Dual Career in Science: Gemeinsam zum Erfolg

Marieke van der Maaten-Theunissen (33 Jahre) und Ernst van der Maaten (32 Jahre) haben sich während des Studiums an der Universität in Wageningen in den Niederlanden kennengelernt und sind seitdem einen gemeinsamen Karriereweg gegangen. Von Mai 2013 bis Februar 2018 forschten und lehrten sie als Postdoktoranden am Institut für Botanik und Landschafsökologie in der Arbeitsgruppe von Prof. Martin Wilmking im Bereich Landschaftsökologie und Ökosystemdynamik. Marieke van der Maaten-Theunissen und Ernst van der Maaten sind gleichzeitig Kollegen und Partner und ein anschauliches Beispiel für ein Dual Career Couple. Im Gespräch mit der Projektkoordinatorin des Mentoringprogramms Mecklenburg-Vorpommern Angela Hoppe und der Volontärin der Presse- und Informationsstelle der Universität Greifswald, Hannah Weißbrodt, erzählt das Paar von ihren Erfahrungen. Seit März 2018 leiten die beiden eine Professur und ein neu zu etablierendes Jahrringlabor an der TU Dresden.

„Die Neugier hat uns immer angetrieben”

„Die Neugier hat uns immer angetrieben”

Es freut uns sehr, dass Sie beide eine Stelle an der TU-Dresden bekommen haben. Dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch!  Was hat Sie beide motiviert, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen?

Ernst: Während des Studiums hat uns Forschung immer sehr viel Spaß gemacht. Nachdem wir unsere Masterarbeiten geschrieben hatten, waren noch so viele offene Fragen in unserem Fachgebiet, dass wir uns gar nicht vorstellen konnten, einfach aufzuhören.

Marieke: Die Neugier hat uns immer weiter angetrieben, auch um neue Forschungsideen zu entwickeln.

Wie ging es nach Ihrem Masterabschluss weiter?

Ernst: Ich hatte gute Kontakte in Freiburg, weil ich dort bereits im Rahmen meines internationalen Masterprogramms studiert hatte. Es hat sich dann die Möglichkeit ergeben, meine Doktorarbeit dort anzufangen.

Marieke: Wir sind damals gemeinsam nach Freiburg gezogen, wo ich einen Antrag für ein Forschungsstipendium gestellt habe. Dieser wurde recht schnell bewilligt und so konnte ich auch meine Promotion anfangen. Ernst und ich hatten denselben Doktorvater...

Ernst: … und sogar unsere Verteidigungen fanden am gleichen Tag statt. So konnten wir gemeinsam feiern!

Hatten Sie schon immer die Perspektive einer Professur im Blick?

Marieke: Anfangs denkt man noch nicht so weit. In Freiburg haben wir promoviert und nur Forschung gemacht. Wir dachten damals, dass Forschungsstellen schön für uns wären. Als wir nach Greifswald kamen, sammelten wir  vielfältige Erfahrungen in der Lehre. Wir haben schnell gemerkt, dass auch die Lehre uns sehr viel Freude bereitet. Es ist unglaublich motivierend, wenn man den Studierenden etwas beibringen kann und sieht, dass sie Spaß daran haben. Ab dem Moment haben wir gedacht, dass das, was wir gerne machen, nämlich eine Kombination aus Forschung und Lehre, eine Professorenstelle beinhaltet und ja, da haben wir dann die Professur ins Auge gefasst. Mit diesem Entschluss haben wir nun gezielt darauf hingearbeitet, dass wir uns beide dafür qualifizieren.

„Es ist in jedem Fall wichtig zu wissen, wo man hinmöchte”

„Es ist in jedem Fall wichtig zu wissen, wo man hinmöchte”

Was sind aus Ihrer Perspektive die Erfolgsfaktoren einer wissenschaftlichen Karriere? Was hat dazu beigetragen, dass Sie erfolgreich sind?

Ernst: Erstens muss man muss natürlich in Lehre und Forschung gut qualifiziert sein. Darüber hinaus sollte man an der eigenen  internationalen Sichtbarkeit arbeiten, da dies eine Grundvoraussetzung dafür ist, um erfolgreich Drittmittel einzuwerben und Kooperationen mit anderen Wissenschaftlern einzugehen. Eine nicht zu unterschätzende Erfolgsquelle war bei uns vielleicht auch, dass wir beide im Ausland studiert haben und so bereits als Studierende internationale Netzwerke knüpfen konnten. Marieke war zum Beispiel ein Semester in Schweden und ich war in einem Programm, das hieß „European Forestry“. Während dieses Programms war ich ein Jahr lang in sieben europäischen Ländern unterwegs.

Hatten Sie an der Universität Greifswald Unterstützer, bei denen Sie das Gefühl hatten, hier können wir uns gut entwickeln?

Marieke: Man braucht natürlich Menschen, mit denen man diskutieren und  lernen kann. Bei mir hat auch das Mentoring-Programm für Postdoktorandinnen eine wichtige Rolle gespielt. Der Austausch im Rahmen dieses Programms war für mich sehr bereichernd.

Ernst: Am Institut war die Arbeitsatmosphäre sehr motivierend. Es gab viele Kolleginnen und Kollegen, von deren  Erfahrung wir lernen konnten. Auch diskutierten wir regelmäßig über Zukunftsperspektiven, zum Beispiel im Rahmen der jährlichen Mitarbeiter-Entwicklungsgespräche mit dem Arbeitsgruppenleiter Martin Wilmking.

Marieke: Man hat natürlich auch selbst eine große Verantwortung. Wenn man als Post-Doc etwas erreichen will, muss man sich eigene Ziele setzen und sich auf seine Karriere konzentrieren.

Welche Tipps würden Sie Postdoktoranden geben, die weitere Karriereschritte wie eine Professur verfolgen?

Marieke: Es ist in jedem Fall wichtig zu wissen, wo man hinmöchte. Ernst: Und wenn man sich Ziele setzt, sollte man diese nie aus den Augen verlieren und darauf hinarbeiten. Wer eine Professur anstrebt, sollte wissen, welche Qualifikationen in seinem Fachgebiet gefragt sind.

„Der Austausch im Mentoring-Programm war sehr bereichernd”

„Der Austausch im Mentoring-Programm war sehr bereichernd”

Frau van der Maaten-Theunissen, Sie hatten eben schon mal das Mentoring-Programm angesprochen und gesagt, dass Sie von dem Austausch mit den anderen Mentees profitiert haben. Gab es noch andere Angebote oder Formate von denen Sie besonders profitiert haben?

Marieke: Wir haben verschiedene Themen wie Kommunikation oder auch Zeitmanagement angesprochen. Ich fand es gut, sich im Mentoring-Programm bewusst damit auseinanderzusetzen. Wir mussten zum Beispiel einen Zeitplan erstellen, der zeigt, wo man sich in zehn Jahren sieht und wie dieses Ziel erreicht werden kann. Zudem habe ich von meiner internen Mentorin, Frau Prof. Unzeitig, viel gelernt. Ich hatte sie ausgewählt, weil sie damals im Senat war und ich gerne mehr über Gremienarbeit erfahren wollte. Wir haben uns viel darüber unterhalten, wie Entscheidungsprozesse dort ablaufen. Später wurde es auch ein genereller Austausch, ich habe erfahren, was sie so macht und wie es ihr in Forschung und Lehre geht. Für mich war dieser Austausch sehr bereichernd und der andere Blickwinkel sehr erfrischend. Auch weil sie einen ganz anderen fachlichen Hintergrund hat. In der Regel hält man sich ja immer nur in seinen eigenen Fachkreisen auf.

Das Thema Mobilität scheint bei Ihnen nie ein Hindernis gewesen zu sein, oder?

Marieke: Wir finden es toll, man erlebt etwas, lernt neue Leute und Kulturen kennen. Heutzutage wird es einem ja auch über das Internet leicht gemacht in Kontakt mit Familie und Freunden zu bleiben.

„Wir haben uns ganz bewusst zusammen beworben”

„Wir haben uns ganz bewusst zusammen beworben”

Ab einem gewissen Zeitpunkt haben Sie beide angestrebt, die Karriereschritte gemeinsam zu gehen. In Greifswald haben Sie zusammengearbeitet, und im März fangen Sie nun beide an der TU Dresden an. Können Sie zu den beiden Bewerbungsverfahren etwas erzählen? Wie lief das ab?

Marieke: Wir haben uns damals in Greifswald individuell auf eine Stelle beworben, da wir sie beide interessant fanden. Martin Wilmking bot uns dann die Möglichkeit die Haushaltstelle zu teilen und nach Möglichkeit über Drittmittel aufzustocken. Das Teilen der Stelle war im Vorfeld nicht geplant.

Ernst: Wir waren damals etwas zurückhaltend, um das Thema ‚Dual Career’ offen anzusprechen. In Dresden haben wir uns aber ganz bewusst zusammen auf die Professur beworben, weil sie sehr gut zu uns beiden passt. Vor dem Bewerbungsprozess haben wir uns bereits mit der Berufungskommission in Verbindung gesetzt und ihnen geschrieben, dass wir überlegen uns gemeinsam und individuell zu bewerben. Wir haben gefragt, wie sie einer gemeinsamen Bewerbung gegenüberstünden. Da die Reaktion überaus positiv war, haben wir uns sowohl gemeinsam als auch individuell beworben.

Marieke: Im Januar 2017 wurden wir dann zum „Vorsingen“ eingeladen. Neben wissenschaftlichen Vorträge und Lehrproben hatten wir sowohl ein einzelnes als auch ein gemeinsames Gespräch mit der Berufungskommission, da sie eine Idee bekommen wollte, wie wir uns eine gemeinsame Professur vorstellen. Ernst: Letztendlich wurden wir gemeinsam erstplatziert für die ausgeschriebene Professur, und beide individuell zweitplatziert, wobei Marieke als Frau vorrangig zweitplatziert war. Da es letztendlich nicht möglich war uns beide zu berufen, wurde Marieke für die Verhandlungen eingeladen und letztendlich berufen. Sie hat für mich eine unbefristete Stelle innerhalb der Professur herausgehandelt, damit wir auch in Zukunft gemeinsam forschen und lehren können. Das ist sehr erfreulich für uns.

Als Dual Career Couple sind Sie bei anderen Paaren gefragt. Was für Tipps würden Sie ihnen abschließend mit auf den Weg geben?

Marieke: Nicht jeder internationaler Arbeitgeber ist offen dafür, ein Paar anzustellen. Da muss man im Vorfeld fragen und offen sagen, was man sich konkret vorstellt.

Ernst: Unser Fall zeigt, dass Lösungen gefunden werden können. Das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft!


(Interview: Angela Hoppe und Hannah Weißbrodt; Foto: Till Junker)