Details des Croy-Teppichs, 2014 © Archiv der Universität Greifswald

Informationen über den Croy-Teppich

Ergebnisse des Seminars „Digitale Ausstellungen“

Im Rahmen des Seminars „Digitale Ausstellungen“setzten sich Studierende des Caspar-David-Friedrich-Instituts unter der Leitung von Jo Zynda mit digitalen Ausstellungsformaten auseinander und erstellten für das Croy-Fest einen 360°-Rundgang. Aber wissen Sie, wozu der Teppich angefertigt wurde oder welchen Bezug der Teppich zur pommerschen Region hat? Wem verdankt der Teppich seinen Namen?

Die Geschichte des Croy- Teppichs, sowie den Bezug zu unserer Universität erläutern die Autor*innen Thies Hurling und Charlotte Melz für Sie!

Die Geschichte des Croy-Teppichs

Autor: Thies Hurling

Der Croy-Teppich ist ein Zeitzeugnis aus der Zeit Martin Luthers. Er wurde 1554 von Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast in Auftrag gegeben, der ihn seinem Schwager Johann Friedrich I. aus Kursachsen schenken wollte. Außer einer bloßen Gefälligkeit steckt aber noch mehr dahinter.

Wie kam es zu diesem Teppich?

Nachdem die Reformation in der pommerschen Bevölkerung großen Anklang gefunden hatte, entschieden sich Herzog Philipp I. und sein Onkel Barnim IX., Herzog von Pommern-Stettin, dazu, sich öffentlich zum Protestantismus zu bekennen. Auf diese Weise sicherten sie ihre Machtpositionen. Mit Unterstützung von Johannes Bugenhagen, einem Vertrauten von Martin Luther und gebürtigem Pommer, gelang es ihnen ab 1534 die Reformation in vielen Ämtern in Pommern zu stärken. Zu dieser Zeit existierte der Schmalkaldische Bund, ein Verteidigungsbündnis protestantischer Fürsten und Städte gegen die katholische Vorherrschaft von Karl V., dem damaligen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Anführer des Bundes waren die Fürsten aus Kursachsen und Hessen. Nicht zuletzt, um Zugang zu den politischen und militärischen Beratschlagungen des Bundes zu haben, arrangierte man die Hochzeit zwischen dem pommerschen und dem kursächsischen Haus.

1536 heirateten Philipp I. und Maria von Sachsen, Schwester von Johann Friedrich I., dem Kurfürsten von Sachsen. Getraut wurden die beiden in Torgau von Martin Luther selbst. Nachdem der Schmalkaldische Bund schließlich durch Kaiser Karl V. zerschlagen wurde, verlor Johann Friedrich einen Teil seiner Macht und war nicht länger Kurfürst. Als Zeichen der Einigkeit im Luthertum, auch trotz der Niederlage, und der Einigkeit ihrer Familien, gab Herzog Philipp I. 1554 diesen Teppich in Auftrag, um ihn seinem Schwager zu schenken. Johann Friedrich I. starb allerdings noch bevor der Teppich fertiggestellt wurde.

Zu sehen sind das Kursächsische Haus zur linken und das pommersche Haus zur rechten Seite; darüber jeweils ihre Wappen. In den hinteren Reihen der Pommern ist auch Johannes Bugenhagen zu sehen und über der versammelten Menge steht Martin Luther als Vereiniger der Familien und Kopf der Reformation. Johann Friedrich I. trägt den kurfürstlichen Hut nicht länger auf dem Kopf. 

Angela Merkel im Landesmuseum Greifswald, 2014 ©Archiv der Universität Greifswald
Croy- Fest im Pommerschen Landesmuseum 2010© Jan Meßerschmidt

Herstellung

Der Croy-Teppich wurde von Peter Heymans, einem niederländischen Bildwirker in Stettin gewirkt. Für dessen Herstellung wurden keine Mühen gescheut: Um die Gesichter der Kinder von Herzog Philipp I. (unten rechts) detailgetreu wiederzugeben, ließ man sich Gemälde aus dem Hause Cranach zu diesem Zweck anfertigen. Gewirkt wurde in der Basselisse-Technik. Die Farben wurden unter anderem aus Waidpflanze, Krappwurzel, Kermesschildlaus, Gelbkraut und Galläpfeln gewonnen. Hauptbestandteil der circa 6,80m x 4,32 m großen Tapisserie war Schafswolle, aber auch mit Leinengarn und Garnmischungen wurde gearbeitet. Die Arbeitsweise der Wirker wird im Pommerschen Landesmuseum hinter dem Teppich veranschaulicht.

Der Teppich im Laufe der Zeit

Da Johann Friedrich I. von Sachsen starb, bevor er den Teppich als Geschenk hatte entgegennehmen können, blieb die Tapisserie lange Zeit in Wolgast. Mehrere Generationen nach Herzog Philipp I. starb seine Familienlinie, das Greifengeschlecht aus. Die letzte Überlebende, Anna von Croy, geborene Herzogin von Pommern, vermachte bei ihrem Tod 1660 ihrem Sohn Ernst Bogislaw von Croy den Nachlass ihrer Familie. Erst durch diese beiden erhielt der Teppich seinen heutigen Namen.

Ernst Bogislaw von Croy bat in seinem letzten Willen die Universität Greifswald, alle zehn Jahre seiner Mutter an ihrem Todestag, dem 7. Juli, zu gedenken und gab im Gegenzug die Tapisserie, den Siegelring von seinem Onkel Bogislaw XIV., dem letzten Greifen, und die goldene Kette von Ernst Ludwig, Sohn von Philipp I. und Herzog von Pommern-Wolgast, um sie in diesem Rahmen auszustellen. Allerdings gelangte der Teppich erst 23 Jahre nach seinem Tod nach Greifswald und in der Zwischenzeit war ein Stück aus der Wirkerei herausgeschnitten worden. Das Loch, zunächst mit Stoff ausgebessert, wurde erst viel später neu gewirkt.

Während des Zweiten Weltkrieges ging der Teppich nach Lübeck und nach dem Krieg nach Celle, um im dortigen Schloss im Kunstgutlager verwahrt zu werden. Zum 500-jährigen Geburtstag der Universität kam der Croy-Teppich 1956 zurück nach Greifswald. Im Pommerschen Landesmuseum ist der Teppich seit 2005 zu begutachten und ab 2014 wurde der Teppich im Verzeichnis national wertvollen Kulturguts geführt. Ganz schön viel erlebt hat er, der Croy-Teppich. 


Die Rektorinsignien

Autorin: Charlotte Melz

Rektorinsignien (Szepter, Mantel, Ring, Kette)

Am 17. Oktober 1456 überreichte Herzog Wartislaw auf der Eröffnungsfeier der Universität Greifswald im Sankt Nikolai dem ersten Rektor Heinrich Rubenow zwei Szepter. Sie wurden bei feierlichen akademischen Akten dem Rektor als Hoheitszeichen vorangetragen. Wenig später  schenkten einige Äbte sowie Angehörige der Universität ein kleineres Szepterpaar. Etwa 90 Jahre später war eines davon verloren gegangen und das andere reparaturbedürftig. Diejenigen, deren Wappen Sie hier sehen, stellten das Silber für die Reparatur und die Neuanfertigung dieser Szepter zur Verfügung –unter ihnen war auch Herzog Philipp I.

Auch vor dem Rektortalar von 1456 machte der Zahn der Zeit nicht halt: 1619 stiftete Herzog Philipp Julius, wie die Widmungsinschrift am Saum verkündet, einen kunstvoll gearbeiteten spanischen Radmantel mit in Gold und Silber gestickten Wappen der pommerschen Herrschaftsbereiche. Den Siegelring mit dem in Saphir geschnittenen pommerschen Wappen trug der letzte Herzog von Pommern, Bogislaw XIV., am Daumen, um seine Korrespondenzen zu beglaubigen. 1681 durch seinen Neffen Ernst Bogislaw von Croy der Universität vermacht, sollten dieser Ring als auch eine Kette mit einem Medaillon, das seine Eltern zu ihrer Hochzeit prägen ließen, jeweils zu den Gedächtnisfeiern für seine Mutter angelegt werden.

Rektorin Prof. Dr. Riedel mit den Insignien, 2021©Patrick Gessner
Rektorin Prof. Dr. Riedel mit den Insignien, 2021©Patrick Gessner

Rektorornat: Radmantel mit Hut, Henrich Möller, Stralsund 1619
Der spanische Radmantel aus Seidensamt ist reich mit Gold- und Silberstickerei verziert. Die Inschrift am Saum nennt den Stifter, Herzog Philipp Julius von Pommern-Wolgast, und das Stiftungsjahr 1619. Die neun Wappen – eines auf der Rückseite – lehnen sich an die einzelnen Wappenschilde des neunfeldrigen pommerschen Wappens an.

Großes Zepterpaar der Universität Greifswald, 1456 (1547, 1749 stark überarbeitet)
Die 1456 gestifteten Zepter bestehen aus silbergefasstem Holz. Bekrönung, Schaftringe und Inschriftenband sind vergoldet. Von den zahlreichen Reparaturen sind diejenigen von 1547 und 1749 hervorzuheben. Nach letzterer blieben von den Originalen nur die Inschriftenbänder übrig. Die falsch wieder aufgebrachten Bänder nennen Datum und wichtigste Beteiligte der Universitätsgründung.

Kleines Zepterpaar der Universität Greifswald, 1459 (1547, 1750 stark überarbeitet)
Die 1459 gestifteten Zepter bestehen aus hohlen Silberrohren. 1547/1548 musste ein verlorenes Zepter neu geschaffen, das zweite erneuert werden. Zum Dank für das gespendete Silber montierte man an die Schaftringe die Wappen der 26 Stifter, unter ihnen Herzog Philipp I., der Bischof von Cammin, Wohltäter sowie Angehörige des Hofs und der Universität. Bei der Neuanfertigung der Zepter 1750 übernahm man nur Bekrönung und Wappenringe der Zepter von 1547.

Wappen auf dem Rektor*innenmantel im Detail, 2021© Archiv der Universität Greifswald

Gemälde – Verleihung der Raktorsignien

Am 17. Oktober 1456 fand die Verleihung der Rektorinsignien durch den Pommernherzog Wartislaw IX. an den Rektor Dr. Heinrich Rubenow in der Nikolaikirche zu Greifswald statt. Die Universitätsgründung 1456 könnte sich so ähnlich abgespielt haben, wie es der preußische Hofmaler Otto Heyden (1820–1897) anlässlich der 400-Jahrfeier der Universität 1856 mit dem Blick des 19. Jahrhunderts gemalt hat. Herzog Wartislaw IX. von Pommern überreicht dem vor ihm knienden Greifswalder Bürgermeister die beiden Zepter als Hoheitszeichen der neuen Universität. Der Camminer Bischof Henning Iwen, rechts, überbringt aus Rom das Gründungsprivileg Papst Calixtus III. Rechts von ihm könnte der Dompropst zu Kolberg, Nicolaus Bruckmann stehen, der die Verhandlungen in Rom geführt hat. Im Schatten des Herzogs stehen die Äbte von Eldena und Stolp. Mehrere Klöster sicherten der Universität finanzielle Unterstützung zu. Im Hintergrund warten die bereits ausgewählten Professoren auf die Eröffnung des Lehrbetriebs.

Rektorkette, 1650/1680 (Medaillon 1619)
Das Medaillon an der Goldkette erinnert an die Hochzeit Annas von Pommern mit Ernst von Croy 1619. Es ist in schwarz emaillierten Goldfiligran, besetzt mit Rubinen und Diamanten, gefasst. Dieses Medaillon kaufte die Universität 1743 und fügte es 1760 an die Kette. Das Medaillon der 1681 von Ernst Bogislaw von Croy der Universität gestifteten Kette ist verschollen.

Siegelring des Rektors, 1620/1630
Mit dem goldenen, schwarz emaillierten Siegelring beglaubigte Herzog Bogislaw XIV. von Pommern seine private Korrespondenz. In den Saphir sind das pommersche Herzogswappen und seine Initialen eingraviert. Einige Zeit nach der Stiftung des Rings an die Universität 1681 wurde er zu einem Amtszeichen des Rektors.