In dem Forschungsbau wollen die Wissenschaftler*innen der Universitätsmedizin die zunehmende Häufigkeit von Krankheiten wie Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel erforschen. Mecklenburg-Vorpommern kann dabei als Modellregion betrachtet werden. So weist die hiesige Bevölkerung gegenüber anderen Bundesländern ein um mehr als drei Jahre höheres Durchschnittsalter auf.
„Mehr Menschen sind chronisch krank und die Lebenserwartung gehört zu den niedrigsten in Deutschland, was unter anderem die Ergebnisse der SHIP-Kohorten und der NAKO Gesundheitsstudie zeigen“, so Professor Henry Völzke, stellvertretender Direktor des Instituts für Community Medicine. Eine weitere Besonderheit in Mecklenburg-Vorpommern sei die geringe Bevölkerungsdichte, die das Land vor große Herausforderungen stelle, eine wohnortnahe medizinische Versorgung in hoher Qualität sicherzustellen.
Die Universitätsmedizin Greifswald thematisiert derartige Herausforderungen der bevölkerungsbezogenen Gesundheit bereits seit der Gründung des Forschungsschwerpunktes „Community Medicine“ im Jahr 1995. Der wissenschaftliche Schwerpunkt besteht in der Entwicklung von innovativen Präventions- und Versorgungsmodellen, sie unter realistischen Bedingungen zu erproben und in die ambulante und stationäre Grundversorgung zu überführen.
„Webfehler unseres Versorgungssystems zeigen sich vor Ort“, erläuterte Professor Wolfgang Hoffmann, Direktor des Instituts für Community Medicine „Die Lösung sind oft regionale Ansätze, in denen die Uniklinik mit den umliegenden Krankenhäusern und Arztpraxen kooperiert, Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte und weitere medizinische Berufe gemeinsam maßgeschneiderte Angebote für die Patienten machen.“
Mit der Errichtung des interdisziplinären Zentrums für bevölkerungsbezogene Gesundheitsforschung sollen Arbeitsplätze für etwa 380 Personen auf einer Nutzfläche von 6640 m² entstehen. Mithilfe der neuen Räumlichkeiten können die Forschungsgruppen des Instituts für Community Medicine, der Community Dentistry, der Zentralstelle des Klinischen Krebsregisters Mecklenburg-Vorpommern (ZKR-MV) sowie den Greifswalder Anteilen an den Deutschen Zentren für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) unter einem Dach zusammengeführt werden. Dies wird die forschungsbezogene Kommunikation und Kooperation intensivieren und zugleich Doppelstrukturen verhindern.
Die Förderung des Forschungsbaus (65,6 Millionen Euro) gliedert sich in die gemeinsame Bundes- und Landesfinanzierung der Baukosten (54,1 Millionen Euro), der Kosten für die Großgeräte (9,1 Millionen Euro) und die Ersteinrichtung (2,4 Millionen Euro). Wegen der besonderen Förderbedingungen für Forschungsbauten müssen die Bauarbeiten bis zum Jahr 2026 vollständig abgeschlossen sein.
Als Standort für das Greifswalder Forschungsgebäude ist ein freies Baufeld an der Ecke der Anklamer Straße/Karl-Liebknecht-Ring vorgesehen. Das neue Gebäude kann insofern in unmittelbarer Nähe zum Universitätscampus sowie den Instituten und Kliniken der Universitätsmedizin Greifswald errichtet werden. Verantwortlicher Bauherr ist das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt Greifswald (SBL Greifswald). Im Ergebnis eines Ausschreibungsverfahrens konnte das SBL Greifswald bereits den Generalplaner „MHB ARCHITEKTEN + INGENIEURE GmbH“ einschließlich vier Nachunternehmer vertraglich binden.
Quelle
Pressemitteilung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV (125-21 vom 06.07.2021)