere. Knapp jeder Dritte fühlte sich während der Pandemie einsam. Frauen und wiederum Jüngere waren häufiger betroffen.

HINTERGRUND

Warum ist die NAKO notwendig?
Die zentralen Fragen der NAKO lauten: Warum wird der eine krank, der andere aber bleibt gesund? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Ist es die Umwelt, das soziale Umfeld oder die Situation am Arbeitsplatz? Ist es die Ernäh­rung? Sind es die Gene? Eine Mischung von allem? Auch wenn bereits einiges erforscht werden konnte, die genauen Zusammenhänge sind noch nicht bekannt. Ziel ist es, den Ursachen für die Entstehung von Volkskrankheiten, wie bei­spielsweise Krebs, Diabetes, Infektionskrankheiten und Herzinfarkt, aber auch neuere Erkrankungen wie Demenz auf den Grund zu gehen.

Wer führt die NAKO durch?
Die NAKO Gesundheitsstudie wird vom Verein NAKO e. V. deutschlandweit in 18 regionalen Studienzentren durch­ge­führt. Finanziert wird Sie aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der betei­ligten Bundesländer und der Helmholtz-Gemeinschaft. Die Förderung beträgt seit 2014 insgesamt 127 Mio. Euro. Die NAKO läuft mit der in Kürze startenden dritten Untersuchungswelle zunächst bis 2028.

Was wird in der NAKO untersucht?
Das Untersuchungsprogramm der ersten Folgeuntersuchung dauert bis zu 4,5 Stunden und beinhaltet neben den Befragungen zur Lebensweise und zu Vorerkrankungen auch eine Vielzahl an medizinischen Untersuchungen. So werden zum Beispiel Größe, Gewicht, Körperzusammensetzung, Handgreifkraft, körperliche Aktivität, Zuckerstoff-wechsel, Blutdruck, die Lungenfunktion und der Herzultraschall gemessen sowie die Augen untersucht und ein EKG gemacht. Im Labor werden Blut- und Cholesterinwerte ermittelt. Über die Untersuchungsergebnisse werden die Teil­nehmenden, wenn gewünscht, informiert. Die Folgeuntersuchungen erfolgen in einem zeitlichen Abstand von vier bis fünf Jahren.

Weitere Informationen unter https://nako.de

Quelle
Medieninformation der Universitätsmedizin Greifswald vom 10.04.2024

Ansprechpartner an der Universitätsmedizin Greifswald

Institut für Community Medicine
NAKO-Studienleiter: Prof. Dr. Henry Völzke
Walther-Rathenau-Straße 48, 17475 Greifswald
Telefon +49 3834 86 7541 oder 86 19574
nakomed.uni-greifswaldde

Pressesprecher
Christian Arns
Walther-Rathenau-Straße 46, 17475 Greifswald
Telefon +49 3834 86 5288
christian.arnsmed.uni-greifswaldde 
www.medizin.uni-greifswald.de 

 

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