Studierende in MV sind psychisch belastet und zweifeln am Studium – Beratungsangebote des Studierendenwerkes können unterstützen

Symbolbild Videokonferenz, ©Laura-Schirrmeister, 2021
Symbolbild Videokonferenz, © Laura Schirrmeister, 2019

Studierende in Greifswald, Stralsund und Neubrandenburg können auf eine Sozialberatung, eine psychologische Beratung und Rechtsberatung des Studierendenwerkes zurückgreifen. 68 % der Befragten kennen mindestens eins der drei Beratungsangebote. Sofern der Bedarf besteht, wünscht sich ein Großteil der Studierenden bei allen drei Angeboten eine Einzelberatung vor Ort. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 %) geben an, dass für sie in der momentanen Situation mindestens eines der Beratungsangebote hilfreich wäre. Speziell die psychologische Beratung wird hierbei von 85 % der Studierenden, die Beratungsbedarf haben, als besonders hilfreich eingestuft. Die Pandemie hat den Bedarf an Beratung für die Studierenden nochmal verstärkt: Knapp 60 % der Befragten geben an, dass sie im Bereich der psychologischen Beratung mehr Bedarf haben, als vor der Pandemie, 40 % sehen keine Veränderung im Bedarf. Bei der Sozialberatung haben knapp 30 % der Befragten einen höheren Bedarf als vor der Pandemie, 70 % sehen keine Veränderung.

Auch bei den Themen, die die Studierenden bedrücken und bei denen sie sich Hilfe in der psychologischen Beratung erhoffen, sind durch die aktuellen Studienumstände geprägt: So sind die am häufigsten genannten Themen Prokrastination überwinden (58 %), Umgang mit veränderten Bedingungen durch die Corona-Pandemie (42 %) und Stärkung sozialer Kompetenzen / Kommunikation (38 %).

Die Beratungsangebote des Studierendenwerkes erhalten von den befragten Studierenden, die die Angebote kennen, gute bis sehr gute Zufriedenheitswerte. Ein Großteil der Studierenden (zwischen 86 % – 98 %) würde die Angebote des Studierendenwerkes weiterempfehlen.

Verschiedene Ergebnisse zeigen zudem die zunehmende Einsamkeit der Studierenden nach über einem Jahr Pandemie. Fast 90 % der Befragten wünschen sich mehr Begegnungsmöglichkeiten unter Studierenden, 82 % vermissen Begegnungen mit anderen Studierenden im Allgemeinen. Wenn Studierende nach den Vorteilen vom Leben im Studierendenwohnheim gefragt werden, sind die beiden am häufigsten genannten Antworten: Keine Einsamkeit und Kontakt mit anderen Studierenden.

Erschreckend sind die Ergebnisse im Hinblick auf Studienzufriedenheit und Studienzweifel. Nur 13 % geben an, mit ihrem Studium sehr zufrieden zu sein, 46 % der Studierenden sind eher zufrieden. Insgesamt 43 % geben ihre Zufriedenheit mit dem Studium mit nur „teils, teils“, „eher unzufrieden“ oder „sehr unzufrieden“ an. 85 % der befragten Studierenden stufen es als unwahrscheinlich ein, dass sie ihr Studium abbrechen, immerhin 13 % ziehen einen Abbruch in Erwägung und 2 % planen diesen Abbruch sicher. 22 % der Studierenden für die ein Abbruch eher nicht in Frage kommt, ziehen eine Unterbrechung des Studiums vielleicht oder sicher in Erwägung. Bei der gemeinsamen Betrachtung des psychischen Wohlbefindens und der Studienabbruchsabsicht fällt auf, dass Studierende, die ihr Studium sicher oder vielleicht abbrechen bzw. unterbrechen wollen, ein deutlich schlechteres Wohlbefinden zeigen, als die anderen Studierenden.

87 % der befragten Studierenden geben an, dass sie in den letzten zwei Wochen mindestens an einzelnen Tagen wenig Interesse oder Freude an ihren Tätigkeiten hatten. 89 % hatten an einzelnen Tagen das Gefühl keine Energie zu haben oder waren müde. 22 % geben sogar an, dieses Gefühl an beinahe jedem Tag gehabt zu haben. Mehr als Dreiviertel der Befragten geben an, dass sie in den letzten zwei Wochen mindestens an einzelnen Tagen Schwierigkeiten hatten, sich auf etwas zu konzentrieren. 81 % der Studierenden haben sich mindestens an einzelnen Tagen nervös, ängstlich oder angespannt gefühlt.

„Die Befragung hat unsere Befürchtungen bestätigt: Die Studierenden leiden zunehmend unter der Pandemie und den aktuellen Bedingungen, unter denen sie studieren. Sie zeigt auch, dass unsere sozialen Beratungsangebote so sehr wie nie zuvor von den Studierenden benötigt werden. Insbesondere die psychologische Beratung ist das wichtigste Unterstützungsangebot, um die Sorgen aufzufangen und damit  nicht zuletzt den Studienerfolg der Studierenden in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern.“, fasst Dr. Cornelia Wolf-Körnert, Geschäftsführerin des Studierendenwerkes Greifswald zusammen.

Weiterführende Informationen

Zur Umfrage
Von den 1341 Studierenden, die an der Umfrage teilgenommen haben, waren 870 Studierende der Universität Greifswald (65 %), 167 studieren an der Hochschule Neubrandenburg (12 %) und 304 an der Hochschule Stralsund (23 %). Die Rücklaufquote lag je nach Hochschule zwischen 7,6 % und 13 %. Insgesamt konnte eine gute Diversität in der Stichprobe hinsichtlich der relevanten Merkmale erzielt werden. Allerdings beteiligten sich überwiegend Frauen (70 %) an der Befragung. Um in den Analysen ein ganzheitliches Bild zu zeigen, wurden die Daten anhand der Merkmale Hochschule und Geschlecht gewichtet. Mittels der Gewichtung bilden die Daten die Struktur der Studierenden in der Grundgesamtheit ab und es lassen sich aus der Stichprobe valide Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit schließen. Die Umfrage und Auswertung wurde mit der Firma Conomic GmbH durchgeführt.
Das Studierendenwerk Rostock-Wismar führte zeitgleich mit dem Studierendenwerk Greifswald eine ähnliche Umfrage zur sozialen und psychischen Situation der Studierenden durch. Das Studierendenwerk Greifswald kooperierte zudem mit dem Zentrum für Psychologische Psychotherapie (ZPP), welches weiterführende Analysen zum psychischen Wohlbefinden der Studierenden angefertigt hat.

Zur psychologischen Beratung des Studierendenwerkes
Studierende der Universität Greifswald, der Hochschule Neubrandenburg und der Hochschule Stralsund können psychologische Beratungssitzungen à 50 Minuten in Anspruch nehmen. Je nach Bedarf können mehrere aufeinanderfolgende Termine wahrgenommen werden. Die Beratung ist für die Studierenden kostenlos und kann auf Wunsch auch anonym durchgeführt werden. Das Studierendenwerk Greifswald hat für diese Aufgabe einen Dipl.-Psychologen mit psychotherapeutischer Ausbildung eingestellt, der für die Beratungen in Greifswald und Stralsund zuständig ist. Am Standort Neubrandenburg arbeitet das Studierendenwerk mit der psychosozialen Beratung der Caritas zusammen, um den Studierenden ein Beratungsangebot vor Ort zu ermöglichen. Pandemiebedingt können aktuell nur Beratungen per Videosprechstunde, telefonische Beratungen sowie in Einzelfällen Spaziergänge an der frischen Luft angeboten werden. Im Jahr 2020 wurden über das Studierendenwerk Greifswald 1467 psychologische Beratungen durchgeführt. Die Wartezeit beträgt aktuell mehrere Wochen, allerdings können Ersttermine in dringenden Fällen auch kurzfristig vergeben werden.

Zur Sozialberatung des Studierendenwerkes
Die Sozialberatung des Studierendenwerkes versteht sich als erste Anlaufstelle für Studierende in besonderen Lebenslagen, z.B. internationale Studierende, Studierende mit Kind oder Studierende mit gesundheitlicher Beeinträchtigung. Auch bei Fragen zur Finanzierung des Studiums und zur sozialen Notlage steht die Sozialberatung unterstützend zur Seite. Die aktuellen finanziellen Hilfen in der Pandemie, z.B. die BMBF-Überbrückungshilfe und der Corona-Nothilfefonds werden zu einem großen Teil durch die Sozialberatung bearbeitet. Im Jahr 2020 führte die Sozialberatung des Studierendenwerkes Greifswald 712 persönliche Einzelberatungen durch.
 

Quelle
Medieninformation des Studierendenwerks Greifswald AöR (18.05.2021)
 

Ansprechpartnerin beim Studierendenwerk Greifswald
Nele Reidenbach
Interne & externe Kommunikation
Am Schießwall 1-4, 17489 Greifswald
Telefon 03834 86 1714
reidenbachstw-greifswaldde
www.stw-greifswald.de

 

Verwandte Nachrichten

Medieninformation


Zurück zu allen Meldungen