Zwischen Gängelung und ertrotzten Freiräumen

Szenenbild mit "chinesischer Mauer" aus der Polit-Satire, 1964 ©Archiv Universität Greifswald
Szenenbild mit "chinesischer Mauer" aus der Polit-Satire "Chemie bringt Brot, Wohlstand und Schönheit", die die Ausrichtung der chemischen Industrie zum "strukturbestimmenden Zweig" der DDR-Schwerindustrie auf die Schippe nahm und anlässlich des Chemikerballs am 27.11.1964 aufgeführt wurde. ©Archiv Universität Greifswald

Dieses Buch ist aus einem Zeitzeugenprojekt des Universitätsarchiv und Greifswalder Alumni hervorgegangen. Es ist ein Stück Erinnerungsarbeit und zugleich historische Quellensicherung in einem bis dahin vorwiegend nur mündlich überlieferten Bereich der Greifswalder Universitätsgeschichte, des realen Universitätslebens zu dieser Zeit.

Die in dieser Anthologie versammelten Lieder und Texte – ausnahmslos von Studierenden für Studierende gedichtet und geschrieben – entstanden im Rahmen der Greifswalder Studierendenbälle, Faschingsfeste, Mensaschaffen und anderer studentischer Feste der 1960er Jahre. Über lange Zeit stellten diese Feste den kaum oder wenig reglementierten Freiraum dar, in dem sich studentische Kultur mit einer gesellschaftskritischen, satirischen und manchmal auch subversiven Ausrichtung äußern konnte.

Die Autoren versuchen, einen Teil der studentischen Alltagskultur, die sich auf diese Art zwischen „Gängelung und ertrotzten Freiräumen“ in den 1960er Jahren in Greifswald entfaltete, in Fotos und Texten zu dokumentieren und damit vor dem Vergessen zu bewahren. Die hier zu Wort kommenden Zeitzeugen vermitteln einen lebendigen Eindruck vom – manchmal trickreichen – Ringen der Studierenden mit der Zensur durch SED und FDJ und ordnen die hier vorgestellten Texte und Lieder, für die sich bald auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) interessierte, in die damaligen politischen Stimmungen und Zustände ein.

Damit leistet das Buch, für dessen Ausstattung mit Texten und Bildern viele Alumni ihre persönlichen Sammlungen durchforstet haben, auch einen Beitrag zu der noch immer fehlenden wissenschaftlichen Aufarbeitung der Greifswalder Universitätsgeschichte während der DDR-Zeit.

Die Buchvorstellung wird begleitet von kurzen Statements einiger Zeitzeugen (Bernd Luckas, Ralf Miethchen, Ulrich Guth). Es werden auch Bild- und Tondokumente der Zeit vorgestellt.

Weitere Informationen
Buchpräsentation am 17. Mai 2022 um 16:00 Uhr im Konferenzraum der Universität Greifswald, Hauptgebäude, Domstraße 11, Eingang 2.
Medienvertreter haben nach der Veranstaltung die Möglichkeit, mit den Herausgebenden und den Zeitzeug*innen zu sprechen. Individuelle Termine können über Dr. Dirk Alvermann unter alvermanuni-greifswaldde, Tel. 03834 420 1155, vereinbart werden.

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Archiv
Baderstraße 4/5, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 1155
archivuni-greifswaldde

 

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