Statement zu Diversity und Vielfalt an der Universität Greifswald

Der Text zur Audiobotschaft von Ruth Terodde am 02.11.2021

Der Text zur Audiobotschaft von Ruth Terodde am 02.11.2021

Liebe Studierende,
liebe Kolleg*innen,

gerne wäre ich heute bei Ihnen, krankheitsbedingt geht das leider nicht.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte ich viele gute Gründe, als Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsbeauftragte stolz zu sein, Mitglied dieser Universität Greifswald zu sein.
Wir haben mit der Berufung der 50. Professorin, im Übrigen an der RSF, ein Zeichen für eine zukunftsorientierte Berufungspolitik gesetzt, die die Verhältnisse in der Gesellschaft abbildet.
Der Senat der Universität hat eine bemerkenswerte Richtlinie gegen jegliche Form von Diskriminierung, im Übrigen auch gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt, verabschiedet – und das einstimmig.
Hier geht es nicht nur darum, dass Sie nun alle wissen, dass und wie Sie sich gegen diskriminierendes Verhalten wehren können. Hier werden Werte vermittelt - die Werte, die unserer Universität zu Grunde liegen: Toleranz, Meinungsvielfalt, die Wertschätzung Andersdenkender.
Dazu gehört auch die Förderung der kritischen Auseinandersetzung zwischen Professor*innen und Studierenden.
Sätze wie: „Sie wissen ja, dass Sie bei mir noch Prüfung machen müssen.“, widersprechen nicht nur dieser Richtlinie, sondern dem Leitbild der Universität fundamental.
Lassen Sie mich noch einen weiteren Punkt anführen:
Mit einer Zweidrittelmehrheit, nach intensiven Diskussionen, hat der Senat die Einführung der geschlechtergerechten Sprache an der Universität beschlossen und damit ein Signal gesetzt, dass auch in der Sprache die Vielfalt der Universität abzubilden sei.
Ja, ein Drittel der Senator*innen war nicht der Meinung, dass wir das so tun müssen.
Aber: in dieser ganzen Diskussion ist niemals auch nur annähernd das Wort „Genderwahnsinn“ gefallen. Das hätte im Übrigen auch nicht das intellektuelle Niveau der Diskussion abgebildet.
Last, not least: Im Moment beschäftigen sich viele Wissenschaftler*innen mit einer neuen Internationalisierungsstrategie der Universität.
Hier geht es darum, bestmögliche Leute nach Greifswald zu holen. Intelligente Leute, völlig unabhängig davon, woher sie kommen.
Der perverse Begriff des „Biodeutschen“ steht in einem absurden Gegensatz zum Selbstverständnis europäischer Universitäten, die immer schon in einer institutionellen Einheit, das bedeutet
„Universitas“, eine Vielfalt von Bildung, „diversitas“, in Forschung und Lehre angeboten haben.
Das gilt es zu bewahren. Dafür stehen Sie heute hier und demonstrieren.
Dafür wehen an den Fenstern der Gleichstellungsbüros, an der Rückseite des Hauptgebäudes der Universität, die Regenbogenfahnen.
Als Zeichen, als Signal dafür, dass wir wachsam sein sollen, aufmerksam.
Und dass wir bei aller Verschiedenheit mit Leidenschaft die Vielfalt und Toleranz an dieser Universität verteidigen.
Viel Erfolg!