Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee – Universität Greifswald stellt Forschungsergebnisse vor

Flucht über die Ostsee / Gedenkstein Boltenhagen
Flucht über die Ostsee / Gedenkstein Boltenhagen, © Wikimedia, CCBY-SA40DEED

Zwischen November 2018 und Februar 2023 untersuchte der Forschungsverbund Todesfälle von DDR-Bürgern, die die risikovolle Flucht in den Westen wagten, und zur Rechtsbeugung durch das DDR-Justizministerium gegen Ausreisewillige. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Forschungsvorhaben setzte sich aus drei Teilprojekten zusammen, für die jeweils eine der drei Universitäten zuständig war.
Das Teilprojekt der Universität Greifswald wurde von Prof. Dr. Hubertus Buchstein geleitet und für vier Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Land Mecklenburg-Vorpommern finanziert. Ziel war, die Todesfälle von DDR-Bürgern bei Fluchtversuchen über die Ostsee zu untersuchen. Die Forscher*innen versuchten, genaue Zahlen der ertrunkenen Menschen bei Fluchtversuchen zu ermitteln und ihre Lebensgeschichten zu erforschen. Die Recherche umfasste Archivrecherchen in Bundes- und Landesarchiven sowie Untersuchungen in den Sterberegistern der küstennahen Standesämter.

Dabei wurden insgesamt 655 Ertrinkungstote in der Ostsee für den Zeitraum von 1961 bis 1989 ermittelt, die auf einen Fluchthintergrund aus der DDR hin überprüft wurden. Von diesen ließen sich 135 als Fluchtversuche bestätigen, die tödlich ausgingen. Bei 34 Personen, die für tot erklärt wurden, wurden keine Leichen gefunden. Für 12 Personen besteht der konkrete Verdacht, bei einer Flucht ums Leben gekommen zu sein. Hier sind weitere Untersuchungen erforderlich. Die meisten tödlichen Fluchtversuche über die Ostsee ereigneten sich kurz nach dem Mauerbau in den Jahren 1961 und 1962. Der Anteil der Frauen unter den Opfern betrug 11 Prozent; die meisten Flüchtlinge waren Jugendliche und junge Männer im Alter zwischen 16 und 30 Jahren.

Die Ergebnisse werden im Buch „Tödliche Ostseefluchten aus der DDR (1961–89). Ein biografisches Handbuch“ veröffentlicht, verfasst von Henning Hochstein, Jenny Linek, Merete Peetz.

Weitere Informationen
Lesen Sie auch die ausführliche Presseinformation zur Vorstellung der Forschungsergebnisse
Eiserner Vorhang Forschungsergebnisse
„Fakt der Woche“ über das Verbundprojekt Ostseefluchten

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Hubertus Buchstein
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Ernst-Lohmeyer-Platz 3, Raum 3.19a, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3152
buchsteiuni-greifswaldde

 

Verwandte Nachrichten

Links

  • Verbundprojekt Grenzregime - Teilprojekt Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee Das Forschungsprojekt „Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee“ ist Teil des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojektes „Grenzregime“, das zusammen mit derer Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam durchgeführt wird.
  • Forschungskonsortium "Eiserner Vorhang" Das Forschungskonsortium "Eiserner Vorhang" setzt sich aus mehreren Teilprojekten zusammen, die von der Freien Universität Berlin, der Universität Greifswald und der Universität Potsdam bearbeitet werden. Auf den Internetseiten werden das Forschungskonsortium als Ganzes sowie die einzelnen Teilprojekte vorgestellt.

Medieninformation


Zurück zu allen Meldungen