Adam – Christus – Karl der Kahle. Attributionen und Konnotationen karolingischer Kunst

Foto: DFK Paris

Der Elfenbeinkamm ‚von St. Heribert’ im Kölner Museum Schnütgen, wohl in Metz um 870 geschnitzt und eines der bekanntesten Objekte aus dem Frühmittelalter, zeigt eine der komplexesten Kreuzigungsdarstellungen der Karolingerzeit. Doch wurde er erstaunlich wenig studiert. Seine Funktion als Kamm und seine Bebilderung legen eine Identifikation des gekämmten Kopfes mit Golgotha – der „Schädelstätte" – nahe, also mit dem toten Adam, dessen Schädel als dort begraben galt, und zu Christus, dem neuen Adam. Anhand von Forschungen zu verwandten Objekten können auch Verbindungen zu Karl dem Kahlen aufgezeigt werden, für dessen kaiserliche Krönung, Ende 875 in Rom, ein Kamm mit Tierkreiszeichen geschaffen wurde (Victoria and Albert Museum, London). Der Vortrag stellt die materielle und schriftliche Überlieferung von Elfenbeinkämmen bis ca. 1000 vor und die Hypothese, dass der Kamm mit der Kreuzigung zum Anlass der Krönung Karls des Kahlen in Metz im Jahr 869 entstand. Zuletzt wird die spätere Deutung des Kammes als Reliquie Erzbischofs Heribert von Köln (999–1021) untersucht.

Philippe Cordez ist Stellvertretender Direktor des Deutschen Forums für Kunstgeschichte – DFK Paris. Er hat Kunstgeschichte, Geschichte, Anthropologie, Museologie an der École du Louvre und der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris studiert. 2010 promovierte er in Kunstgeschichte und Geschichte an der EHESS und an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über Schatz, Gedächtnis, Wunder. Die Objekte der Kirchen im Mittelalter (Regensburg 2015), die 2013 mit dem Nachwuchspreis des Mediävistenverbandes e. V. ausgezeichnet wurde. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Assistent am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg und am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut leitete er von 2013 bis 2018 an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Forschergruppe Vormoderne Objekte. Eine Archäologie der Erfahrung. Er war 2016/2017 Vertretungsprofessor an der Université de Montréal (Kanada) und 2019 Fellow am Sterling and Francine Clark Art Institute, Williamstown (MA, USA). Seine Forschungsfelder umfassen das Mittelalter in interdisziplinär-kunsthistorischer Perspektive betrachtet und allgemeiner die kunsthistorische Objektwissenschaft.

Begrüßung: Professorin Dr. Monika Unzeitig

Moderation: Professorin Dr. Isabelle Dolezalek

Zugang zur Digital Lecture
Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg bietet diese Veranstaltung live als digitalen Vortrag an. Der Zugang zu den Vorträgen wird über die Software Zoom bereitgestellt. 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn leitet der Link zu einem Wartebereich von Zoom weiter. Zum angekündigten Veranstaltungsbeginn werden dann die Teilnehmenden automatisch in den digitalen Hörsaal weiter geleitet. Die Handreichung zur Digital Lecture gibt Hilfestellungen im Umgang mit der App Zoom.

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