Moor in Bellevue – Greifswalder Moorforschung auf der Woche der Umwelt

Maschinelle Ernte der Torfmoose
Maschinelle Ernte der Torfmoose auf dem Feldversuch bei Oldenburg, © Greta Gaudig, 2016

Am Stand mit der Nummer 35 auf der Woche der Umwelt können Besucher*innen Moose im Bioreaktor sprudeln, Pflanztöpfchen mit torffreiem Substrat pressen oder Torfmoose im Binokular unter die Lupe nehmen lassen. Kombiniert mit Information in 3D-Modellen und Filmen sowie Paludikultur-Pflanzen und -Substratmischungen vermitteln die Wissenschaftler*innen der Universität Greifswald Wissen über Moore, ihre Bedeutung für den Klimaschutz und ihre zukunftsfähige nasse Nutzung. Zudem wird in einem vom GMC mitorganisierten Fachforum über „Moore als Superhelden im Kampf gegen die Klimakrise: Potentiale und Chancen von Moorklimawirtschaft“ am 4. Juni 2024 von 14:00 bis 15:00 Uhr im Forenzelt 4 diskutiert.

Moor und Klimaschutz

Moore verursachen derzeit sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland – weil sie für land- und forstwirtschaftliche Nutzung entwässert werden. Um die CO2-Freisetzung zu stoppen und die Moore als einen der größten terrestrischen Kohlenstoffspeicher wieder zu Klimaschützern zu machen, gibt es eine effektive Lösung: die Wasserstände wieder bis zur Geländeoberkante anheben. Um die nassen Flächen dann weiterhin nutzen zu können, wurde an der Universität Greifswald, Partner im Greifswald Moor Centrum, das Konzept der Paludikultur (lat. ‚palus‘ – Sumpf, Morast) entwickelt. Das ist die land- bzw. forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorböden bei gleichzeitigem Torferhalt.

Dabei können neue Rohstoffe entstehen, die sich vielfach einsetzen ließen: als Bau- und Dämmmaterial, für pappeähnliche Formteile oder Bioplastik, als Arzneimittel, Energieträger oder als Torfersatz in der Gartenbaubranche. Insbesondere Torfmoose, aber auch Rohrkolben, Schilf oder Nasswiesenbiomasse können Torf im Gartenbau ersetzen.Das trägt also doppelt zum Moor- und Klimaschutz bei.

Darüber hinaus erhält Paludikultur Arbeitsplätze im ländlichen Raum und in der Verwertungsindustrie (Wirtschaft). Paludikulturflächen können zudem Ersatzhabitate für seltene Moorarten sein (Biodiversität), Wasser filtern und speichern (Trinkwasserqualität und -verfügbarkeit) und die Landschaft kühlen (Klimaanpassung). Damit adressiert Paludikultur zahlreiche der UN-Nachhaltigkeitsziele. Sie ist also eine „Innovative Spitzenleistungen aus Umwelt- und Naturschutz“, die die Universität Greifswald, das Greifswald Moor Centrum sowie die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe gemeinsam auf der „Woche der Umwelt“ 2024 präsentieren.

Über die Woche der Umwelt

Während der siebten Woche der Umwelt laden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) dazu Naturschutz- und Umweltorganisationen und weitere Ausstellende in den Park des Amtssitzes ein, um aktuelle und einfallsreiche Ideen und Vorhaben für mehr Umwelt-, Klima- und Artenschutz zu zeigen. Die Schau soll für alle Teilnehmenden Inspiration für eine nachhaltige Zukunft sein. Der Park wird dabei zur Zeltstadt. In diesem Jahr mit rund 190 Ausstellenden und mehr als 70 Fachforen zu Gesundheit, Gesellschaft, Wirtschaft, Naturschutz usw. Ins Leben gerufen wurde die „Woche der Umwelt“ 2002 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau.

Weitere Informationen
Moorforschung bei der Woche der Umwelt (Website der WdU)
Moorwissen – Paludikultur

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
Dr. Greta Gaudig
Institut für Botanik und Landschaftsökologie
Telefon +49 3834 420 4692
gaudiguni-greifswaldde

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