Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ war die Hoffnung auf einen Siegeszug der Demokratie verbunden. Diese Hoffnung wurde weitgehend enttäuscht. In den Ländern des ehemals real existierenden Sozialismus setzen sich zunehmend autoritäre Regierungen durch, die bisweilen sogar totalitaristische Züge aufweisen. Auch in Polen war jahrelang eine national-populistische Regierung an der Macht, und in Deutschland, insbesondere in dessen Osten, fährt die AfD Rekordergebnisse ein. Dementsprechend hat der Osten heute ein schlechtes Image. Wie viel davon ist Konstruktion? Und welche realen Ursachen hat diese politische Entwicklung, die mittlerweile auch im Westen zu beobachten ist? Diese Fragen stehen im Zentrum des deutsch-polnischen Gesprächs mit Justyna Schulz und Dirk Oschmann.
Dirk Oschmann ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig und Präsident der Deutschen Kafka-Gesellschaft. Er hat Germanistik, Anglistik und Amerikanistik in Jena und in Buffalo/USA studiert. Die Promotion erfolgte zum literarischen Werk Siegfried Kracauers, die Habilitation zur Sprach- und Dichtungstheorie im 18. Jahrhundert (Jena 1998/2006). Mehrfach lehrte er als Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in den USA. Wichtige Bücher waren zuletzt: „Freiheit und Fremdheit. Kafkas Romane“ (2021) sowie insbesondere „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ (19. Aufl., 2024), das bundesweit große Resonanz erzeugte.
Justyna Schulz ist Germanistin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie absolvierte ein Germanistikstudium an der Universität Warschau sowie ein Wirtschaftsstudium und ihre Promotion an der Universität Bremen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehörten Transformationsprozesse in Ostmitteleuropa sowie Geldtheorien. Von 2017 bis 2025 war sie Direktorin des Instytut Zachodni in Posen, einer der führenden Einrichtungen für Deutschlandstudien in Polen. Derzeit ist sie Analystin am Institut mit Schwerpunkt auf den deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen.
Begrüßung: Professor Dr. Thomas Klinger
Moderation: Professor Dr. Andreas Ohme