Greifswalder Forschende untersuchen psychische Langzeitfolgen der Wende

Forschung

Die Arbeiten sind Teil des bundesweiten Forschungsverbunds „DDR-Vergangenheit und psychische Gesundheit: Risiko- und Schutzfaktoren (DDR-PSYCH)“, an dem seit 2019 fünf Universitäten beteiligt sind. Das Teilprojekt der Universität Greifswald trug den Titel „Biographische Übergänge, psychosoziale Ressourcen und subjektive Lebensqualität“. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich kollektive biographische Übergänge im Kontext der DDR-Sozialisation langfristig auf Lebensqualität, Wohlbefinden und Gesundheit auswirken und welche Bedeutung psychosoziale Ressourcen bei der Bewältigung dieser Erfahrungen haben.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass politische und gesellschaftliche Umwälzungen nach 1989 bleibende psychologische Spuren hinterlassen haben. Viele Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, berichten bis heute über erhöhten Stress, Ängste und depressive Symptome. Dr. Laura Altweck, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Gesundheit und Prävention an der Universität Greifswald, betont: „Das Thema ist auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung aktuell, weil wir heute so vielen Krisen ausgesetzt sind, die gefühlt immer mehr werden. So gebe es Indizien dafür, dass in der krisenhaften Zeit der vergangenen Jahre auch die Psychen der Westdeutschen zunehmend angeschlagen sind.“

Weitere Auswertungen der Greifswalder Arbeitsgruppe zeigen zudem, dass Frauen aus ehemals sozialistischen Regionen, insbesondere Ostdeutschland, bis heute liberalere Einstellungen zur Erwerbsarbeit vertreten als Frauen in vielen westeuropäischen Ländern. Solche Unterschiede in Wertorientierungen prägen, wie Familien Erwerbs- und Sorgearbeit organisieren und welche Belastungen oder Entlastungen sich daraus ergeben. Diese Befunde unterstreichen, dass gesellschaftliche Haltungen zur Arbeitswelt auch eine wichtige Rolle für die Familiengesundheit spielen und langfristig mit psychischem Wohlbefinden verknüpft sind.

Weitere Informationen

Der Verbund DDR-PSYCH wurde von Prof. Elmar Brähler von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz und der Universitätsmedizin Mainz selbst koordiniert. Der Verbund vereint fünf Teilprojekte verschiedener Forschungseinrichtungen, die das Verhältnis zwischen gesellschaftlichen Umbrüchen und psychischer Gesundheit interdisziplinär untersuchen. Ziel ist es, Risiko- und Schutzfaktoren zu identifizieren und auf dieser Grundlage Empfehlungen für Prävention und Gesundheitsförderung zu entwickeln.

Das Teilprojekt der Universität Greifswald wird von Prof. Dr. Silke Schmidt, Dr. Holger Muehlan, Dipl.-Psych. Stefanie Hahm und Dr. Laura Altweck vom Institut für Psychologie, Lehrstuhl Gesundheit und Prävention, geleitet. Das Team analysierte Daten der Study of Health in Pomerania (SHIP), des LEGENDE-Projekts sowie bundesweite Repräsentativbefragungen

Verbund DDR-PSYCH

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald 
Prof. Dr. phil. Silke Schmidt-Schuchert
Lehrstuhl Gesundheit & Prävention
Robert-Blum-Straße 13, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3810
Sekretariat +49 3834 420 3800
silke.schmidtuni-greifswaldde

 

Medieninformation


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