Inselzwerge und ihre Innenohren: Dinosaurier aus Niedersachsen war vermutlich Nestflüchter

Forschung
Europasaurus, Illustration: Davide Bonadonna
Niedersachsen vor 154 Millionen Jahren: Einige erwachsene Tiere wachen über die frisch geschlüpften Europasaurus-Küken, welche das Nest verlassen, um der Herde zu folgen. In Auftrag gegebene Illustration von © Davide Bonadonna

Jetzt haben Forscher*innen der Universitäten in Greifswald und Wien die Schädelreste von verschiedenen Europasaurus-Individuen mit hochauflösenden Computertomographen untersucht. Der kleine Gigantwar für die Forscher*innen derideale Kandidat für ihre Untersuchungen, denn von kaum einem anderen Sauropoden weltweit ist mehr Schädelmaterial aus verschiedenen Altersstadien bekannt.Die Studie ist bei eLife erschienen und legt unter anderem nah, dass die Art ein Nestflüchter war (DOI: https://doi.org/10.7554/eLife.82190).

Für die veröffentlichten Ergebnisse untersuchten Marco Schade von der Universität Greifswald und seine Kolleg*innen fossile Hirnschädel von Europasaurus, die zu unterschiedlich alten Individuen gehören: von sehr jungen und kleinen bis hin zu ausgewachsenen Tieren. Um mehr über die Lebensweise von Europasaurus in Erfahrung zu bringen, rekonstruierten die Wissenschaftler*innen erstmals die Hohlräume, die einst das Gehirn und die Innenohren dieser längst ausgestorbenen Tiere beherbergten.

Der Teil des Innenohres, der für das Hören verantwortlich ist, die Lagena oder Cochlea, ist bei Europasaurus relativ lang. Diese Tatsache legt nahe, dass die Tiere recht gut hören konnten und in ihrer Herde eine innerartliche Kommunikation stattfand. Die Forscher*innen konnten auch einen weiteren Teil des Innenohres, das Gleichgewichtsorgan, welches aus drei kleinen Bogengängen besteht, rekonstruieren. Sie stellten fest, dass die Gehäuse dieser Gleichgewichtsorgane bei sehr jungen Europasauriern in Form und Größe denen ausgewachsener Tiere sehr nahekommen. Daraus schlossen die Forscher*innen, dass bereits sehr junge Individuen von Europasaurus stark auf ihren Gleichgewichtssinn angewiesen waren. Einige der untersuchten Schädelreste sind dabei so winzig (~2 cm), dass sie vielleicht von Schlüpflingen stammen und die Art damit ein Nestflüchter war. Während andere Sauropoden viele Tonnen schwerer waren als ihr frisch geschlüpfter Nachwuchs und damit eine lebensgefährliche Bedrohung darstellten, könnten die Europasaurus-Schlüpflinge direkt in der Nähe der Gruppe mitgewandert sein.

Die vorgelegten Erkenntnisse vermitteln einen Eindruck der Entwicklungsgeschichte vergangener Biodiversität zu einer Zeit, in der es noch keine Menschen auf der Erde gab.

Weitere Informationen
Institut für Geographie und Geologie der Universität Greifswald
Zoologisches Institut und Museum der Universität Greifswald
Institut für Paläontologie der Universität Wien

Veröffentlichung
Link zum Artikel:Neurovascular anatomy of dwarf dinosaur implies precociality in sauropods


Ansprechpartner an der Universität Greifswald 
Marco Schade
Institut für Geographie und Geologie
Friedrich-Ludwig-Jahn Straße 17 A, 17489 Greifswald
marco.schadestud.uni-greifswaldde

 

Medieninformation


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