Luka Henkel

Studium in Greifswald
Fennistik, Skandinavistik (B.A.)

Aktivität im Ausland
Erasmus+, Helsingin yliopisto/University of Helsinki, Helsinki/Finnland

Zeitraum
August 2022 bis Mai 2023

Wieso ich ins Ausland gegangen bin?
Schon als ich zum ersten Mal durch die Straßen Helsinkis gelaufen bin, stellte ich mir vor, wie es wäre dort zu leben. Sehr schnell setzte ich mir als Ziel eines Tages an der Uni Helsinki zu studieren. Für mich war also schon lange vor Beginn meines Studiums in Greifswald klar, dass ich ein Auslandsjahr in Finnland machen möchte. Der Grund, wieso ich auch Fennistik studiere, ist, dass dies die beste Möglichkeit ist sich mit dem Land und der Sprache auseinanderzusetzen. Ein Auslandsaufenthalt ist zur Vertiefung und Ausweitung der eigenen Sprachkenntnisse und Wissens ebenso enorm wichtig wie der kulturelle Austausch. Helsinki war nicht nur aus persönlichen Gründen meine erste Wahl, sondern auch aus akademischen, denn das Kursangebot sprach mich sehr an. Für den Studiengang Fennistik gibt es u.a. eine sehr gute Auswahl an Sprach- und sprachwissenschaftlichen Kursen, was mich auch am meisten anspricht. Besonders schön war es die Kurse ausschließlich in Finnisch zu haben, was am Anfang etwas herausfordernd sein kann, aber man gewöhnt sich schnell daran. Ich war darauf schon weites gehend gut vorbereitet, da es in den Finnischkursen in Greifswald ähnlich zugeht.

Ankunft - Die ersten Wochen

Die Abreise aus Berlin war schon sehr stressig. Das Check-in verlief schleppend und an allen Sicherheitskontrollen standen viele Menschen an. Wäre nicht eine Freundin von mir mitgeflogen, dann wäre ich vermutlich viel angespannter gewesen. Obwohl wir frühzeitig am Flughafen waren, hätten wir unseren Flug fast verpasst. Zum Glück motivierte uns ein Pärchen, das hinter uns stand, uns vorzudrängeln, denn wir hatten nur noch ca. 15 min, bis das Gate schließen würde. Als wir endlich durch die Kontrolle kamen, hatten wir nur noch 5 min, sodass wir unsere Sachen schnellstmöglich zusammenpackten und losrannten. Wir sind auf die Minute genau angekommen und eine Flugbegleiterin bat uns netterweise Wasser an, sobald wir uns hingesetzt haben. Ich war super erleichtert im Flieger zu sitzen, schließlich ging es endlich nach Finnland!

Zuerst fühlte sich alles sehr surreal an, denn ich hatte auf diesen Moment vier Jahre gewartet – seitdem ich das erste Mal in Helsinki war und anfing mir meine Zukunft dort vorzustellen. Es hat bestimmt mindestens einen Monat gedauert, bis ich realisierte, dass ich nun eine der vielen Studierenden war und nicht irgendeine Person, die sich auf dem Campus aufhielt. 

Ich würde sagen mich einzuleben ging vermutlich leichter als für die meisten anderen, da eine Freundin von mir die ersten drei Wochen bei mir wohnte, also haben wir oft etwas zusammen unternommen, nachdem ich mit meinen Kursen fertig war. Aber auch so wurde einem die Eingewöhnungsphase leichter gemacht, indem man für die Erstiwoche in eine der vielen Gruppe eingeteilt wurde, bei denen Tutor*innen zu Rat und Tat standen. So konnte man an verschiedene Events teilnehmen, Leute kennenlernen, und bekam hilfreiche Tipps zum Unileben. Jeder Studiengang hat einen FSR, der oft Treffen organisiert, und wozu alle herzlich eingeladen sind. Anschluss zu finden, ging leichter als befürchtet. 

Da ich neben Skandinavistik Fennistik studiere und mein Hauptziel war in Helsinki meine Finnisch- Kenntnisse zu verbessern, musste ich zusammen mit anderen Austauschstudierenden einen Einstufungstest machen, damit es leichter ist die passenden Kurse zu finden. Zum Glück bestätigte sich mein Niveau, das ich zu diesem Zeitpunkt nach dem vierten Semester haben sollte, und durfte zwei Sprachkurse gleichzeitig belegen. Hier hatte ich einen kleinen Vorteil, da wir das Buch, das in beiden Kursen behandelt wurde, in Greifswald bereits durchhatten, also konnte ich den Grammatikpart gut wiederholen und wie vorgehabt auf die Anwendung der Sprache fokussieren. Dies tat ich neben den Kursen v.a. im Alltag beim Einkaufen oder in Cafés, aber auch manchmal mit Freunden. Praktischerweise gab es übers Sprachenzentrum das sogenannte „ALICE“-Programm, was ähnlich zu Tandem ist. D.h. dort bilden sich Pärchen, wo jeweils ein Part die Sprache des anderen lernen will, in dem Fall Finnisch-Deutsch, und verabredet sich regelmäßig. Neben den kulturellen Austausch war so das Entstehen von neuen Freundschaften möglich.

Das Sommergefühl hielt natürlich nicht lange an. Richtig warm war es nur an meinem ersten Tag und danach wurde es sehr schnell kühl (v.a. windig), sodass man den Herbst um die Ecke spüren konnte.

Blick aus dem Flugzeug über Finnland
Kielikeskus (Sprachenzentrum) der Universität Helsinki
Der Dom von Helsinki

Helsingin yliopisto: Uni und Campus

Das Studium in Helsinki, vermutlich auch Finnland generell, ist anders strukturiert als hier. Das Semester ist in zwei Perioden aufgeteilt, weil man manche Module nur für einen bestimmten Zeitraum hat, und in etwa zur Hälfte des Semesters gibt es eine Woche Pause, wo man ggf. Prüfungen ablegt oder zur Erholung nutzen kann, falls die Kurse bis zum Ende des Semesters andauern. Manchmal gibt es auch Zwischenprüfungen, aber das kommt immer ganz auf das Modul an. Im Laufe des Semesters stehen immer mal wieder Abgaben an, die in Form von Hausaufgaben erledigt werden, und in die Gesamtnote mit einberechnet werden. In den Sprachkursen hatte ich zum Beispiel Aufsätze zu schreiben und Vorträge zu halten. Die Prüfungen fallen je nach Kursart unterschiedlich aus. D.h., dass man sie in Form von Klausuren, wie man es hier kennt, ablegt, einen Aufsatz oder Lerntagebuch abgibt, oder zum Beispiel auf Moodle mithilfe des Kursmaterials oder eigener Notizen Aufgaben bearbeitet. Ich mochte die Arbeitsweise in Finnland sehr, da man dort mehr motiviert wird im Laufe des Semesters zu lernen.

Als Austauschstudentin hatte ich die Gelegenheit als Sprachassistentin in den Deutschkursen mitzuwirken und hatte dadurch die Chance mit den Leuten mehr in Kontakt zu kommen. Es war aber auch dahin interessant, weil man einen neuen Blickwinkel auf seine eigene Sprache bekommt.

Meine Kurse fanden alle in unterschiedliche Gebäude im Zentrum statt, wo sich u.a. die Faculty of Arts befindet. Ich glaube am schönsten fand ich es immer im Uni-Hauptgebäude, welches noch fertigrenoviert wird. Montags hatte ich in einen der Räume Finnisch, aus dem man eine Sicht auf den Dom hatte. Es brauchte aber fast zwei Monate, bis ich herausfand, dass es auch dort eine Mensa gibt, die mein persönlicher Favorit wurde. In der Innenstadt gibt es einige Mensen, die sich teilweise vom Essensangebot unterscheiden, also hat man eine breite Auswahl.

Was ich am Campus sonst noch mochte, waren die verfügbaren Arbeitsplätze. Die Uni-Bibliothek Kaisa ist wie die meisten Bibliotheken in Finnland etwas unkonventionell, denn man darf es sich bspw. auf einen der Sessel gemütlich machen, teilweise auch was essen. Den Weg zur Bibliothek fand ich immer cool, denn statt langweilig über die Straßen dorthin zu laufen, kann man ins Gebäude Porthania rein, die Treppe hochlaufen, und dann geradeaus durch, wodurch man an andere Gebäude, wie dem Sprachenzentrum, vorbeikommt. Von Kaisa-talo aus kommt man mit einem Fahrstuhl nach unten, der einen zur Metro führt. Zum Bahnhof kann man so auch gelangen. Diese Wege waren besonders dann praktisch, als es entweder viel geregnet hat oder als es so kalt und vereist draußen war, dass man so sicher an sein Ziel kam. Neben Kaisa war tiedekulma (dt. „Wissensecke“) einer meiner Lieblingsorte. Dort gibt es ein Café, sodass man beim Lernen gemütlich noch was essen oder trinken kann. Außerdem erhält man dort Studentenrabatt.

Was ich an Helsinki auch so mag, ist, dass es keine typische Hauptstadt ist. Auch wenn man mitten in der Stadt ist, kann man immer einen ruhigen Ort finden. Wenn ich also zwischen meinen Kursen etwas Freizeit hatte, habe ich natürlich nicht immer nur gelernt, sondern habe mir eine Bank in einen der Parks in der Nähe gesucht oder bin ein bisschen am Wasser langgelaufen. Einmal habe ich mit einem Freund sogar eine Schneeballschlacht angefangen.



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