Während im Moment darüber diskutiert wird, ob wir im Anthropozän leben, einem geologischen Zeitalter, das vom Menschen – Homo sapiens – geprägt ist, stelle ich das andere Tier vor, „die Ameise“, das die Welt schon seit mehr als 100 Millionen Jahren prägt. Ähnlich wie der Mensch ist sein Erfolg im Wesentlichen auf seine soziale Organisation und Kultivierung anderer Arten zurückzuführen. Da es nicht nur eine, sondern mehr als 20.000 Ameisenarten gibt und die Zahl der Ameisen die der Menschen um ein Mehrfaches übersteigt, werde ich argumentieren, dass wir genauso gut diskutieren könnten, ob wir nicht besser vom Myrmekozän (Myrmekology = Ameisenkunde) sprechen sollten. Ameisen sind außerdem gute Indikatoren für die Auswirkungen des Klimawandels, da sie weltweit und in fast allen Biomen vorkommen.
Jürgen Gadau ist ein Verhaltensökologe und molekularer Evolutionsbiologe, der seit mehr als 30 Jahren mit Ameisen arbeitet. Dabei hat er alle Kontinente mit der Ausnahme der Arktis und Antarktis, wo es keine Ameisen gibt, bereist und Ameisen für seine Forschungsarbeiten gesammelt bzw. vor Ort Versuche mit Ameisen durchgeführt. Er hat an der Universität Würzburg studiert und seine Doktorarbeit gemacht und ist nach zwei Jahren Postdoc an der University of California, Davis, wieder nach Würzburg zurückgekehrt. Danach hat er zwölf Jahre als Professor an der Arizona State University gearbeitet. Seit 2016 ist er als Professor für molekulare Evolutionsbiologie und Soziobiologie an der Universität Münster tätig.
Moderation: Professor Dr. Philipp Lehmann
Leben wir wirklich im Anthropozän oder nicht vielmehr im Myrmekozän?
Fokus: ERDE, UMWELT & KLIMA
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