Patrick Geßner

Profilbild Profil PG - Foto: Patrick Geßner

Studium in Greifswald
Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Bachelor of Arts

 

Aktivität im Ausland
Hochschulaustausch am Illinois College, Jacksonville, IL (USA)

 

Zeitraum
August 2019 – Mai 2020

 

 

Wieso ich ins Ausland gegangen bin?
„Nach 2 Jahren in Greifswald wollte ich meine Studienrichtungen gerne mal aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen. Da ich auch privat gerne Reise, war ein Auslandsaufenthalt die offensichtliche Wahl. Die USA hat enormen Einfluss auf das politische und popkulturelle Geschehen in Deutschland. Dieses Land einmal genauer kennen zu lernen und zu verstehen hat mich gereizt."

Rückkehr nach Deutschland

Mensa - Foto: Patrick Geßner
Tisch - Foto: Patrick Geßner
Flugzeug - Foto: Patrick Geßner

Meine Zeit in den USA war dann doch schneller vorbei als gedacht. Ähnlich wie in Deutschland wurde, während des laufenden Semesters an einem gewissen Punkt im März, entschieden alle Präsensveranstaltungen abzusagen.

 

Erst kamen einige zögerliche Maßnahmen, wie etwa die teilweise doch recht halbherzige Einschränkung des Mensabetriebs sowie die Absage aller Sport- und Großveranstaltungen. Nach Absage der Präzensveranstaltungen wurde uns versichert, dass wir das Semester auch online beenden können. Obwohl das Leben auf dem Campus weiterhin möglich war, habe ich mich sowie viele andere Internationals auch, dazu entschieden in unsere Heimatländer zurückzukehren, vor allem, weil die Situation in den USA damals völlig unvorhersehbar war. Wenn ich mir die Lage dort im Moment angucke, war dies auch eine sehr gute Entscheidung.

 

Nach dieser doch sehr kurzfristigen Entscheidung, saß ich ein paar Tage später im Flugzeug Richtung Frankfurt. Die anderen Leute um mich herum waren auch sichtlich erleichtert nach Hause zu fliegen. Netterweise wurden wir von einem College-Mitarbeiter von Jacksonville nach Chicago gefahren, damit wir uns nicht der möglichen Ansteckung im Zug aussetzen mussten. Am Flughafen Frankfurt herrschte dann schon eine deutlich ernstere Stimmung, während ich in Chicago das Gefühl hatte, es gebe gar keinen Coronavirus.

 

Wieder zuhause angekommen, bekam ich nach und nach Informationen zur digitalen Fortsetzung meiner Kurse am IC. Es gibt keinen Kurs, welcher regelmäßige Online-Vorlesungen vorsieht, gerade weil meine Kurse alle bereits weit fortgeschritten waren, d.h eine Menge Stoff und Prüfungen waren bereits abgehakt. Die Professoren zeigen ein sichtliches Interesse daran, dass wir trotz der Situation unsere Kurse erfolgreich abschließen können. Viele der noch fehlenden Prüfungsleistungen wurden auf Onlinetauglichkeit umgemünzt. Für ein Filmprojekt mussten wir zum Beispiel nur das Script des Filmes einreichen und ein Reflection Paper zur geplanten Umsetzung schreiben. In einem anderen Kurs mussten wir uns statt einer PR-Präsentation mit Public Relations zu Zeiten des Coronavirus in Form einer Projektarbeit auseinandersetzen.

 

 

Bis auf ein paar Probleme bei der Beschaffung der nötigen Literatur hat diese digitale Lehre gut funktioniert, denn das Semester ist nun ab dem 30. April auch zu Ende. Während der Prüfungsphase wurden von allen Professoren 1 zu 1 Zoomsessions angeboten, auch gab es vor der finalen Prüfungsphase mehrere Zoom-Meetings mit dem ganzen Kurs. Das hat auch aus Deutschland immer gut geklappt.

Impression vom Campus - Foto: Patrick Geßner
Impression vom Campus
Die neuen Internationals - Foto: Patrick Geßner
Die neuen Internationals, wobei nur 5 an einer Art Austausch teilnehmen, die anderen planen ihren ganzen Absluss hier zu erlangen
Impression vom Campus 2 - Foto: Patrick Geßner
Impression vom Campus

 

Ich hatte immer schon eine gewisse Vorstellung mal länger im Ausland zu leben. Angebote während der Schulzeit oder als „Work & Travel“ habe ich nicht wahrgenommen, deshalb war für mich klar, dass ich dies im Studium nachholen möchte. Nach ersten Auslandserfahrungen durch ein Politikseminar von Herrn Dr. Ewert in Kooperation mit der Universität Lettland in Riga und der Teilnahme an der größten Model United Nations Konferenz in New York über den universitären Verein GreiMUN, festigten sich meine Vorstellungen.

Gelandet bin ich letztendlich in Jacksonville, das ist eine Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern im US Bundesstaat Illinois, oder um es mal für die meisten besser verständlich auszudrücken: 4 Stunden Autofahrt südlich von Chicago.

Durch das Hochschulaustausch Programm der Universität Greifswald ist es mir möglich hier ohne das Bezahlen von horrenden Studiengebühren zu studieren, das war ein großer Faktor bei der Universitätswahl.

Obwohl die Stadt weniger als die Hälfte der Einwohner von Greifswald hat, kommt sie mir trotzdem deutlich größer vor. Das liegt daran, dass sie ein großes Einzugsgebiet der Mais-Bauern hat und dementsprechend eine solide Auswahl von großen amerikanischen Einkaufsmöglichkeiten. Versteht mich nicht falsch, es handelt sich immer noch um eine Kleinstadt. Ein studentisches Leben gibt es außerhalb der Uni Gebäude kaum, obwohl es zwei andere Colleges in der Stadt gibt.

Das studentische Leben findet also hauptsächlich auf dem Campus statt. Zahlreiche Vereine, Sportteams und Events bieten viele Möglichkeiten teilzunehmen. Dabei wird grade der Sport hier sehr ernst genommen. Die Teams trainieren 5 mal die Woche und haben regelmäßige Matches, die auch entsprechend aufbereitet werden, damit sich die anderen Studierenden alles bequem angucken können. Auch für diejenigen, die in keinem Sportteam sind, stehen Fitnessstudio, Schwimmbad, Pool und mehrere Sporthallen zur freien Verfügung. Ich selber spiele hier Tennis, und das war auch ohne Vorkenntnisse gut möglich. Das Team hat mich sehr herzlich aufgenommen.

Als großes Problem sehe ich hingegen das Essen. Studenten sind praktisch gezwungen einen sogenannten Mealplan abzuschließen, der ermöglicht es einem mit einem Campus internen Währungssystem für Essen zu bezahlen. Damit kann man in den Starbucks auf dem Campus, einem Subway ähnlichen Sandwich-Laden und der Mensa, die unterschiedliche Speisen im all-you-can-eat Format anbietet. Auch gibt es einen Supermarkt mit Essentials. Grade in der Mensa lässt die Qualität aber sehr zu Wünschen übrig, auch Gewürze scheinen hier eine unbekannte Materie zu sein. Die Amerikaner scheint es nicht ganz so sehr zu stören wie die Internationals, aber Restaurants ausserhalb des Campus scheinen auch in der Lage zu sein Essen besser zuzubereiten. Ich bin auch in Greifswald nie ein großer Mensagänger gewesen, ich würde diese jedoch der in Jacksonville stark vorziehen.

Doch ich komme einmal zu dem Punkt wieso ich eigentlich hier bin: der Universität und ihrer akademischen Qualitäten. Das Konzept ist sehr verschult, es gibt immer Anwesenheitspflicht und statt einer 2 Stunden Vorlesung pro Woche, gibt es 3-4 Veranstaltungen pro Kurs in der Woche. Der Arbeitsaufwand in Sachen Hausaufgaben (Ja richtig. Hausaufgaben) und Lektüren ist dementsprechend auch oft vier Mal so hoch. Die Qualität der Lehre jedoch ist sehr gut, sehr persönlich und engagiert. Die Professoren kümmern sich um ihre Studenten und ich nehme ihnen auch ab, dass sie wirklich an dem Erfolg der Kursteilnehmer interessiert sind. Man könnte viel darüber spekulieren warum das so ist, aber um mal die Worte eines Faculty Mitglieds zu nutzen: „Man handelt grundsätzlich Kundenorientiert“. Die Amerikaner zahlen viel Geld und wollen dafür auch eine gute Betreuung. Die Deadline verpasst? In den meisten Fällen gibt es eine hohe Kulanzmage und eine freundliche Email. Abliefern muss man trotzdem. Die Lehrgebäude sind modern  und verfügen über eine gute technische Ausstattung.

Moderne Gebäude existieren auch größtenteils für die Dorms, leider hatte ich Pech und bin in dem schlechtesten gelandet. Auf den unverwechselbaren Charme eines abgewohnten 50er-Jahre Wohnheims hätte ich auch verzichten können. Auch wohnt man immer mit einer anderen Person im  Zimmer, das International Team des IC hat alle neuen Internationals mit Amerikanern gemischt, eine gute Idee um erste Verbindungen herzustellen. Über die anderen Aktionen des International Teams berichte ich einmal ausführlicher in einem folgenden Beitrag.

Habt ihr auch vor in den USA zu studieren, gibt es übrigens eine Dinge die erledigt werden müssen, darüber solltet ihr euch bewusst sein. Bei mir waren es mehrere Arztbesuche wegen einer Spezialimpfung und einer erweiterten Komplettuntersuchung, das Ausfüllen der immer gleichen Informationen in zahlreiche US-Agencies und der Besuch des US-Konsulats in Berlin, um mal die aufwendigsten aufzulisten.

Wie schon erwähnt, plane ich über den Verlauf des ersten und später auch des zweiten Semesters zu berichten, also bleibt gespannt!