Durch den Ukrainekrieg psychisch Belasteten rasch und solidarisch helfen

Ausschnitt, Flyer mit Friedenstaube, © Gemeinsam für psychische Gesundheit (GPG)
Ausschnitt, Flyer mit Friedenstaube, © Gemeinsam für psychische Gesundheit (GPG)

Hunderttausende Ukrainer*innen sind seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine auf der Flucht vor dem Krieg, vor Zerstörung und Tod. Die Vereinten Nationen prognostizieren, dass der Krieg noch weit größere Fluchtbewegung auslösen wird. Dieser Krieg hat die meisten Menschen in der Ukraine plötzlich und unvorbereitet aus dem Alltag herausgerissen. Die Konfrontation mit grausamen und traumatischen Ereignissen ist schwer zu verarbeiten, insbesondere für Kinder und Jugendliche, die Sicherheits- und Vertrauensverluste erleiden. Bei älteren Menschen rufen die Ereignisse traumatische Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg wach.

Aber auch hier, in Mecklenburg-Vorpommern, erleben Ukrainer*innen und Menschen, die in der Ukraine Familie, Freundinnen und Freunde haben, den Krieg als extreme psychische Belastung. Nicht nur das direkt traumatisch Erlebte, sondern auch die Bilder und Berichte von Kriegsszenarien können jahrlange psychische Folgen hinterlassen, wenn Menschen sich während und nach derartigen traumatisierenden Ereignissen allein gelassen fühlen. Auch für Russ*innen können Ohnmachts-, Angst- oder Schuldgefühle und auch entgegengebrachte Feindseligkeit schwere psychische Folgen nach sich ziehen.

Das Projekt verfolgt daher das Ziel, kurzfristig niedrigschwellige, evidenzbasierte und gezielte psychologische Unterstützungsangebote den betroffenen und psychisch belasteten Menschen anzubieten, womit es sich in die Welle der solidarischen Hilfsangebote im Kontext des Ukrainekriegs einreiht.

Ab sofort, 1. März 2022, können psychisch Belastete, die ein Beratungsgespräch wünschen, eine E-Mail an gemeinsampsychischgesunduni-greifswaldde schreiben. Mittel- und langfristig wollen wir bei uns schutzsuchende Mitmenschen aus der Ukraine, welche unter psychischen Belastungen und Traumatisierungen leiden, dolmetschergestützte evidenzbasierte Psychotherapien in Einzel- und Gruppensetting ermöglichen.

Am Mittwoch, 2. März 2022, widmet sich um 18:00 Uhr der Forumsabend unter dem Titel „Seelische Auswirkungen des Angriffskriegs auf die Ukraine: Wie können wir psychisch Belastete unterstützen?“ der Thematik. Impulsvorträge zum Thema der psychischen Auswirkungen des Krieges werden in einen Austausch und Diskussion überführen. Wir freuen uns sehr, dass JProf. Dr. Roman Dubasevych, Inhaber des Lehrstuhls für Ukrainische Kulturwissenschaft der Universität Greifswald, im ersten Vortrag Einblicke in seine psychologisch-politische Sicht auf den Krieg und die psychischen Folgen geben wird. Zudem werden Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier und Dipl.-Psych. Florian Harder das neue Hilfsprojekt für durch den Ukrainekrieg psychisch belastete oder traumatisierte Menschen vorstellen. 

Das Projekt wird durch Prof. Dr. Katharina Riedel, Rektorin der Universität Greifswald, dem Oberbürgermeister der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, Dr. Stefan Fassbinder, und der Sparkasse Vorpommern ideell und finanziell unterstützt, was es uns u. a. ermöglichen wird, Dolmetscher*innen Honorare zu zahlen.

Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier (Gesamtprojektleiterin) Gemeinsam für psychische Gesundheit:
„Am Mittwochabend möchten wir gemeinsam mit allen Teilnehmenden Unterstützungsmöglichkeiten eruieren und diskutieren. Denn damit uns unsere Ängste und Sorgen nicht lähmen und erdrücken, hilft es, wenn wir das Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität erleben und gemeinsam selbstwirksam, aktiv und helfend etwas im Rahmen der eigenen Möglichkeiten tun. Ein ähnliches Hilfsprojekt habe ich bereits 2015 in Berlin im Kontext der Flüchtlingskrise initiiert, was damals sowohl vielen Geflüchteten half als auch für die beteiligten Therapeut*innen und Dolmetscher*innen sich als sinnstiftend und bereichernd erwiesen hat.“

Florian Harder vom Psychosozialen Zentrum für Asylsuchende und MigrantInnen in Vorpommern (PSZ) im Kreisdiakonischen Werk Greifswald e. V.:
„Nach schweren Belastungen und existenziellen Bedrohungen ist es entscheidend, was unmittelbar nach der akuten Bedrohung passiert. Praktische und emotionale Unterstützung und die Anerkennung des erlittenen Leides können Menschen, die unter den Folgen dieses schrecklichen Krieges leiden, innerlich stärken. Mit unserem Projekt wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass nicht Verbitterung und Verzweiflung, sondern Hoffnung und ein solidarisches Miteinander am Ende dieses Krieges stehen.“
Das PSZ wird vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.

Weitere Informationen
Webseite der Initiative Gemeinsam für psychische Gesundheit
Weitere Informationen zum Beratungsangebot der Initiative

Flyer psychologische Beratung Krieg
Flyer psychologische Beratung Mittwoch
 

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald 
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Direktorin des Zentrums für Psychologische Psychotherapie (ZPP)
Wollweberstraße 1–3, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3718
eva-lotta.brakemeieruni-greifswaldde

 

Medieninformation


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