Verhalten vor und während mündlicher und schriftlicher Prüfungen

Lernen, Lernen, Lernen

Das umfassende Lernen, also die strukturierte Vorbereitung vor der Prüfung, ist das A & O, um am Prüfungstag weitestgehend gelassen zu bleiben. Hier können Sie sich noch tiefergehend über verschiedene Lernstrategien informieren.

Um wirklich gut Lernen zu können, ist auch die Gestaltung der Lernumgebung entscheidend. Das bedeutet zunächst einmal, dass Sie an einem aufgeräumten Arbeitsplatz sehr viel besser lernen als im Chaos. Ich meine damit nur Ihren Schreibtisch, nicht die gesamte Wohnung (siehe auch Modul: Motivation im Studium). Zumindest an diesem sollte eine gewisse Grundordnung herrschen. Unordnung ist nur dann hilfreich, wenn Sie kreativ werden wollen.

Ein gut durchdachter Lernplan wird Ihnen die Freiheit geben, weiterhin soziale Kontakte zu pflegen, Hobbys nachzugehen und zusätzlich selbstsicher die Prüfungen anzutreten. Planen Sie dabei langfristig! Überlegen Sie ausgehend vom Prüfungstermin, wie viel Zeit Sie zum Lernen haben werden und rechnen hier auch Pufferzeiten mit ein. Vielleicht werden Sie mal krank oder haben noch einen Kurztrip geplant. Das ist dann alles kein Problem. Weiterhin sollten Sie herausfinden, zu welchen Uhrzeiten Sie sich im Tagesverlauf am besten konzentrieren können. Meistens ist das der Vormittag und noch einmal eine kleinere Einheit am Nachmittag. Halten Sie Ihre besten Tageszeiten als Lernzeiten frei. Markieren Sie sie in Ihrem Kalender, damit Sie gar nicht erst auf andere Gedanken kommen wie zum Beispiel: „Oh, die Fenster sind so dreckig, die muss ich erstmal putzen.“ Lernzeit ist Lernzeit und da sollte nichts anderes gemacht werden. Grundsätzlich empfehle ich, insgesamt nicht mehr als sechs Stunden am Tag zu lernen. Achten Sie darauf, in Ihrem Lernplan Pausen einzurichten. Nur wer regelmäßig Pausen einplant und diese auch einhält, wird erfolgreich lernen. Sie sollten wenigstens einmal pro Stunde vom Schreibtisch aufstehen und allerspätestens nach drei Stunden eine wirklich große Pause machen. Insbesondere in Lernphasen ist neben den Pausen auch Schlaf zur Regeneration von großer Bedeutung. Sie sollten im Idealfall 7,5 Stunden schlafen und vor Mitternacht ins Bett gehen. Im Schlaf verarbeiten wir den Tag und die neu erworbenen Erkenntnisse werden sortiert und abgespeichert. Sie können so viel lernen wie Sie wollen, wenn Sie nicht genügend schlafen, war das umsonst. Außerhalb der Lernphasen können Sie gerne wieder zu Ihrem Partyschlafrhythmus zurückkehren. ;)

Checkliste für den Prüfungstag

Folgende kleine Hinweise erscheinen Ihnen möglicherweise trivial, tatsächlich sind das aber die Dinge, die wir manchmal übersehen. Also aufgepasst!

Machen Sie sich schlau, welche Materialien Sie in die Prüfung mitnehmen müssen bzw. dürfen. Stifte, Papier, Taschenrechner oder Gesetzesbücher – legen Sie sich alles am Tag vor der Prüfung zurecht bzw. packen die Tasche. Stellen Sie sicher, dass nichts fehlt und alles einwandfrei funktioniert. Getränke und ein Klausursnack sollten auch nicht fehlen. Die Wasserflasche sollte in jedem Fall dabei sein. Es ist nicht ganz klar warum, aber Studierende, die mit der Wasserflasche in die Prüfung gehen, erzielen bessere Leistungen als die, die es nicht tun. Also packen Sie einfach eine ein, es schadet nicht.

Informieren Sie sich, wo und wann die Prüfung stattfindet und stellen Sie sicher, dass Sie rechtzeitig vor Ort sind. Mindestens zehn Minuten, maximal zwanzig Minuten vor Beginn sollten Sie am richtigen Ort eintreffen. Sind Sie zu spät, können Sie schlimmstenfalls von der Prüfung ausgeschlossen werden. Sind Sie jedoch viel zu früh, treibt Sie das möglicherweise in den Wahnsinn.

Beginnen Sie in der Lernphase den Morgen immer auf die gleiche Art und Weise? Dann halten Sie auch am Prüfungstag daran fest. Rituale geben Sicherheit und beruhigen in Stresssituationen.

Hier ist es am besten, zum Frühstück Vollkornprodukte zu sich zu nehmen. Komplexe und langkettige Kohlenhydrate liefern dem Gehirn viel Energie, die Sie dann auch für die Klausur oder das Prüfungsgespräch benötigen.

Und Folgendes sollten Sie am Prüfungstag selbst beachten:

Kein Last-Minute-Pauken! Am Tag der Prüfung wird nicht mehr gelernt, das steigert nur die Nervosität. Es ist besser, noch eine Runde um den Block zu drehen oder gut zu frühstücken. Also was auch immer dazu beiträgt, dass Sie sich gut fühlen.

Chronischen Panikmacher*innen und Mit-Erfolg-Prahler*innen sollten Sie aus dem Weg gehen! Sie setzen Sie nur zusätzlich unter Druck und das brauchen Sie nicht!

Studienergebnisse weisen darauf hin, dass es hilfreich sein kann, sich zehn Minuten vor Prüfungsbeginn alle Ängste und Sorgen von der Seele zu schreiben. Wer sich den Stress wegschreibt, liefert unter Druck fünf Prozent bessere Leistungen. Das ist doch schon einmal was!

Was wir von Superhelden lernen können? Power-Posing! Power-Posing meint kraftvolle Körperhaltungen wie zum Beispiel die von Superman, in der er sich mit gestrecktem Arm gerade in die Lüfte erheben will, oder Wonderwoman, die mit den Fäusten in die Hüfte gestützt und breitbeinigem Stand den Gegner fixiert. Begeben Sie sich direkt vor der Prüfung in eine für sich passende Position, atmen Sie tief in den Bauch, stehen Sie aufrecht und sprechen Sie sich gut zu. Das wird Schwung und Energie für die Prüfung liefern!

Verhalten in der schriftlichen Prüfung

Satt und positiv gestimmt sitzen Sie nun vor Ihrem Aufgabenblatt. Das erste, was Sie tun sollten, ist Lesen. Checken Sie alle Aufgaben und Arbeitshinweise und überprüfen Sie, ob sich weitere Aufgaben auf der Rückseite verstecken. So mancher Studierende hat die Hälfte der Klausur auf der Rückseite schon übersehen. Das soll Ihnen nicht passieren.

Beachten Sie die Gewichtung der Fragen. Bringt eine Frage nur 10 Prozent der Punkte, sollten Sie auch nur 10 Prozent der Zeit investieren. Arbeiten Sie sich von den leichten zu den schweren Fragen vor. Das bringt Sicherheit. Bei komplexen Fragestellungen sollten Sie sich zunächst mit einer Gliederung oder einer anderen Form von Übersicht eine Antwortstrategie zurechtlegen und nicht einfach wild drauflos schreiben. Nutzen Sie die gesamte Ihnen zur Verfügung stehende Zeit. Früheres Abgeben bringt Ihnen keine Vorteile!

Verhalten in der mündlichen Prüfung

Der große Tag ist gekommen und endlich können Sie Ihr erlerntes Wissen zur Schau stellen. Für eine mündliche Prüfung sind folgende Hinweise zu beachten:

Machen Sie sich schick! Natürlich sollen Sie sich jetzt keinen neuen Anzug kaufen. Das wäre übertrieben. Aber ein gut sitzendes Hemd bzw. eine Bluse werden Ihnen zusätzlich Selbstsicherheit verleihen.

Akzeptieren Sie Ihre Nervosität! Jeder*m Prüfer*in ist klar, dass mündliche Prüfungen eine besondere Herausforderung darstellen. Niemand wird Ihnen das zum Vorwurf machen!

Punkten Sie mit einer freundlichen Begrüßung! Wenn Sie den Raum mit einem Lächeln betreten, machen Sie sich gleich sympathisch. Begrüßen Sie alle Anwesenden freundlich.

Lautes Denken! Weil die mündliche Prüfung ein Gespräch ist, stirbt die Unterhaltung, wenn man glaubt, nur fertige Ergebnisse vortragen zu dürfen. Wichtig ist, den Prüfenden Gelegenheit zu geben, zu erkennen, wie man zu Ergebnissen kommt; und nur so kann die*der Prüfende korrigierend und lenkend eingreifen, sobald man auf Abwege oder in Sackgassen zu geraten droht. Die meisten Prüfenden sind bereit, Hilfestellung zu leisten, wenn man ihnen auch Möglichkeiten dazu bietet.

Fragestellung beachten! Prüfer*innen erwarten eine Reaktion auf ihre Frage. Geben Sie zu erkennen, dass Sie die Frage gehört und verstanden haben, z. B. durch Wiederholung oder durch eine Formulierung der Aufgabe mit eigenen Worten. Wenn das geschieht, kann man mit dieser wiederholenden Formulierung testen, ob die Richtung des vorgestellten Lösungsweges stimmt, z. B.: „Meinen Sie Ihre Frage in Bezug auf ...?" oder „Wollen Sie von mir hören, was …?“

Nicht resignieren! Es ist überhaupt kein Problem, wenn Sie eine Frage nicht beantworten können. Man kann auch dann eine sehr gute Note erhalten, wenn man nicht alle Fragen beantwortet hat. Gerade in einer mündlichen Prüfung haben Prüfende die Chance, beim Prüfling in die Tiefe zu gehen und auch sehr komplexe Sachverhalte abzuklopfen. Je schwieriger die Fragen werden, desto mehr traut Ihnen der Prüfer zu. Das ist also ein sehr gutes Zeichen. Wenn Sie ein- oder zweimal eine Frage nicht beantworten können, sollten Sie darum bitten, die Frage vielleicht noch einmal zum Schluss gestellt zu bekommen. Möglicherweise erinnern Sie sich dann an die richtige Antwort.

Nicht zu kompliziert denken! Insbesondere zu Beginn der Prüfung werden die Prüfenden einfachere Sachen wissen wollen. Hier wollen Prüfende dem Prüfling zuallererst Sicherheit vermitteln. Das Naheliegendste in Ihrem Kopf ist in der Regel auch das Richtige.

Kenntnisse und Fähigkeiten demonstrieren! Fühlen Sie sich bei einem Themengebiet besonders sicher, dann verweisen Sie in Ihrer Beantwortung der Fragestellung auf weitere Ihnen gut vertraute Themengebiete und machen Sie so deutlich, was Sie alles wissen. Außerdem ist das auch eine super Strategie, um die Prüfung ein Stück weit zu steuern.

Durchhalten! Brechen Sie eine Prüfung nicht ab. Auch dann nicht, wenn es wirklich furchtbar läuft. Es ist viel schwieriger, eine abgebrochene Prüfung gut zu verarbeiten als eine nicht bestandene.

Auch der letzte Eindruck zählt! Verabschieden Sie sich von Ihren Prüfer*innen und gegebenenfalls Beisitzer*innen freundlich und mit einem Lächeln.

Was tun bei einem Blackout?

Trotz guter mentaler und stofflicher Vorbereitung kann es passieren, dass man „ein Brett vorm Kopf“ hat. Dieses sollten Sie dann am besten offen ansprechen. Haben Sie hier keine Angst: Die Prüfer*innen wollen Ihnen nichts Böses und wissen, unter was für einem Druck Sie stehen. Im Regelfall werden sie Sie gerne beim Überwinden des Blackouts unterstützen.

Folgendes könnten Sie sagen oder tun:

  • „Ich habe gerade den Faden verloren, können Sie die Frage bitte wiederholen?“
  • Sich selbst gut zureden: „Bleib ruhig und atme tief durch. Du musst nicht alles wissen, du bist sicher.“
  • Man kann die Prüfer*innen auch bitten, diese eine Frage zurückzustellen und zuerst etwas anderes zu fragen.
  • Durchatmen. Bei einem Blackout ist Ihr Hirn, vereinfacht ausgedrückt, etwas unterversorgt. Indem Sie tief in den Bauch atmen, bringen Sie wieder genügend Sauerstoff in Ihre Hirnzellen und werden wieder denken können. Auch das Wackeln mit den Zehen kann dabei helfen, sich von einem Blackout zu befreien.
  • Ein breites Lächeln kann ebenfalls helfen. Das senkt das Stresshormon Cortisol im Körper und Sie haben wieder freie Kapazitäten fürs Denken. Das könnte für Ihre  Prüfer*innen allerdings etwas irritierend werden. Also kommunizieren Sie besser, was Sie warum gerade tun.

Und hier noch ein ganz allgemeiner Hinweis: Freuen Sie sich auf die Prüfung! 

Ja, das ist leichter gesagt bzw. geschrieben als getan – aber versuchen Sie es. Stellen Sie sich insbesondere am letzten Vorbereitungstag die bestandene Prüfung vor und freuen Sie sich darüber. Wenn es Ihnen gelingt, die Prüfung als Herausforderung und nicht als Bedrohung zu betrachten, werden Sie sehr viel weniger Stress erleben.

VIEL ERFOLG!

Und falls es doch mal alles nicht so wie geplant bzw. gedacht läuft, dann schauen Sie das Video zum Notfall-Lernplan an:

Im Video bekommen Sie eine leicht zu erlernende Entspannungstechnik für Prüfungssituationen vermittelt: