Greifswald goes International

Paul Conrad

Profilfoto PC - Foto: Paul Conrad


Studium in Greifswald

Betriebswirtschaftslehre auf Diplom

Aktivität im Ausland

Studienjahr an der Kyoto Sangyo Universität in Japan

Zeitraum

September 2017 - August 2018

Wieso ich ins Ausland gegangen bin?

Unsere modernen Gesellschaften und unsere Märkte agieren immer internationaler und immer enger verzahnt, weshalb ich es als absolut notwendig erachte, die eigenen internationalen und interkulturellen Kompetenzen bestmöglich auszubauen.
Um dabei zu verstehen, wie eine Gesellschaft lebt und als Gemeinschaft funktioniert, in all ihren Facetten, ist es in meinen Augen unerlässlich, zumindest eine Zeit lang ein Teil von ihr zu sein. Die japanische Kultur hat mich schon von klein auf fasziniert und mich nicht mehr losgelassen, weshalb es die japanische Gesellschaft ist, die ich bestmöglich verstehen möchte, um neue Perspektiven zu erschließen."

06. Mai 2018 - Eindrücke während der Semesterferien

Hiroshima - Foto: Paul Conrad
Hiroshima
Tokyo - Traditionsbewusste Metropole - Foto: Paul Conrad
Tokyo - Traditionsbewusste Metropole
Yokohama - Foto: Paul Conrad
Yokohama
Yuki-Matsuri - Foto: Paul Conrad
Yuki-Matsuri
Hanami - Foto: Paul Conrad
Hanami

Die im vorherigen Beitrag erwarteten Semesterferien sind nun schon seit gut einem Monat vorüber und die Studenten und der Autor dieser kurzen Eindrücke haben inzwischen komplett in den ganz normalen Universitätsalltag zurückgefunden.
Japan bereitet einem/r Austauschstudenten/in während der Semesterferien wortwörtlich die Qual der Wahl, da, dem immensen Überfluss an Möglichen Reisezielen geschuldet, allein schon die Übersicht über diese zu behalten schwer fällt.
An dieser Stelle möchte ich von meinen prägnantesten Erlebnissen während  der Semesterferien berichten.

Unmittelbar nach dem Ende der Prüfungsphase, Anfang Februar, findet auf der zweitgrößten Insel Japans Hokkaido, genauer in dessen Hauptstadt Sapporo, das „yuki matsuri“ das Schneefest oder auch Eisfestival statt.
Dieses verdient die  internationale Aufmerksamkeit vor allem aufgrund der exorbitant großen Skulpturen aus Eis und Schnee, meist in Form bekannter Anime- oder Videospielcharaktere und berühmter Gebäude, die zudem in der Nacht beleuchtet werden.                                                                 
Neben den riesigen Skulpturen findet sich auf dem Gelände des Odori Parks vor dem TV-Turm von Sapporo auch eine Snowboard Schanze für Showeinlagen, zig kleinere Skulpturen und ein weites Gelände für Schneekünstler aus aller Welt, die während dieser Tage ihre Skulpturen vor den Augen der Besucher aus dem Schnee formen. Doch das ist nur ein Teil des Schneefests.                                                              Im Stadtteil Susukino stellen Künstler ihre Skulpturen aus, die komplett aus Eis gefertigt sind, während es auf dem Gelände des „Tsudome“ oder „Sapporo Community Dome“ gilt, selbst aktiv zu werden oder im Inneren der Halle neue technische Errungenschaften zu begutachten, die dem winterlichen Thema angepasst sind. So gab es zum Beispiel die Möglichkeit eine Skipiste virtuell zu befahren.

Vom eigentlichen Fest abgesehen entkommt man zu dieser Jahreszeit dem Schnee auf Hokkaido nicht, selbst wenn man es wollte. Bei Temperaturen zwischen -5°C und -11°C lag der Schnee teils Meter hoch. In einem vorherigen Beitrag hatte ich bereits auf den Charme der Onsen verwiesen, gerade im Freien. Bei diesen äußerlichen Bedingungen war der Besuch eines außenliegenden Onsen jedoch umso faszinierender. Desweiteren besuchte ich den Tierpark von Sapporo, einen Fischmarkt der etwa eine Stunde entfernt an der Küste lag und das dort befindliche Aquarium, sowie den im Maruyama Park befindlichen Schrein „Hokkaido Jingu“. Zudem besuchte ich auch die Skischanze am Berg Okura, die für die Olympischen Winterspiele 1972, die Weltmeisterschaft 2007 und diverser Weltcup-Veranstaltungen genutzt wurde und wird und das dazugehörige olympische Museum mit Fokus auf den Winterspielen. Ein besonderer Höhepunkt war auch die Seilbahnfahrt zur Spitze des Bergs Moiwa in der Nacht, von der aus man einen wunderbaren Ausblick hatte, allerdings auch über eine gewisse Widerstandskraft verfügen musste, denn der Windzug war stark und durch ihn die Kälte Sapporos deutlich spürbar.

Gerade nach dieser kühlen Zeit war ich sehr positiv überrascht wie warm der Japanische Frühling sein kann. Allerdings zog sich die bekannte Wechselhaftigkeit des Wetters durch den gesamten Frühling hindurch. So verlief mein Ausflug nach Tokyo und Yokohama teils sommerlich, teils winterlich und sehr verregnet. Nicht desto trotz war es spannend Tokyo zu sehen. Ich hatte es früher schon einmal als Tourist bereist, aber als Auslandstudent ist es eine ganz andere Erfahrung. Als Auslandsstudent vergleicht man Tokyo vor allem mit den japanischen Metropolen die man dank mehrerer Besuche bereits besser kennt. Die verschiedenen Gepflogenheiten die einem als Tourist teils gar nicht auffallen kommen zur Geltung, z.B. auf welcher Seite einer Rolltreppe man zu stehen hat oder die Nuancen des Kansai- und des Kanto-dialekts. Eines bleibt jedoch gleich: die schier unendliche Masse an Menschen wirkt zunächst erdrückend. Selbst im Gegensatz zu Sapporo, Kyoto oder Osaka scheint Tokyo gigantisch. Die verschiedenen Teile der Stadt und Präfektur Tokyo sind tatsächlich mehr einzelne Städte als Stadteile. Ich kann an dieser Stelle gar nicht alles Aufzählen, was ich in Tokyo alles gesehen und erlebt habe. Nur so viel: alte traditionelle Bauten wie der „Asakusa Shrine“ und der „Meiji Jingu“, kulturell wichtige Einrichtungen wie das „Tokyo National Museum“ am Ende des Ueno Parks, moderne Architekturen wie der „Tokyo Sky Tree“, Businessdistrikte, Unterhaltungs- Einkaufsareale wie Roppongi, Stadteile wie Akihabara oder Harajuku, die der puren Phantasie zu entstammen scheinen und die Weltberühmte Kreuzung von Shibuya machen aus Tokyo eine Stadt, die man meiner Meinung nach niemals zur Gänze erfassen kann. Yokohama war ruhiger. Eine Großstadt zwar, aber kein Vergleich zu Tokyo. Wer an der Hafenpromenade entlang spaziert ist und vielleicht auch den Ausblick vom dortigen unübersehbaren Riesenrad genossen hat, der wird es verstehen. Überall sind weniger Menschen und weniger Lärm, obgleich Yokohama als zweitbevölkerungsreichstes Gebiet nach Tokyo und auch als Handelsgebiet das erst einmal nicht erwarten lassen würde. Vielleicht war dieses Gefühl aber auch dem vorangegangenen und unüberbietbaren Trubel in Tokyo geschuldet.

Meine letzte Reise führte mich nach Hiroshima. Ich war auch dort bereits zuvor, allerdings zum Jahrestag des Atombombenabwurfs und wollte daher erleben, wie Hiroshima den Rest des Jahres ist. Ich musste feststellen, dass die düstere Stimmung zwar weniger schwach, aber dennoch allgegenwärtig war. Die Geschichte dieses Tages findet sich dort überall wieder und egal an welchem Tag scheint sie der ewige Begleiter zu sein. Das es die ganze Zeit regnete war der dumpfen Stimmung auch zuträglich. Natürlich habe ich das Denkmal besucht und auch das Museum besichtigt. Aber das Ziel war nach wie vor, noch möglichst eine andere Seite zu sehen. Daher habe ich unter anderem auch die Einkaufsstraßen und andere eher alltägliche Gegenden besucht und habe unter Anderem einen Nachmittag damit verbracht, einfach das Gebiet um den Bahnhof abzulaufen. Auch war ich auf der nahegelegenen Insel Miyajima, deren Tori, das im Wasser vor der Insel steht, eines der populärsten Motive Japans zu sein scheint. Als persönlich besonders positive neue Erfahrung habe ich das Hiroshima Okonomiyaki empfunden, welches sich von der Kyoto maßgeblich dadurch unterscheidet, dass Nudeln und eine Unmenge an Gemüse ihren meiner Meinung nach berechtigten Platz in diesem Gericht fordern.

Die restliche Zeit der Ferien habe ich mit kleineren Touren in Kyoto und Osaka verbracht und so zum Beispiel dem bekannten „Hanami“ der Kirschblütenschau beigewohnt, oder durch die Universitätseigene Sternenwarte zwei entfernte Sterne betrachten dürfen. Auch haben wir mit Freude die neuen Studenten/innen begrüßt und schon jetzt einiges mit ihnen erleben dürfen.

Seitdem das Semester wieder begonnen hat gab es auch schon einige Erlebnisse, aber für den Moment spare ich diese für den nächsten Beitrag auf, denn zum Schluss wollte ich auf ein ganz anderes Thema zu sprechen kommen.

Jeder von uns verliert im Laufe des Lebens geliebte Menschen. Ich habe während der Ferien einen geliebten Menschen zu Hause in Deutschland verloren und ich bin mir sicher, dass ich damit nicht der/die erste und leider auch nicht der/die letze Auslandsstudent/in bin und sein werde. Es ist nicht einfach fern von Familie und den engsten Vertrauten zu sein, wenn das passiert, aber doch hatte ich hier neue Freunde/innen die mir geholfen haben und dank der heutigen technischen Möglichkeiten auch immer Kontakt nach Hause. Ich wollte damit nur zwei Dinge ansprechen, die ich als Erkenntnis aus dieser Situation gewonnen habe: zum einen muss man sich als potentielle/r Auslandsstudent/in darüber im Klaren sein, dass solch ein Fall eintreten kann und sollte sich überlegen, ob und wie man damit umgehen könnte. Das ist schon in der Vorstellung schwer, aber in der tatsächlichen Situation noch ungleich schwerer. Die zweite Erkenntnis ist ungemein positiver, denn so wurde mir einmal mehr bewusst, wie klein unsere Welt heutzutage ist.

30. Januar 2018 - Fortgeschrittene Impressionen aus Japan

Fußballturnier - Foto: Paul Conrad
Fußballturnier
Sumo-Ringen - Foto: Paul Conrad
Sumo-Ringen
Blick von der Mensa - Foto: Paul Conrad
Blick von der Mensa
Garten des Imperial Palace - Foto: Paul Conrad
Garten des Imperial Palace
Nijo Castle Nachtevent - Foto: Paul Conrad
Nijo Castle Nachtevent
Kurama-Dera - Foto: Paul Conrad
Kurama-Dera
Mount Kurama - Foto: Paul Conrad
Mount Kurama

Seit meinem letzen Bericht im Oktober gab es eine Vielzahl an Impressionen, die einen zweiten Bericht rechtfertigen, so dass ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen möchte, dem nachzukommen. In diesem Bericht möchte ich einen kleinen Einblick in das Kurssystem geben und einige meiner Erlebnisse hier in Japan teilen.

Wie bereits im ersten Bericht angerissen, entscheiden sich die Austauschstudenten/innen nach einer Woche für mindestens 8 Kurse, die sie belegen möchten. Die Art dieser kann sehr verschieden sein, zum Beispiel habe ich dieses Semester neben dem Kurs „International Development“ auch den Kurs „Historical Origins Of Modern Japan“ gewählt.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass uns empfohlen wurde nicht zu viele Kurse zu wählen, da sonst eine Vertiefung dieser zeitlich Probleme bereiten kann, gerade vor dem Hintergrund, dass die Universität eine Vielzahl von Veranstaltungen anbietet. Ich persönlich habe dieses Semester 10 Kurse gewählt und halte dies auch für eine gute Orientierung, allerdings abhängig von den entsprechenden Kursen, da sich diese teils frappierend in der Aufgabendichte und Zeitintensität unterscheiden. Als Beispiel: Für den Kurs ,,International Development“ wurde die Erarbeitung eines Buches und jede Woche eine später bewertete Ausarbeitung zu jeweiligen Themen verlangt, zusätzlich zu den Prüfungen, während der Kurs ,,Issues In Japanese Society“ eine Präsentation zu einer der Fragen und Probleme der Bevölkerung oder Politik Japans sowie am Ende einer jeden Unterrichtseinheit eine Zusammenfassung des behandelten Themas verlangte. Beide Kurse waren sehr lehrreich und interessant, aber von der Vorbereitungszeit kaum vergleichbar. Dies gilt für die meisten Kurse. Den Begriff Unterrichtseinheit habe ich im Übrigen gewählt, weil es der Form der Wissensvermittlung hier am nächsten kommt. Die Form der Vorlesung, wie wir sie kennen, existiert natürlich auch, ist aber eher unüblich. Die Studierenden werden sehr stark eingebunden, von der Form dem Oberstufenunterricht nicht unähnlich, wenn auch auf einem anderen Niveau. Die Bewertung setzt sich nicht nur aus den Tests, Prüfungen und Ausarbeitungen zusammen; so werden auch An-/Abwesenheit und die Erfüllung der „Shukudai“, also wörtlich Hausaufgaben, mit einbezogen. Das finde ich insofern interessant, als das ja auch an unserer Universität zuletzt über die Einführung einer Anwesenheitspflicht diskutiert wurde. In der Tat führt diese hier zur Anwesenheit vieler Studenten, allerdings ist damit nur die physische Präsenz gemeint. Über die Sinnhaftigkeit einer solchen lässt sich deshalb meiner Meinung nach definitiv streiten.

Abhängig von der Kurswahl finden auch einige Exkursionen statt, so zum Beispiel zum „Daitoku-ji“ oder dem „Imperial Palace“. Die Anschauung des „Jidai Matsuri“ Umzugs und des „Kurama Fire Festival“ fielen leider den starken Regenfällen der Taifun-Saison zum Opfer. Deshalb habe ich Kurama mit einigen Freunden eigenständig besucht: zunächst die Tempel und dann den Onsen. Onsen sind natürlich heiße Quellen und das Baden in solchen Bestandteil der japanischen Kultur. Bei all den Regeln, die es hierbei zu beachten gibt aber auch eine kleine Herausforderung. Die kleine Wanderei in den verschneiten Bergen war eine sehr willkommene Abwechslung zum Stadtzentrum rund um die „Shijō-Kawaramachi“ Umgebung oder die des Kyōto Bahnhofs. Gerade in einem Onsen in den Bergen zu sitzen, während es schneit, ist ein wirklich lohnenswertes Erlebnis.

Ein ebenfalls einprägsames Erlebnis war die Teilnahme an einem Fußballturnier in Osaka, zusammen mit Freunden, unter anderem einem mexikanischen Austauschstudenten und  meinem Buddy, das sind in diesem Fall Japanische Studenten/innen die den Austauschstudenten/innen in der Anfangszeit bei der Eingewöhnung und den administrativen Angelegenheiten helfen und durchaus als erste neue Freundschaften gedacht sind.

Im Allgemeinen erlebt man durch diese Buddy – Beziehung eine ganze Menge, weshalb ich das Konzept sehr unterstütze und sehr dankbar dafür bin. So konnte ich mit anderen befreundeten Austauschstudenten/innen dank einer der Japanischen Buddys auch ein J2-League Spiel zwischen dem Kyōto Sanga F.C. und JEF United Chiba im Station miterleben, oder war mit einem der anderen Buddys und Freunden viel Unterwegs zum Beispiel zum Besuch eines großen Fischmarktes, des Biwa Sees, der Burg von Hikone, des Minoh Wasserfalls und unzähligen weiteren Ausflügen.

Auch die Universität bietet viele Möglichkeiten der japanischen Kultur näher zu kommen. So durfte ich mit einigen Anderen eine Grundschule und eine Hochschule besuchen und unsere Universität und Stadt vorstellen und habe im Gegenzug einiges über Japan und über die Sicht der Schüler/innen auf die verschiedenen Länder der Austauschstudenten/innen lernen dürfen. Dies war besonders interessant, da mir diese Impressionen und auch der permanente Kontakt mit Studenten/innen der verschiedensten Nationen immer wieder vor Augen führt, wie verschieden die Sichtweisen zu einem Themen sein können, während beim nächsten aber absolute Einstimmigkeit herrscht. Die verschiedenen Argumente und Sichtweisen, auch die sehr unterschiedlichen Hintergründe die zu den entsprechenden Sichtweisen führen kennen zu lernen ist eine unglaublich kostbare Erfahrung, die ich jedem wünsche.

Auch, dass wir einer traditionellen Vorführung im „ROHM Theatre Kyoto“ beiwohnen durften hatten wir der Universität zu verdanken.

Eine weitere Veranstaltung die die Universität ermöglichte, war der Besuch eines renommierten Sumo Turniers, dass ich mir offen gestanden erheblich anders vorgestellt hätte. Aber auch das ist Teil dieses Austausches; vieles entspricht meiner Vorstellung, vieles ist dann aber auch ganz anders als angenommen, sowohl im positiven als auch manchmal im negativen Sinne.

Ein unschöner Part, den ich in dem Ausmaß nicht erwartet hatte ist die Krankheitssituation. Gewiss, mit vielen Menschen eng verbunden in einem Haus zu leben birgt natürlich zwingend die Gefahr, Krankheiten zu teilen. Allerdings habe dabei nicht bedacht, dass es in Japan keine Heizungen gibt. Stattdessen verwenden Japaner, wie im übrigen die meisten asiatischen Länder, die ,,Air Conditioner“, also die Raumbelüftung, im Sommer zum Abkühlen und im Winter zum Aufheizen der Räume. Das Problem im Winter ist allerdings, dass es dadurch nun zu einer trockenen und warmen Umgebung kommt und damit perfekte Bedingungen zur Ansteckung bestehen, mal vom Luftzug abgesehen. Dies hatte diesen Winter doch eine Reihe von kleineren Krankheitswellen zur Folge.

Ein weiterer erwähnenswerter negativer Part der mir in den letzten Monaten bewusst geworden ist stellt die Kleidung dar. So grotesk das zunächst klingen mag, gilt die moderne Japanische Gesellschaft doch zu Recht als sehr fashionable, so beziehe ich mich vor allem auf den Standpunkt körperlich europäischer Größen. So ist es mir bisher trotz mehrfacher Versuche noch immer nicht geglückt ein Geschäft ausfindig zu machen, dass Schuhe über der Größe 42 (nach europäischen Maßeinheiten) anbietet. Kleidung an sich ist natürlich in sämtlichen Größen erhältlich, wobei sich die Definitionen dieser, von den unseren unterscheidet, zum Beispiel in den Armlängen. In Zeiten von Online-Einkäufen stellt dies allerdings kein wirkliches Problem dar, ich wollte es nur angesprochen haben, da damit einhergehend auch die Schlussfolgerung auf andere Bereiche des Lebens, das zum Beispiel die Busse niedriger, die Betten kürzer und dergleichen nach meiner bisherigen Erfahrung zutreffend sind.

Zum Abschluss dieses Berichts wollte ich aber auf ein sehr positives Erlebnis, genauer drei Erlebnisse zurückblicken, als da wären die Halloweenfeier, die Weihnachtsfeier und die Neujahresfeier der internationalen Studenten/innen. Alle drei Feiern haben wir als I-House gefeiert und alle drei haben, trotz jeweiliger Meinungsverschiedenheiten im Vorfeld, zu einer freudigen Feier geführt. Während die Halloweenfeier und die Weihnachtsfeier im I-House stattfanden, wobei einige von uns, mich eingeschlossen, im Zuge der Weihnachtsfeier auch eine Kirche gefunden hatten, fand die Neujahresfeier überwiegend außerhalb statt. Das begründet sich durch die Japanische Tradition zu Neujahr, oder besser gesagt ins neue Jahr hinein, in buddhistischen Tempeln die Glocke 108 mal zu läuten um die Sünden zu vertreiben und nicht mit ins neue Jahr zu nehmen. Dabei dürfen nicht nur Mönche sondern auch Passanten, die sich rechtzeitig dafür angestellt haben, jeweils einmal läuten. Ich war mit einer kleinen Gruppe in der Nähe des berühmten Stadtteils Gion und wir hatten die große Ehre, in einem kleinen Tempel nahe dem „Chion-in“ Tempels, tatsächlich als einige der 108 Glücklichen selbst einmal die Glocke läuten zu dürfen. Das war ein wunderbares Erlebnis und da die Japaner im Gegensatz zu uns de facto kein Feuerwerk zünden, auch eine erfrischend andere Art ins neue Jahr zu starten.

Im Laufe der letzten Woche haben wir auch fast sämtliche Prüfungen geschrieben und gehen in die von                                                                                                     Ausflügen und Besichtigungen gespickten Semesterferien.  

09.10.2017- Erstes Zwischenfazit

Kinkaku-ji - Foto: Paul Conrad
Kinkaku-ji
Daitokuji - Foto: Paul Conrad
Daitokuji
I- House - Foto: Paul Conrad
Studentenwohnheim (I-House)
Sushi - Foto: Paul Conrad
Kulinarisches Japan: Sushi
Uni-Campus - Foto: Paul Conrad
Uni-Campus von oben

Etwas hochzuladen war mir bisher zeitlich nicht möglich; zum einen gab es auch nach der Ankunft noch diverse organisatorische Hürden zu überwinden, zum anderen wird man mit einem Überangebot an möglichen Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen konfrontiert, derer man sich nur sehr ungerne entzieht, sei es auch nur, um diesen Bericht zu verfassen. :)

Nach dem Einzug in das Studentenwohnheim (I-House) gilt es, die nationale Gesundheits-Versicherung abzuschließen, seine Residenzkarte bei dem örtlichen Einwohnermeldeamt registrieren zu lassen und optional ein Konto bei einer japanischen Bank zu eröffnen.

In Europa bekannte Messenger-Dienstleister sind hier, im Gegensatz zu international gängigen sozialen Media Plattformen, eher unbekannt. Das hat zur Folge, dass die meisten internationalen Studenten auf die in Asien populäre Dienstleister zurückgreifen, wenn nicht gar einen Vertrag bei einem der lokalen Mobilfunkanbieter abschließen. Man hat an wirklich vielen Punkten in der Stadt und vor allem durch das education roaming, wie es auch an der EMAU vorhanden ist, auch an allen Punkten in der Universität und im I-House Wifi-Zugriff. Es ist also nicht notwendig einen Vertrag abzuschließen, hat aber, besonders zur Orientierung, wie etwa zur Suche der besten Busverbindung, durchaus Vorteile. 

Die Zimmer selbst haben übrigens keinen eigenen Zugang, hier ist es ein Glücksspiel: Von manchen aus hat man Zugriff auf das des I-Houses, von anderen nicht. Allerdings gibt es eigene Zimmer für Telefonate und Internettelefonate, in denen man ohne Andere zu belästigen und unter der Wahrung der Privatsphäre ohne Probleme Nachrichten zu Familie und Freunden senden kann. Da das Leben im I-House sehr familiär ist, werden diese aber kaum genutzt.

Allgemein sind hier viele verschiedene Nationalitäten und Kulturen vertreten: Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Italien, Spanien, Slowakei, Tschechien, Mexiko, Australien, China (und Hongkong), Vietnam, Thailand und natürlich Japan.

Am ersten Tag findet ein Japanisch-Sprachtest statt, nach dem man in die verschiedenen Niveaus eingestuft wird. Je nach Niveau, belegt man verschiedene Japanisch-Sprachkurse. In der zweiten und dritten Woche besucht man möglichst viele der anderen angebotenen Kurse, um anschließend eine Auswahl treffen zu können. Da sich viele Kurse zeitlich überschneiden und die verschiedenen Sprachkurse zu verschiedenen Zeiten und auch an unterschiedlichen Tagen stattfinden, ist es zwar generell empfehlenswert sich vorab über das Kursangebot zu informieren, jedoch weniger, sich schon zu entscheiden.

Der Universitätscampus unterscheidet sich stark, von Unserem. Die verschiedenen Einrichtungen finden sich fast alle auf dem Universitätsgelände und sind nicht auf die Stadt verteilt. Dabei fasst der Campus 12 Gebäude, in denen gelehrt wird und sich die Universitätsbibliothek, der Universitätsbuchladen und Convenience Stores befinden. Eines der Gebäude beherbergt die Kantinen der Universität, welche im Gegensatz zu unseren Mensen, verschiedenen Spezialisierungen nachgehen und eher preiswerte Restaurants sind. Nudelsuppen, Tonkatsu (vergleichbar mit Schnitzel), Curry und Weitere, auch ein kleinen Backwarenladen gibt es. Das Essen in einer dieser ist besonders nützlich, da selbst große Supermärkte in Relation zu Deutschland überwiegend sehr teuer sind. Gegenüber vom eigentlichen Campus liegt das Sportzentrum der Universität. Nicht auf dem Campus liegend sind die Sportplätze der Universität. Außerdem gibt es ein abseits liegendes Sportareal. Dort bietet sich z.B. die Möglichkeit, reiten zu gehen.

Die Universität hat eine eigene Bushaltestelle und einen kostenfreien Shuttle zum naheliegenden Kamigamo Schrein. Um in die Stadt zu gelangen, kann man einen der kostenpflichtigen Busse nehmen, welche ebenfalls an der Universität halten.

Kyōto hat ein enormes Spektrum an Sehenswürdigkeiten und liegt in der Kansai-Region, unter andern umgeben von Osaka, Kōbe und Nara. Es ist unmöglich, dass einem die Ideen für Ausflüge und Besichtigungen ausgehen. In diesem einen Monat habe ich schon so unglaublich viel gesehen, dass ich wenigstens eine kleine Auswahl geben möchte:

Zu Recht berühmt sind der Kinkaku-ji und die Kiyomizu-dera, dessen Haupthalle im Moment leider renoviert wird und deshalb größtenteils verdeckt ist. Sehr zu empfehlen sind auch die Zen-Gärten in Kyōto. Neben den Gärten an sich bergen diese materielle Kulturgüter wie Kalligraphie und Malereien, die teilweise sogar zu den Nationalschätzen gehören. In Osaka hat mir die Burg besonders gefallen, da sie nicht nur wunderschön aussieht, sondern im Inneren momentan eine kleine Ausstellung über die Geschichte Japans bietet. Auch durch die verschiedenen Stadtviertel (z.B.Namba) zu gehen und die kontrastreiche Umgebung zu bestaunen würde einen weiteren Ausflug rechtfertigen. Ein weiterer wichtiger Teil der Kultur ist das Essen. Es ist kaum in Worte zu fassen, wie unglaublich vielfältig die Japanische Küche ist.

Japan überrascht mich jeden Tag aufs Neue; ich bin gespannt, was als nächstes kommt.

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