Cem Özdemir besucht Moorforschungsflächen an der Universität Greifswald

Impression vom Besuch von Cem Özdemir, © Laura Schirrmeister, 2022
Impression vom Besuch von Cem Özdemir, © Laura Schirrmeister, 2022

Natürliche Moore bieten wertvolle Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten und sind in unserer Landschaft seit Jahrtausenden eine Kohlenstoffsenke. Gleichzeitig sind unsere Moore auch stark durch ihre Nutzung geprägt – der übergroße Teil ist entwässert und daher derzeit eine starke Treibhausgas-Quelle. Moore, als komplexe Ökosysteme, funktionieren nur durch das Zusammenspiel von Vegetation, Wasser und Torf.

Die Greifswalder Moorforschung setzt neben der Grundlagenforschung einen Schwerpunkt auf Paludikulturen, die land- oder forstwirtschaftliche Nutzung von nassen Moorböden. Dabei steht die Torfmooskultivierung auf Hochmoor-Standorten seit mehreren Jahren im Fokus. Aber auch die Bewirtschaftung von wiedervernässten Niedermooren wird am Beispiel des Anbaus von u. a. Rohrkolben und Schilf erforscht.

Am Standort Soldmannstraße präsentierte Prof. Dr. Jürgen Kreyling vom Lehrstuhl für Experimentelle Pflanzenökologie die laufenden Forschungsarbeiten in der Mesokosmenanlage. „Die Greifswalder Mesokosmenanlage ist eine einzigartige Infrastruktur für die prozessbasierte Moorforschung. Niedermoortorf wird vor allem durch Wurzeln gebildet und wir können hier zeigen, dass spezialisierte Pflanzenarten problemlos in wassergesättigten Torfschichten wurzeln und diese Wurzeln wegen Sauerstoffmangel kaum abgebaut werden. So entsteht neuer Torf und damit dauerhafte Kohlenstofffestlegung. Erhöhte Biodiversität führt zusätzlich zu mehr Wurzelwachstum und damit Torfbildung. Daneben wird in Kooperation mit der Uni Rostock im laufenden Experiment zu Paludikultur mit Rohrkolben auch die gesamte Treibhausgasbilanz erfasst werden“, so Jürgen Kreyling.

Außerdem präsentierten Sabine Wichmann und Anke Nordt, ebenfalls  Mitarbeiter*innen der Universität, die im Greifswald Moor Centrum arbeiten, beispielhaft Produkte aus Paludikultur. Darunter zum Beispiel Bauplatten, Dämmmaterial, Formteile, Pellets und Wertholz aus Moor-Biomasse. Und auch die Programmbibliothek „Moor und Naturschutz“, Peatland and Nature Conservation International Library (PeNCIL) wurde dem Besuch vorgestellt. Die umfangreiche Spezialsammlung mit 25 000 Publikationen auf dem Gebiet von Mooren und Naturschutz wird seit 2013 von Universität Greifswald, Michael Succow Stiftung und Privatpersonen als public private partnership aufgebaut.

Vom Greifswald Moor Centrum ging es zu den Karrendorfer Wiesen, wo die Themen Wiedervernässung, Küstenschutz und Moor-Landwirtschaft/Paludikultur großflächig und damit noch anschaulicher vorgestellt werden konnten. „In den Karrendorfer Wiesen kommen Moorschutz und Monitoring der Succow-Stiftung und Forschung der Universität Greifswald zusammen – an den WETSCAPES-Forschungsflächen konnten wir Cem Özdemir erläutern, warum Methan nicht auf allen wiedervernässten Mooren entsteht und daher kein Grund ist, Moore nicht wiederzuvernässen. Und dass sich auch wiedervernässte Moore, zum Beispiel durch Wasserbüffelbeweidung oder Schilfmahd, landwirtschaftlich nutzen lassen!“, so Dr. Franziska Tanneberger, die Leiterin des Greifswald Moor Centrum.

Cem Özdemir zeigte sich beeindruckt von den Forschungsaktivitäten der Greifswalder Expert*innen: „Hier werden Erkenntnisse gewonnen, die später ganz praktisch zur Anwendung kommen. Da können die Greifswalderinnen und Greifswalder stolz drauf sein.“ Und er versprach, sich auch außerhalb von Deutschland noch mehr für das Thema Moore einzusetzen: „In Brüssel habe ich das schon einmal eingebracht. In Greifswald sieht man die guten Argumente, welchen wichtigen Beitrag Moore zum Klimaschutz leisten, denn hier werden Unmengen CO2 gespeichert.“

Weitere Informationen
Arbeitsgruppe Experimentelle Pflanzenökologie, Universität Greifswald
Greifswald Moor Centrum
Verbund-Forschungsprojekt WETSCAPES, gefördert im Exzellenzforschungsprogramm des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Michael Succow Stiftung

Ansprechpartner*innen an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Jürgen Kreyling / Dr. Franziska Tanneberger
Institut für Botanik und Landschaftsökologie
Soldmannstraße 15, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 4131 oder 420 4137
kreylinguni-greifswaldde
tanneuni-greifswaldde

 

Medieninformation


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