Welche Lernstrategie passt zu mir?

Welche Lernstrategie ist die Beste?

Tatsächlich gibt es nicht DIE Lernstrategie! Lernen besteht zuallererst immer aus einer Kombination verschiedener Strategien. Welche Sie schließlich anwenden, ist abhängig von Ihrer Einstellung zum Thema Lernen, der Zeit, die bis zur Prüfung bleibt, der Art des Lernstoffs und der Prüfungsart. Bisher werden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach eher intuitiv irgendwelche Strategien verfolgt haben oder so vorgegangen sein, wie es Ihnen in der Schule beigebracht wurde. Um aber größere Stoffmengen zu bewältigen und nur so viel Zeit am Schreibtisch zu verbringen wie nötig, ist ein planvolles Vorgehen und eine bewusste Auswahl passender Strategien eher zu empfehlen.

Einstellung zum Thema Lernen

Wer Lernen als lästig empfindet oder den Lernstoff als doof, wird eher sehr oberflächliche Lernstrategien verwenden, welche wiederum dazu führen, dass man das Gelernte kurz danach vergisst. Da Studienfächer häufig aufeinander aufbauende Module beinhalten und man bestimmte Kompetenzen aus den früheren Semestern in den späteren möglicherweise wieder benötigt, ist das keine gute Idee. Wenn Sie also Lernen als eher unangenehm empfinden, dann wird es Zeit, folgende Fragen zu beantworten und Sie so auf den Weg zu einer neuen Einstellung zu machen:

  • Woher stammt diese Einstellung?
  • Wofür war sie nützlich in Ihrem bisherigen Leben?
  • Wann war diese Einstellung mal nicht da? Was war dann anders?
  • Von wem haben Sie sie möglicherweise abgeschaut und wer könnte stattdessen Ihr Vorbild sein?
  • Was wäre anders, wenn Sie Lernen mit mehr Freude begegnen könnten? Was wäre leichter? Was vielleicht auch schwerer?
  • Wer kann Sie dabei unterstützen, mehr Spaß beim Lernen zu haben? Wen sollten Sie besser meiden?
  • Wie kann es Ihnen gelingen, mehr Spaß am Lernen zu haben?

Zeit bis zur Prüfung

Je mehr Zeit Sie bis zu einem Prüfungstermin haben, desto tiefer gehend sollten Sie den Stoff verarbeiten. Ausschließlich oberflächliche Lernstrategien, wie beispielsweise das wiederholende Lesen, würden nicht ausreichen. Sie würden schlicht und ergreifend eine ganze Reihe von Informationen wieder vergessen. Besser wäre es, sich in eigenen Worten formulierte Notizen zum Lernstoff zu machen und schließlich mit dem gelernten Wissen mögliche Prüfungsfragen zu beantworten. Je weniger Zeit Sie haben, desto wahrscheinlicher müssen Sie auf oberflächliche Strategien zurückgreifen, weil Sie es nicht schaffen werden, sich bis zum Prüfungstermin Analogien auszudenken, Übersichten zu erarbeiten oder das neue Wissen mit bereits vorhandenem Wissen in Einklang zu bringen. Ihnen muss bewusst sein, dass es mit dieser Form des Lernens nicht möglich ist, eine fundierte Basis zu Ihrem Studienfach aufzubauen. Also setzen Sie sich am besten schon so früh wie möglich mit dem Lernstoff auseinander!

Prüfungsart/Lernstoff

Im Folgenden sind einige mögliche Szenarien zusammengetragen und kurze Ideen zu passenden Strategien formuliert. Die passenden Lernstrategien sind hier nicht erschöpfend formuliert, sondern geben nur eine mögliche Richtung vor. Darüber hinaus lohnt sich ein Blick auf die anderen Lernstrategien sowie den ausführlich formulierten Lernplan.

 

Art des Lernstoffs oder Prüfungsformats

Mögliche passende Lernstrategien

 
  Schriftliche Prüfung: Multiple-Choice-Prüfung Hier geht es um das Wiedererkennen von Begriffen. Sie sollten also versuchen Altklausuren bei Ihrem FSR oder älteren Kommiliton*innen zu erhalten. Diese müssen Sie gründlich lesen, verstehen und immer wieder durch kreuzen (im Prinzip wie bei der theoretischen Fahrprüfung).  
  Schriftliche Prüfung: Offene Fragen Offene Fragen verlangen von Ihnen, dass Sie den Prüfungsstoff in eigenen Worten wiedergeben und möglicherweise auch in anderen Kontexten anwenden können. Hier empfiehlt es sich, tiefer gehende Lernstrategien zu verwenden. Das beinhaltet, den Lernstoff in eigenen Worten zusammenzufassen, dessen Verständnis vorausgesetzt, sowie das Beantworten fiktiver oder tatsächlicher Prüfungsfragen (FSR oder ältere Kommiliton*innen um Mithilfe bitten).  
  Mündliche Prüfung In mündlichen Prüfungen werden ausschließlich offene Fragen gestellt, was von Ihnen verlangt, den Prüfungsstoff tiefgehend verarbeitet zu haben. Mündliche Prüfungen sind in erster Linie ein Gespräch. Deswegen sollten Sie in Ihrer Prüfungsvorbereitung zwingend die Prüfungsinhalte laut wiederholend lernen sowie tatsächliche oder ausgedachte Prüfungsfragen laut beantworten. Entweder mit Ihnen selbst im stillen Kämmerlein oder mit einer Lerngruppe.  
  Mündliche Gruppenprüfung (Die Teilnahme an einem Debattierkurs könnte hilfreich für Sie sein.) Hier gelten alle Hinweise, wie bei der mündlichen Prüfung. Zusätzlich sollten Sie sich auf die Besonderheit der Prüfungssituation mental vorbereiten und sich klar machen, dass Sie bei sich bleiben und nicht auf die Leistungen der Mitprüflinge achten sollten. Das lenkt ab und kann Sie schlimmstenfalls demotivieren.  
  Es werden nur Vorlesungsfolien abgefragt 1. Definitiv die Vorlesung besuchen und begleitende Notizen machen (siehe auch unser Video zum effizienten Universitätsbesuch)https://www.youtube.com/watch?v=OiXU3WgRV9I 2. Wissen umstrukturieren, in eigenen Worten zusammenfassen, in einen Zusammenhang bringen (siehe auch zum Thema Elaborieren unter Lernstrategien)  
  Es wird Fachliteratur abgefragt (siehe Lernplan)  
  Komplexe Sachverhalte (bspw. große Theorien) Kombination vieler Lernstrategien! Zuerst reduzieren Sie den Lernstoff auf das Wesentliche. Das passiert, indem man Mitschriften oder Zusammenfassungen erstellt. Währenddessen transformieren Sie das Wissen in ein Format, mit dem Sie gut umgehen können. Aus einem langen Textabschnitt entwickeln Sie Stichpunkte und visualisieren komplexe Zusammenhänge. Mithilfe Ihrer Transformationsstrategie haben Sie nun Vorlesungsfolien in eigene Mitschriften umgeformt. Durch die Anwendung von Elaborationsstrategien verarbeiten Sie die Informationen tiefer. Sie schreiben sich Analogien oder Beispiele dazu, ziehen Schlussfolgerungen und wenden das Gelernte auf andere Sachverhalte an. Außerdem nutzen Sie Wiederholungsstrategien, um Ihre zusammengefassten und angereicherten Mitschriften und Übersichten auswendig zu lernen. Im Anschluss nutzen Sie Abrufstrategien, um sich selbst zu testen und Ihren aktuellen Wissensstand zu überprüfen. UND/ODER Kooperatives/reziprokes Lernen, mit einer*m Kommiliton*in gemeinsam, sich gegenseitig unterrichten (siehe auch Lerngruppen) 1. Text gemeinsam lesen 2. Fragen an den Text stellen und beantworten 3. Zusammenfassung erstellen (Reduktion des Lernstoffes) 4. Rückfragen stellen: „Haben wir das beide richtig verstanden?“ 5. Voraussagen treffen: „Wie passt das neu gelernte Wissen in den größeren Kontext, welche Prüfungsfragen könnten sich ergeben?“  
  Rechenaufgaben Überlappendes Lernen: Aufgaben nicht blockweise nach Aufgabentyp immer wieder durchrechnen, sondern im Lernprozess bereits Aufgaben durchmischt lernen. Tutorien und Lerngruppen besuchen!