Im Zentrum des Workshops stehen die strukturellen Funktionen des Schiffbruchs als Form der Peripetie sowie seine anthropologischen, literarischen und philosophischen Implikationen: Wie wird der Schiffbruch als einschneidendes Ereignis erzählt und wie relationiert er dabei ein Vorher und Nachher zueinander? Welche unterschiedlichen Formen der Bewältigung – wie Versuche der heroischen Rettung, der technologische Kontrolle und Risikominimierung oder des Sich-Fügens – werden entworfen und diskutiert. Welche Darstellungsformen und Schreibweisen sind für Schiffbruch-Narrative charakteristisch und in welchen generischen und diskursiven Traditionen stehen diese? Im Schiffbruch wurde und wird eine grundlegende Reflexionsfigur menschlicher Existenz und menschlichen Handelns gesehen. Eine Besonderheit dieser Metaphorik liegt in ihrer engen Verflechtung mit wissens- und technikgeschichtlichen Aspekten. Der Figur wurde im Hinblick auf die Verhandlung menschlicher Transgressivität eine historische Spezifik zugeschrieben, die von einer antiken Hybris-Kritik ausgeht und eine zunehmende Selbstermächtigung in der Frühen Neuzeit konstatiert, den Schiffbruch also mit einer (westlichen) Modernisierungserzählung verknüpft. Das wirft Fragen nach den blinden Flecken dieses Narrativs auf.
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