Universität Greifswald stellt Weichen für eine zukunftsfähige Waldnutzung im Naturschutzgebiet Eldena

Bild aus dem bereits seit den 1960er Jahren bestehenden kleinen Totalreservat in Eldena. In Wäldern mit natürlicher Entwicklung gibt es mehr Totholz und Lebensraumstrukturen für eine Vielzahl von Organismen ... © Tobias Scharnweber
Bild aus dem bereits seit den 1960er Jahren bestehenden kleinen Totalreservat in Eldena. In Wäldern mit natürlicher Entwicklung gibt es mehr Totholz und Lebensraumstrukturen für eine Vielzahl von Organismen. Kohlenstoff wird in alten Bäumen und dem Boden über viele Jahrzehnte gespeichert. Dichte Naturwälder kühlen die Umgebung, reinigen die Luft und laden zum Durchatmen ein. All diese Funktionen werden nun mit der Einstellung der Nutzung auf großer Fläche gestärkt. © Tobias Scharnweber
Für drei Viertel des Naturschutzgebiets Eldena gilt künftig eine dauerhafte Bewirtschaftungsruhe ..., © Elisa Schmidt
Für drei Viertel des Naturschutzgebiets Eldena gilt künftig eine dauerhafte Bewirtschaftungsruhe. Eine Hälfte der nutzungsfreien Fläche wird in ein Ökokonto überführt, die andere Hälfte wird als Klimaschutzwald ausgewiesen. Ein Viertel der Schutzgebietsfläche wird weiterhin forstwirtschaftlich genutzt. © Elisa Schmidt

Das neue Nutzungskonzept rückt die zahlreichen Funktionen in den Mittelpunkt, die Wälder neben der Bereitstellung von Holz erfüllen. Wälder sind als Senken und Speicher für Kohlenstoff von immenser Bedeutung für den natürlichen Klimaschutz, sie stellen Trinkwasser und saubere Luft bereit, mildern Temperatur- und Strahlungsextreme. Naturnahe Wälder sind als Lebensraum für unzählige spezialisierte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten genauso unverzichtbar wie als Rückzugs- und Erholungsort für den Menschen. Viele dieser Waldfunktionen erfüllen in besonderem Maße ungestörte Naturwälder. Darum gewinnen sie vor dem Hintergrund sich überlagernder globaler Umweltkrisen stark an Bedeutung für unsere Gesellschaft. Diese Multifunktionalität des Waldes soll mit den beschlossenen Maßnahmen besonders gefördert und die Klimaresilienz gestärkt werden.

Die Ausweisung eines Klimaschutzwaldes mit dauerhafter Bewirtschaftungsruhe unterstützt die erhöhte Bindung von Kohlenstoff in der Baumbiomasse und den Waldböden. Diese zusätzliche Kohlenstoffbindung kann die Universität nutzen, um eigene, unvermeidbare Treibhausgasemissionen zumindest teilweise auszugleichen und sich damit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2030 zu nähern.

Flächen im nördlichen und westlichen Teil des Naturschutzgebiets Eldena sollen in ein Ökokonto überführt und damit ebenfalls zukünftig nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden. Diese Flächen dienen künftig vorrangig der Entwicklung und dem Erhalt einer standorttypischen Biodiversität und dem Schutz natürlicher Prozesse. Einnahmen aus dem Verkauf der Ökopunkte können genutzt werden, um Mindereinnahmen auszugleichen, die durch die reduzierte Holznutzung zu erwarten sind. Darüber hinaus steigert die künftig natürliche Waldentwicklung auf den Ökokonto- und Klimawaldflächen den Wert des Eldenaer Waldes für Erholung, Gesundheitsfürsorge sowie Lehre und Forschung verschiedener Fachrichtungen. Ein intensives Waldmonitoring wird die Nutzungsänderungen begleiten, um wissenschaftliche Fragen zu Klimastabilität, Kohlenstoffspeicherung, Erholung und menschlicher Gesundheit zu beantworten. Das räumlich enge Nebeneinander von forstwirtschaftlich genutzten und ungenutzten Flächen bietet sich daher sowohl für die Forschung als auch die Lehre in idealer Weise an.

Mit der Umwandlung von bislang forstlich genutzten Waldflächen in einen Klimaschutzwald und ein Ökokonto wird auf 10 Prozent der Universitätswaldfläche dauerhaft auf wirtschaftliche Eingriffe verzichtet. Damit wird eine wichtige Zielvorgabe erreicht, die die Bundesregierung bereits vor mehr als einem Jahrzehnt in ihrer nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt für den öffentlichen Wald in Deutschland festgeschrieben hat. Die Universität Greifswald geht so mit gutem Beispiel voran, da dieses Flächenziel auf nationaler Ebene bislang nicht erreicht wird. Als öffentliche Waldbesitzerin bekennt sich die Universität zu ihrer Verantwortung und nimmt das Gemeinwohl bei der Bewirtschaftung der eigenen Wälder in besonderer Weise war.

Die Senatsmitglieder folgten in ihrer Entscheidung den Empfehlungen einer Arbeitsgruppe, die 2021 eingesetzt wurde. Der Gruppe gehörten Vertreter*innen aus Forschung, Universitätsverwaltung, Gremien und Universitätsleitung an. Es wurden nach einer grundlegenden Analyse der Ausgangssituation verschiedene Nutzungsoptionen und zu erwartende ökonomische und ökologische Auswirkungen bewertet und ausführlich diskutiert.

Bearbeitet: 19.12.2022


Ansprechpartner an der Universität Greifswald

Dr. Tobias Scharnweber
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Soldmannstraße 15, 17489 Greifswald
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Pressesprecher: Jan Meßerschmidt
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