Im Kampf verloren? Besitz eines Kriegers auf bronzezeitlichem Schlachtfeld entdeckt

Scrap-metal-Fund, geborgen in der Tollense (Fundplatz Weltzin 28), Foto: Volker Minkus, Copyright Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern)
Scrap-metal-Fund, geborgen in der Tollense (Fundplatz Weltzin 28), Foto: Volker Minkus, Copyright Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern)
Bronzezylinder aus dem Fundensemble von Weltzin 28, Foto: Volker Minkus, Copyright Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern)
Bronzezylinder aus dem Fundensemble von Weltzin 28, Foto: Volker Minkus, Copyright Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern)
Mit organischen Einlagen verzierte Gürteldose (Bronze) vom Typ Dabel vom Fundplatz Weltzin 28, Foto: Joachim Krüger (Universität Greifswald)
Mit organischen Einlagen verzierte Gürteldose (Bronze) vom Typ Dabel vom Fundplatz Weltzin 28, Foto: Joachim Krüger (Universität Greifswald)

Die archäologischen Zeugnisse der europäischen Bronzezeit werden von Siedlungen, Deponierungen und Bestattungen dominiert. Die Entdeckungen im Tollensetal in Nordostdeutschland heben sich davon völlig ab und die dortigen Funde liefern erstmals für Europa den Nachweis eines prähistorischen Schlachtfelds. Mehr als 12 000 menschliche Knochen wurden bereits aus dem Tal geborgen. Die Osteoanthropologin Ute Brinker vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege hat mehr als 140 Individuen identifizieren können; es waren junge erwachsene Männer in guter körperlicher Verfassung. Die Knochen zeigen verschiedene Verletzungen, verursacht durch Nah- und Fernwaffen. Verheilte Verletzungen weisen auf frühere Kampferfahrungen hin. Isotopenanalysen der Zähne? deuteten darauf hin, dass zumindest ein Teil der Opfer nicht aus der Region stammt, aber bislang war die Herkunft dieser Kämpfer unklar.

Die Tauchergruppe fand eine Reihe von Bronzen in ihrer originalen Fundlage am Flussgrund, darunter eine verzierte Gürteldose, drei Gewandnadeln und Pfeilspitzen. Überraschend konnten auch 31 Objekte mit einem Gewicht von 250 Gramm geborgen werden; sie lagen dicht beieinander. Vermutlich befanden sich diese in einem inzwischen zerfallenen Behälter aus Holz oder Stoff. Zu den Bronzegegenständen gehören ein Pfriem mit einem Griff aus Birkenholz, ein Messer, ein Meißel und weitere Fragmente. Radiokarbondatierungen belegen, dass die Objekte zum Schlachtfeldhorizont gehören. Die Funde wurden in einer Masterarbeit von Tobias Uhlig untersucht. Seine Ergebnisse unterstreichen, dass es in der älteren nordischen Bronzezeit (2000–1200 v. Chr.) im Tollensetal zu einem größeren gewaltsamen Konflikt von überregionaler Bedeutung gekommen ist.

Prof. Dr. Thomas Terberger vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen ist begeistert von den aktuellen Funden: „Dies ist die erste Entdeckung persönlicher Gegenstände auf dem Schlachtfeld, die uns Einblicke in die Ausstattung eines Kriegers geben. Die kleinen Bronzefragmente dienten wahrscheinlich als eine Art frühe Währung. Die Neufunde liefern uns auch Anhaltspunkte für die Herkunft der Männer, die an der Schlacht beteiligt waren und es mehren sich die Hinweise, dass zumindest einige der Krieger aus dem südlichen Mitteleuropa, d.h.aus den heutigen Regionen Böhmen, Mähren und Bayern stammen.“

Weitere Informationen
Originalveröffentlichung: Tobias Uhlig et al. Lost in combat? A scrap metal find from the Bronze Age battlefield site at Tollense. Antiquity (2019). DOI: 10.15184/aqy.2019.137

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Ansprechpartner

Prof. Dr. Thomas Terberger
Georg-August-Universität Göttingen
Seminar für Ur- und Frühgeschichte
Nikolausberger Weg 15, 37073 Göttingen
Telefon 0171 3565 493
thomas.terbergerphil.uni-goettingende
www.uni-goettingen.de/de/570533.html

PD Dr. Joachim Krüger
Universität Greifswald
Historisches Institut
Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften
Domstraße 9 A, 17489 Greifswald
Telefon 03834 420 3302
joachim.kruegeruni-greifswaldde
https://geschichte.uni-greifswald.de/arbeitsbereiche/ma/

 

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