Die feierliche Investitur an der Universität Greifswald

Die Aula der Universität Greifswald
Die Aula der Universität Greifswald als traditioneller Ort der feierlichen Investituren.

Die Tradition einer feierlichen Investitur an unserer Universität reicht bis zum 16. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1545 wurde erstmals dieser offizielle Akt der Rektoratsübergabe in den Statuten der Universität Greifswald dokumentiert. Aus einem schlichten Akt der Machtübergabe entwickelte sich im Laufe der Zeit ein traditioneller Ritus mit einem feststehenden Spiel aus Reden und zeremoniellen Übergaben von Siegeln der Macht.  Als Symbole der Macht dienten dabei die vier Szepter, die Rektorkette, der Rektorring und die wohl bekannteste Insignie: der Rektormantel. 

Die Position der Rektoren und seit 2013 Rektor*innen galt damals wie auch heute als gesellschaftlich herausgehoben. Die Insignien dienten dabei als Zeichen des Richteramtes, das durch den Rektor der Universität ausgeführt wurde. Denn als oberster Vertreter des Herzogs diente der Rektor auch als Richter über alle Universitätsangehörigen, die von keinem anderen Gericht belangt werden durften. 

Das Amt des Rektors wurde dabei traditionell von Männern ausgeführt. Doch mit der Investitur von Prof. Dr. Johanna Weber, im Jahre 2013, ist auch diese elitäre Geschlechterstruktur durchbrochen worden. Mit der Amtseinführung von Prof. Dr. Katharina Riedel, am 31.03.2021 übernimmt zum zweiten Mal in der Geschichte der Universität eine Frau das Amt das Rektor*innenamt.

Die Insignien der Macht

Die heutigen Szepter gehen auf Stücke zurück, die der Universität 1456 und 1459 geschenkt wurden. Das kleinere Szepterpar wurde 1547/48 umfassend erneuert und erhielt damals 32 Wappendarstellungen aller Stifter, die sich um die Erneuerung der Insignien verdient gemacht hatten. Beide Szepterpaare wurden 1749 und 1750 grundlegend neugestaltet und erhielten so ihr heutiges Aussehen. 

Die goldene Rektorkette und der Rektorring gehen auf eine testamentarische Schenkung zurück, die Ernst Bogislaw von Croy 1681 verfügte. Die Insignien gelangten 1707 in den Besitz der Universität. Erst seit dem 19. Jahrhundert zählen Kette und Ring zu den Amtsinsignien der Rektor*innen. 

Der erste Rektormantel wurde 1619 durch ein Geschenk von Herzog Philipp Julius ersetzt. Diesen reich geschmückte Mantel haben die Greifswalder Rektoren beinahe über vier Jahrhunderte getragen. Erst im Jahre 2004 wurde der historische Mantel durch eine Neuschöpfung ersetzt. Zeitgleich wurde der traditionelle Rektorhut abgeschafft. 

Über die Jahrhunderte an Tradition wurden nicht nur neue Insignien dem Rektor*innenamt beigefügt, es verschwanden auch einige. So gab es ursprünglich noch die Rektorbücher, welche die akademischen Gesetze dokumentierten, oder der Schlüssel für die Universitätskasse.

Die Tradition der Investitur ab dem 20. Jahrhundert

Der Brauch der Rektoratsübergaben wurde nach der Wiedereröffnung der Universität nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der frühen DDR-Zeit in traditnioneller Form durchgeführt, obwohl die neuen Machthaber ein ambivalentes Verhältnis zu alt hergebrachten akademischen Traditionen hatten. Die Investitur von Hans Wehrli (1959) wurde sogar filmisch dokumentiert. Das Zeremoniell glich dabei nahezu dem historischen Ritus: Zu aller erst hält der*die scheindende Rektor*in eine Rede über die Ausführung des Amtes oder ein prägendes Thema der gegenwertigen Verhältnisse. Danach werden die Amtsinsignien dem*der neuen Rektor*in übergeben, als Zeichen der Machtübergabe. Danach verliest der*die scheidende Rektor*in den Amtseid nach einer festen Formel:

„Magnifice domine rector! Reliquum est, ut tua magnificentia iuramento confirmet se in servandis statutis, defendendis privilegiis et in universum omnibus inclitae huius academiae commodis quaerendis et augendis bona fide omnia curare velle.“ Nachdem der Eid gesprochen ist, antwortet der neue Rektor: „Ego iuro.“ – „Ich schwöre.“

Schließlich darf der*die neue Rektor*in eine kurze Rede halten und wird dann unter Vorantragung der Szepter und der übrigen Insignien, begleitet von den Professor*innen und Studierenden zum Festschmaus geführt.

Mit der sogenannten 3. Hochschulreform von 1968 wurde die langjährige Tradition des Tragens der Amtstracht abgeschafft. Das hatte natürlich auch Folgen für die Form der Rektoratsübergabe. Fortan fanden bei der feierlichen Rektoratsübergabe in der Aula die Insignien – mit Ausnahme der Kette – keine Verwendung mehr. Der Einzug der Rektoren erfolgte ohne Ornat und ohne Szepter. Der Rektorstuhl blieb ungenutzt. Der scheidende Rektor übergab seinem gewählten Nachfolger lediglich noch die Amtskette. Und dennoch wurde die Tradition der Machtrepräsentation nicht ganz durchbrochen. Folgende Rektoren der Universität (Birnbaum 1979, Bethke 1985, Richter 1988) ließen sich, trotz des Bedeutungsverlustes der Amtstracht, in dieser abfotografieren. Erst nach einem politischen Eklat im Jahre 1981, durch den damiliegen Rektor Dieter Birnbaum, verschwand auch diese symbolische Demonstration der Macht. Zeitgleich verschwanden auch die traditionellen Fackelzüge der Studierenden. 

Erst mit der Investitur von Hans-Jürgen Zobel (1990) wurden sämtliche Rektoratsinsignien wieder dem alten Brauch entsprechend verwendet. Damit kehrt die Universität mit Beginn des 21. Jahrhunderts wieder zurück zu der ursprünglichen Form des traditionellen Ritus und feiert die offizielle Amtsübergabe des Rektorats mit einem Bewusstsein für Tradition und Historie. 

Rektoratsübergabe 1957- von Prof. Katsch an Prof. Borris ©Archiv
Rektoratsübergabe 1957- von Prof. Katsch an Prof. Borris ©Archiv
Investitur 1990 Prof. Zobel wird der erste Rektor nach dem Umbruch ©Archiv
Investitur 1990 Prof. Zobel wird der erste Rektor nach dem Umbruch ©Archiv
Investitur von Prof. Dr. Weber mit Rektormantel und Kette ©Hans-Werner-Hausmann, 2013
Investitur von Prof. Dr. Weber mit Rektormantel und Kette ©Hans-Werner-Hausmann, 2013

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