Universität Greifswald verleiht Philipp Schwartz-Stipendium an Dr. Maria Mayerchyk aus der Ukraine

Die Rektorin der Universität Greifswald (Prof. Riedel) überreicht der ukrainischen Wissenchaftlerin Dr. Mayerchyk eine Urkunde über ein Philipp-Schwartz-Stipendium
Verleihung Philipp-Schwartz-Stipendium (v.l.n.r.) Dr. Maria Mayerchyk, Rektorin Prof. Dr. Katharina Riedel © Jan Meßerschmidt, 2022

Die ukrainische Wissenschaftlerin Dr. Maria Mayerchyk erhielt am 22. September 2022 ein Stipendium der Philipp Schwartz-Initiative. Die Urkunde wurde im feierlichen Rahmen von Prof. Dr. Katharina Riedel, der Rektorin der Universität Greifswald, verliehen. Das Stipendium ermöglicht der Geförderten einen 18-monatigen Forschungsaufenthalt am Institut für Slawistik der Universität Greifswald. Die Ethnologin freut sich auf eine enge und produktive Zusammenarbeit mit den Forschenden im BMBF-geförderten Projekt „(Un)Disciplined: Pluralizing Ukrainian Studies – Understanding the War in Ukraine“.

 

Dr. Maria Mayerchyk ist Senior Research Scholar am Ethnologischen Institut der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Kiew. In der Vergangenheit war sie Gastwissenschaftlerin an der Harvard University (USA), der Lund University (Schweden), der University of Alberta (Kanada) und der University of South Florida (USA). Ihre Forschungsinteressen umfassen das Thema „decolonial option“, queere und feministische Epistemologien, Osteuropa-Studien, Diaspora-Studien und kritische Folklore-Studien. Sie ist Autorin und Herausgeberin von zehn Büchern und Sonderausgaben von Fachzeitschriften und hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. Ihr jüngstes Buchprojekt trägt den Titel „Genealogy of Erotic Folklore: Overcoming Modern Design of Sexuality“.

Anlässlich der Verleihung des Philipp Schwartz-Fellowships sagte Dr. Mayerchyk: „Es ist eine Ehre für mich, Teil der akademischen Gemeinschaft der Universität Greifswald zu werden. Ich bin der Philipp Schwartz-Initiative und der Alexander von Humboldt-Stiftung dankbar für diese Gelegenheit, meine Forschung und Karriere in einem dynamischen akademischen Umfeld fortzusetzen.“ Mit ihrem Forschungsprojekt will sie Frieden und Gerechtigkeit fördern. „Die Geisteswissenschaften scheinen in Kriegszeiten nicht unbedingt ein wichtiger Bereich der akademischen Forschung zu sein. Nicht zuletzt die Unterschätzung der Geisteswissenschaften in den letzten Jahrzehnten hat jedoch dazu geführt, dass die Welt die Entstehung neuer faschistischer Denk- und Handlungsweisen in Europa übersehen hat. Heute findet der Widerstand gegen das neue Böse nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch in den Köpfen der Menschen statt. Geisteswissenschaften und kritisches Denken sind von entscheidender Bedeutung, um den Krieg zu beenden.“

Für Rektorin Prof. Katharina Riedel ist die Verleihung der Fellowship-Urkunde ein besonders sichtbares Zeichen des Engagements der Universität für ukrainische Wissenschaftler*innen und ordnet das Engagement in einen breiteren Kontext ein: „Als Universität treten wir für die Wissenschaftsfreiheit und Demokratie ein. Aus diesem Grund ist die Universität Greifswald im Jahr 2021 dem internationalen Netzwerk „Scholars at Risk“ (SAR) beigetreten, mit dem Ziel, hier vor Ort einen konkreten, lokalen Beitrag zur Unterstützung gefährdeter Forschender ungeachtet ihrer Herkunft zu leisten.“

„Wissenschaftsfreiheit und das Privileg, unter politisch und ökonomisch sicheren Verhältnissen akademisch arbeiten zu können, sind weltweit bedroht“, ergänzt Prof. Dr. Cordelia Heß, die Ansprechperson der SAR-Lokalgruppe. „Das Netzwerk "Scholars at Risk", zu dem weltweit über 500 akademische Institutionen gehören, hilft, auch diejenigen Kolleg*innen nicht zu vergessen, die in Konfliktherden leben müssen, die gerade nicht im medialen Fokus sind. Darüber hinaus bietet das Netzwerk bundesweit und international einen Rahmen, um für strukturell bessere Bedingungen für die Aufnahme gefährdeter Kolleg*innen zu arbeiten. Es ist allerdings noch ein weiter Weg – von mehr Finanzierungsprogrammen über realistischere Auswahlkriterien bis hin zu Möglichkeiten zur Unterstützung in den Herkunftsländern."

Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen und ermöglicht Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland die Verleihung von Fellowships für Forschungsaufenthalte an gefährdete Forscherinnen und Forscher.

Seit 2015 sind über 350 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus fast 100 Ländern über die Philipp Schwartz-Initiative als Fellows an deutschen Forschungseinrichtungen aufgenommen worden. An der Universität Greifswald arbeitet bereits ein Philipp Schwartz-Fellow aus Belarus.