Die Vorlesung "Cytologie" (Zellbiologie) ist eine polyvalente Lehrveranstaltung, die obligatorisch für die Erstsemester in den BSc Studiengängen Biologie, Humanbiologie, Biochemie und Biomathematik ist. Typischerweise sind mehr als 180 Studierende in diese Veranstaltung eingeschrieben, und diese Gruppengröße erschwert eine Interaktion mit den Teilnehmer*innen in den Präsenzterminen. In den letzten Semestern wurde das traditionelle Format der Vorlesung Schritt für Schritt durch Elemente des Blended Learning und des e-Learning bereichert, um die aktive Beteiligung der Studierendenden zu verbessern.

Dazu wurde zunächst in Moodle ein erfahrungsbasierter Lernpfad implementiert, in dem der Zugang zu den PDFs mit den Vorlesungsinhalten an das Bestehen eines Quiz geknüpft ist. Die Quizfragen bereiten dabei systematisch auf das Format der abschließenden Klausur vor.

Diesem Zweck dienen auch Übungseinheiten in den Präsenzterminen, in denen mit „Tweedback“ Quizfragen zur Wiederholung des Stoffes gestellt werden. Im Wechsel kommen aber auch herkömmlich gedruckte Arbeitsblätter („Testen Sie Ihr Wissen“) zur Wiederholung des Stoffes zum Einsatz. Diese Übungseinheiten von jeweils ca. 15 Minuten lockern zudem die zweistündige Vorlesung auf und ermöglichen den Studierenden eine gewisse Regeneration ihres Konzentrationsvermögens.

Ausgewählte Lernvideos zu zellbiologischen Inhalten (wie sie zahlreich auf YouTube zu finden sind) ermöglichen den Studierenden ebenfalls ein „Durchatmen“ und führen zudem die englischen Fachbegriffe der zellulären Strukturen ein.

Zur Interaktion mit den Anwesenden hat sich die Chatwall-Funktion von Tweedback als Instrument zum Sammeln der Fragen sehr bewährt. Angesicht der Gruppengröße scheint es für das direkte Stellen von mündlichen Fragen bei den Studierenden eine hohe Hemmschwelle zu geben, die gesenkt wird durch die Möglichkeit, diese Fragen anonym und online zu stellen. Tweedback erlaubt es den Teilnehmenden zudem, von anderen gestellte Fragen zu „liken“, woraus sich für den Dozenten eine Priorität für die Beantwortung der Fragen ergibt. An diesen Fragerunden beteiligten sich bis zu 30% der Studierenden.

Erstmalig wurde im WiSe 2019_20 mit selbst erstellten Lernvideos experimentiert. Dazu wurde (basierend auf vorliegenden Powerpoint-Präsentationen) der Inhalt einer 90-minütigen Vorlesung in 3 jeweils ca. 10 minütigen Lernvideos  zusammengefasst und den Studierendenden via YouTube zur Verfügung gestellt. Diese Videos waren dabei nicht öffentlich sichtbar; der Link wurde den Studierenden per Moodle übermittelt. Die Aufgabe war nun, diese Videos außerhalb der Kontaktzeit im ungestörten Lernraum anzuschauen. Der entsprechende Präsenztermin wurde als inverted classroom gestaltet, in dem durch den Dozenten ausschließlich per Chatwall live übermittelte Fragen zum Lernstoff der Videos beantwortet wurden.

Eine zum Abschluss des Vorlesungszyklus mit „Mentimeter“ durchgeführte Umfrage zeigte eine sehr positive Einschätzung dieses Lernformates (Score 8,7 auf einer Skala von 1-10) durch die Studierenden.