Erfolgsgeschichte: Ostdeutsche Universitäten im vereinten Deutschland

Porträt Prof. im Ruhestand Dr. Michael Hecker
Porträt Prof. im Ruhestand Dr. Michael Hecker, © Jan Meßerschmidt, 2014
Porträt Prof. Dr. Bärbel Friedrich
Porträt Prof. Dr. Bärbel Friedrich, © Vincent Leifer, 2017
Buchcover: Hecker, Michael / Friedrich, Bärbel: Die ostdeutschen Universitäten im vereinten Deutschland, © Mitteldeutscher Verlag, 2023
Buchcover: Hecker, Michael / Friedrich, Bärbel: Die ostdeutschen Universitäten im vereinten Deutschland, © Mitteldeutscher Verlag, 2023

Die Autorin und der Autor richten in dem Buch den Blick zunächst auf ihre jeweiligen akademischen Wege vor der Wende: Der Mikrobiologe Michael Hecker unterliegt in Ostdeutschland allen Einschränkungen, die das politische System auferlegt, während Bärbel Friedrich, ebenfalls Mikrobiologin, im Westen frei ihre wissenschaftlichen Interessen verfolgen und an der geradezu explosiven Entwicklung der Lebenswissenschaften partizipieren kann. Beide wurden vom Fall der Mauer und der raschen Wiedervereinigung überrascht, die in der ehemaligen DDR komplexe und teilweise schmerzliche Veränderungen an den ostdeutschen Universitäten mit zur Folge hatte.

Diese Transformationsphase erlebte Michael Hecker hautnah in Greifswald und Bärbel Friedrich nach ihrem Wechsel von der Freien Universität zur Humboldt-Universität in Berlin. Trotz aller Brüche, die diese Zeit mit sich brachte, entwickeln sich fruchtbare wissenschaftliche Kooperationen zwischen Ost und West. Im Ergebnis wurde die Forschung an den Universitäten der untergegangenen DDR erheblich gestärkt und es kam zu einer überfälligen Reform des gesamtdeutschen Universitätssystems. Der Konsolidierungsprozess wurde durch Institutionen wie den Wissenschaftsrat, Forschungsförderungsorganisationen, Stiftungen und Akademien begleitet.

„Wir wollten in unserem Buch herausarbeiten, wie die 40 Jahre im Osten abgehängten, das 20. Jahrhundert jedoch prägenden Lebenswissenschaften sehr zügig durch eine gute Kooperation zwischen Ost und West an bundesdeutsche Standards herangeführt werden konnten. Das Ergebnis lässt sich pointiert formulieren: Das aktuell erneut beschworene Ost-West-Problem ist in den Lebenswissenschaften nahezu keins mehr. Zudem ist inzwischen eine neue Generation herangewachsen, die zumindest in den Natur- und Lebenswissenschaften die so häufig strapazierte und hoffentlich bald überstandene Ost-West-Debatte gar nicht mehr versteht. Die jungen Ost- wie Westdeutschen haben eine vergleichbar gute Ausbildung in West oder Ost genossen; die Dynamischen, Begeisterungsfähigen und Ehrgeizigen unter ihnen sind längst nach der Promotion auch in die renommiertesten Laboratorien der Welt gezogen, um sich fachlich zu profilieren, zu qualifizieren und um hoch attraktive Angebote zu erhalten. So sind nicht wenige meiner ehemaligen ostdeutschen Studierenden heute als Professoren und Professorinnen in ganz Deutschland tätig“, so Michael Hecker.

„Nach meinen persönlichen Erfahrungen als westdeutsche Professorin in Ostdeutschland kann ich die These, dass die Universitäten von den Westdeutschen überrannt wurden und mit ihrem mitgebrachten Mittelbau den jungen Ostdeutschen die Entwicklungschancen geraubt haben, überhaupt nicht bestätigen. Im Gegenteil: Der vorliegende Rückblick nach mehr als 30 Jahren Wiedervereinigung zeigt, dass die Lebenswissenschaften die Diskrepanzen zwischen Ost und West besser überwunden haben als manch anderer Bereich der Gesellschaft. So habe ich persönlich ein gemeinsames Wirken von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Ost und West an der Humboldt-Universität in Berlin und auch in Greifswald erlebt, das ein ganz anderes Bild vermittelt als das, was uns in der aktuellen Diskussion täglich begegnet. Allerdings verblassen in Anbetracht der gegenwärtigen globalen Krisen die immer wieder thematisierten Ost-West-Probleme, die durch tatkräftiges, gemeinsames Handeln hoffentlich bald in den Hintergrund treten werden“, so Bärbel Friedrich.

Das Buch blendet das heterogene Bild im Hinblick auf wissenschaftliche Fachgebiete und Wissenschaftsstandorte 30 Jahre nach dem Umbruch nicht weg. Es zeichnet ein Miteinander der nunmehr gesamtdeutsch arbeitenden Wissenschaftler*innen an den ostdeutschen Universitäten, das sich von den gegenwärtigen Debatten über eine undifferenziert defizitäre Lage im Osten beispielhaft abhebt. 

Weitere Informationen
Hecker, Michael / Friedrich, Bärbel: Die ostdeutschen Universitäten im vereinten Deutschland (Mitteldeutscher Verlag)

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