Greifswald goes International
Friederike Vährmann
Studium in Greifswald
Englisch und Geschichte auf Lehramt für Gymnasien
Aktivität im Ausland
Teaching Internationally. Bishop Grosseteste University, Lincoln, UK
Zeitraum
08/2024 – 01/2025
Wieso ich ins Ausland gegangen bin?
"Im Rahmen meines Englischstudiums ist ein mindestens dreimonatiger Aufenthalt im englischsprachigen Ausland Pflicht. Das Teaching Internationally Projekt hatte mein Interesse besonders geweckt, da es die Möglichkeit bietet Studium und Praxiserfahrung zu vereinen. Dementsprechend schien es der perfekte Mittelweg, um so viele Erfahrungen sammeln zu können, wie möglich. Das Ziel England stand für mich ebenfalls schon recht lange fest. Durch vorherige Reisen wusste ich bereits, dass ich mich dort sehr wohl fühlen würde. Allerdings kannte ich bis dahin hauptsächlich den Süden des Landes, weswegen es mich umso mehr gefreut hat, durch die Teaching Internationally Partnerschaft auch den Norden Englands besser kennen zu lernen."
Leben auf dem Campus
Während meines Auslandsaufenthaltes habe ich in einem Studentenwohnheim der Bishop Grosseteste University gewohnt welches sich unmittelbar auf dem Campusgelände befunden hat. Der Weg zu den Vorlesungen, der Mensa oder anderen Einrichtungen auf dem Campus war dadurch immer angenehm kurz, was mir gerade bei zunehmend schlechtem Wetter im Winter sehr gelegen kam.
Das Wohnheim, in welchem ich untergebracht war, hatte eine Art WG System, wobei jede(r) ein eigenes Bad in seinem Zimmer hatte und sich nur die Küche mit angeschlossenem Wohnbereich geteilt wurde. Das war doch etwas anders, als ich es bisher aus meiner WG in Greifswald kannte. Zusammengewohnt habe ich mit vier Engländerinnen und einer weiteren Austauschschülerin aus Deutschland.
Ich bin sehr froh, dass ich mich für die Unterkunft im Wohnheim entschieden habe, wir sind als WG sehr schnell recht eng zusammengewachsen und ich habe mich sofort sehr gut integriert gefühlt. Von Spieleabenden, gemeinsamem Kochen und einer Begeisterung für Weihnachtsdekorationen, die ich bis dahin noch nie gesehen hatte, haben wir sehr viel gemeinsam unternommen. Dadurch habe ich auch viel von der Kultur des Landes kennengelernt, gerade in der Weihnachtszeit habe ich viele britische Traditionen kennenlernen und ausprobieren dürfen. Eine meiner Mitbewohnerinnen kam auch aus Lincoln und konnte uns viele Tipps für Unternehmungen in der Umgebung geben.
Studium und Praktikum
Ich habe neben einem Pflichtmodul im Bereich der Erziehungswissenschaften, welches mit dem Praktikum gekoppelt war, auch ein Modul in Geschichte und eines in englischer Literatur belegt. Der Einblick in den Studienalltag im Ausland war sehr interessant, da vieles doch etwas anders strukturiert war, als ich das von zu Hause aus kannte. Außerdem habe ich die Möglichkeit gehabt neue Lehrmethoden und Perspektiven auf meine Fächer näher kennen zu lernen, was ich sehr schätze. Gerade im Bereich Geschichte war es äußerst interessant Ereignisse aus anderen Perspektiven und aus einem anderen Fokus heraus anzugehen. So kamen in meinen Seminaren viele spannende Diskussionen zustande und ich bin sehr froh das Modul gewählt zu haben, auch wenn mir zunächst davon abgeraten wurde, da es gemeinsam mit dem Modul der Erziehungswissenschaften und dem Praktikum sowie einem weiteren Modul im Fach Englisch ein recht hoher, zusätzlicher Arbeitsaufwand war.
Am meisten habe ich aber im Modul der Erziehungswissenschaften gelernt. Das englische unterscheidet sich recht stark vom deutschen Schulsystem, weswegen ich sehr viele, spannende Einblicke in Bereiche erhalten habe, die ich bis dahin noch gar nicht kannte. Seminare spezifisch zum Thema Safeguarding an Schulen, wobei ganz gezielt auf Anzeichen von Mobbing, Ausgrenzung, Radikalisierung, Druck von außen, Probleme mit mentaler Gesundheit, Hinweise auf Missbrauch und dergleichen aufmerksam gemacht wird, sowie Methoden zur Prävention und Hilfsangeboten für SchülerInnen haben einen sehr tiefgehenden und umfassenden Einblick in ein System gegeben, in welchem dies ein standarisierter Fokus an sämtlichen Schulen ist. Dies kannte ich bisher in dieser Form noch nicht und habe in diesem Bereich sehr viel lernen können. Außerdem fand ich es sehr interessant neue, mir noch unbekannte, didaktische Theorien und Methoden kennen zu lernen, einige davon wende ich mittlerweile selbst in meiner Stundenplanung an, da sie die, in Greifswald gelernten, Methoden sehr schön ergänzen.
Außerdem war an mein Studium ein semesterbegleitendes Praktikum gekoppelt, bei welchem ich an zwei Tagen in der Woche am Lincoln College Englisch als Fremdsprache unterrichtet habe. Das College ist über meinen Aufenthalt zu einer Art zweitem Zuhause geworden, das ESOL Team dort ist recht klein und ich wurde sofort herzlich aufgenommen und wurde überall mit einbezogen, wie bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier oder einem Abend im Pub. Mein Mentor Christian, sowie alle anderen Lehrkräfte im Team haben sich viel Zeit genommen mich in Planungen mit einzubeziehen, mir Methoden zu erklären, die sich bei ihnen über Jahre bewährt haben und mich in meiner eigenen Planung zu unterstützen. Ich habe zu jeder von mir gehaltenen Stunde detailliertes, konstruktives Feedback bekommen, was mir sehr dabei geholfen hat meine Lehrerpersönlichkeit sowie meinen Unterrichtsstil weiterzuentwickeln. Ich habe in meiner Zeit dort unglaublich viel Unterstützung und Bestätigung erfahren - Sei es bei Selbstzweifeln, ob ich wirklich dazu in der Lage war Menschen zu unterrichten, deren Sprachlevel fast meinem eigenen gleicht oder Zweifel daran, oder ob ich Grammatik verständlich und ausschließlich auf Englisch erklären könnte, da dies in Deutschland ja oft über Beantwortung von Fragen auf Deutsch ergänzt wird. Das Unterrichten von Erwachsenen war komplett neu für mich, ebenso wie die Erfahrung Menschen eine Fremdsprache beizubringen und gleichzeitig zu wissen, dass diese Sprache auch der einzige Weg der Verständigung ist. Dies waren Herausforderungen, denen ich mich mit Hilfe des Kollegiums gestellt und sehr viel Freude daran gefunden habe neue Wege zu finden und Herausforderungen wie diese zu bewältigen. Insgesamt hat mich diese Praxiserfahrung darin bestätigt, den richtigen Beruf gewählt zu haben und hat mir gezeigt, dass ich Freude an den Aspekten des Berufes finde, welche mich vorher etwas verunsichert hatten.




Mein Alltag in Lincoln
Die Bishop Grosseteste University, und somit auch mein Studentenwohnheim, liegt im oberen Teil der Stadt, nahe der Kathedrale und der Burg. An zwei Tagen der Woche führte mein Weg also an sämtlichen Sehenswürdigkeiten vorbei, die steile Straße „Steep Hill“ hinunter zum Lincoln College, wo ich mein Praktikum absolvierte. Mein Arbeitstag dort begann um neun und endete offiziell um drei, durch Nachbesprechungen und dergleichen aber auch oft erst um vier. An einigen Tagen blieb ich auch bis acht Uhr abends, um Einblicke in andere Sprachlevel-Gruppen zu erhalten; der Kurs für Englisch auf Level C1 war ein Abendkurs, während die unteren Sprachlevel meistens am Vor- oder Nachmittag unterrichtet wurden. An den anderen drei Tagen der Woche hatte ich jeweils ein Modul an der Uni, wobei diese häufig zwischen drei bis vier Stunden dauerten, also deutlich länger als ich das aus Greifswald so kannte. Mittwochs und Donnerstags habe ich zusätzlich ehrenamtlich in der Ermine Community Library gearbeitet und dort Lese- und Bastelangebote für Kinder unterstützt. An Wochenenden habe ich häufig Zeit mit meinen Mitbewohnerinnen verbracht oder mich mit Freunden aus meinen Modulen getroffen. Dadurch, dass ich so schnell und in so vielen Bereichen Anschluss gefunden habe, hatte ich auch sehr schnell das Gefühl richtig in Lincoln angekommen zu sein und habe mich dort wie zu Hause gefühlt.
Ausflüge und Reisen
Obwohl ich durch das Studium und mein Praktikum eigentlich immer viel zu tun hatte, so hatte ich doch die Möglichkeit, auch die Umgebung zu erkunden. So habe ich beispielsweise Ausflüge nach York und Cambridge unternommen und war in den Herbstferien in Bath. Diese Gelegenheiten, das Land noch einmal von einer anderen Seite besser kennenzulernen, habe ich als sehr angenehmen Ausgleich zum Alltag wahrgenommen und hatte sehr viel Spaß dabei gehabt neue Gegenden zu erkunden. Tagesausflüge sind von Lincoln aus auf jeden Fall sehr gut möglich, wenn es dann, wie beispielsweise nach Bath, auch mal weiter weg gehen soll, würde ich empfehlen sich dafür zumindest ein ganzes Wochenende Zeit zu nehmen. Außerdem ist es von Lincoln aus nicht weit bis nach London, auch das lässt sich gut an einem Tag schaffen, sodass man durchaus die Möglichkeit hat auch regelmäßig die Vorzüge einer Großstadt genießen zu können, wenn einem denn danach ist.


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