Die COVID-19-Pandemie hat erneut verdeutlicht, wie zentral das Verständnis bakterieller und viraler Erreger für die globale Gesundheit ist. Bereits seit den späten 1970er Jahren werden vermehrt neue Erreger identifiziert, wie etwa HIV, Ebola, SARS oder MERS, während gleichzeitig Resistenzen bei altbekannten Krankheitserregern wie Tuberkulose, Syphilis oder Lepra zunehmen. Trotz intensiver Forschung bleibt die Evolution dieser Pathogene weitgehend im Dunkeln, da sie im Gegensatz zu Wirtsorganismen keine klassischen Fossilien hinterlassen. Dank bahnbrechender Fortschritte in der DNA-Sequenzierung ist es heute möglich, molekulare Fossilien historischer Krankheitserreger aus menschlichen Skelettresten zu gewinnen. Diese Entwicklung hat eine neue Ära in der Erforschung der Evolution von Infektionskrankheiten eingeläutet. Durch die Rekonstruktion bakterieller Genome, darunter der Erreger der mittelalterlichen Pest, konnten Wissenschaftler dessen Ausbreitung bis zum Ursprung des Schwarzen Todes in Zentralasien zurückverfolgen. Noch weiter zurückreichend liefern vollständige Genome steinzeitlicher Peststämme Einblicke in die evolutionäre Anpassung der Bakterien an den Menschen als Wirt und den Floh als Zwischenwirt. Die Analyse alter DNA bietet hier eine einzigartige Möglichkeit: Sie erlaubt es, vergangene Epidemien zu rekonstruieren und die evolutionären Mechanismen zu verstehen, durch die sich Pathogene an den Menschen angepasst haben. Johannes Krause wird in seinem Vortrag einen Einblick in die neuesten Erkenntnisse der alten Pathogen-Genomik geben und aufzeigen, wie sich einige der gefährlichsten Infektionskrankheiten der Menschheitsgeschichte entwickelt und verbreitet haben.
Johannes Krause ist Professor für Archäo- und Paläogenetik und Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig. Er erforscht die genetische Geschichte früher Menschen und deren Krankheitserreger. In über 250 Fachartikeln revolutionierte er unser Wissen zu Urmenschen, Pest und prähistorischen Migrationen.
Begrüßung: Professor Dr. Thomas Klinger
Moderation: Professorin Dr. Christa Kühn
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Organisatorische Hinweise
Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg versucht, diese Veranstaltung auch live als Zoom-Meeting bereitzustellen, in dem sich Zuschauende über den Chat schriftlich beteiligen können.
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- Während der gesamten Veranstaltung können Wortmeldungen bzw. Fragen schriftlich im Chat gestellt werden.
Aufzeichnung
Die Veranstaltung wird aufgezeichnet, um sie für die Mediathek des Kollegs zu nutzen. In der Aufzeichnung wird nur der/die Vortragende, dessen/deren Präsentation sowie der Moderator/die Moderatorin zu hören bzw. zu sehen sein. Chatbeiträge werden nicht aufgezeichnet. Ein „REC“-Zeichen am Bildrand informiert die Teilnehmenden. Sobald alle Beteiligten an der Aufzeichnung der Nutzung zugestimmt haben und alle Nutzungsrechte vorliegen, wird die Aufzeichnung auch in der Mediathek zu finden sein.