15. Türchen


Portrait Anett Frontzek.
Anett Frontzek beim Aufbau der Ausstellung "Ostsee-Biennale".
Anett Frontzek beim Aufbau der Ausstellung "Review Ostsee-Biennale" in der Kunsthalle Rostock.

"Einladend öffnet sich ein Türchen zwischen Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.

Meine Erinnerungen an die Adventszeit in der Lüneburger Heide: erster Schnee, Schlittenfahren, Kekse backen und der gemütliche Holzofen bei meinen Großeltern. Vor allem erfüllte uns die Vorfreude auf Weihnachten im Familienkreis. In Dortmund, wohin ich 2009 mein Kasseler Atelier verlegt habe, begegnet mir Schnee äußerst selten. Wir könnten uns wohl alle auf mögliche Mängel fokussieren, aber ich lade Euch ein, dankbar auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Schöne, beglückende, aber auch traurige Momente bergen das Potenzial, Neues entstehen zu lassen oder alte Verbindungen zu pflegen.

Eine dieser alten Verbindungen besteht für mich zu Mecklenburg-Vorpommern. Den Winter 1995/96 durfte ich als Stipendiatin im Künstlerhaus Plüschow verbringen und mich intensiv mit der Norddeutschen Backsteingotik sowie den beeindruckenden Backsteinkirchen in Wismar beschäftigen. Dank weiterer Stipendien in den kommenden Jahren im Künstlerhaus Lukas und einem Artist-in-Residence-Aufenthalt in Rostock ergaben sich nicht nur Ausstellungen, sondern vor allem auch wunderbare Begegnungen und Freundschaften mit Künstlerkolleginnen und -kollegen. Für mich sind es vor allem die Menschen, die mich neben meiner künstlerischen Arbeit zur Ostsee, ihrer Geografie und ihrer Darstellung in der Kartografie mit Mecklenburg verbinden.

Als Mentorin im Programm "mentoringKunst" durfte ich in zwei Jahrgängen jeweils eine Mentee begleiten. Die positiven Erfahrungen motivierten mich, im Jahr 2021 auch dem Kunstmentorat NRW zuzusagen. Seitdem verknüpfe ich, je nach meinen Möglichkeiten, beide Mentorigprogramme miteinander. Im Jahr 2022 lud ich Teilnehmerinnen beider Mentoringprogramme zu einer gemeinsamen Ausstellung "It Takes Two to Tango" ins Künstlerhaus Dortmund ein. Zudem organisierte ich 2022 und 2023 für "mentoringKunst" die Fachexkursion nach NRW. Es bereitete mir große Freude, Kolleginnen beider Mentoringprogramme miteinander bekannt zu machen. Bei Besuchen in Ateliers und ganzen Atelierhäusern, Kuratorengesprächen und Messerundgängen entstanden reger Austausch und vielfältige Anknüpfungspunkte.

Persönlich ging in diesem Jahr ein großer "Mecklenburg-Traum" für mich in Erfüllung. Als Teilnehmerin der Ausstellung "Review Ostsee-Biennale", die noch bis zum 18.02.2024 in der Kunsthalle Rostock zu sehen ist, konnte ich im "White Cube" meine 6,25 Meter hohe Installation "Flight to Visby" realisieren. Damit erfüllte sich nicht nur ein Traum, der schon bei meinem ersten Besuch 1996 in der Kunsthalle entstand, sondern ich kann jetzt ein Stückchen meiner schwedischen Küste ganz nah an die mecklenburgische Ostseeküste heranbringen.

Anstatt meine Liste von Erlebnissen fortzuführen, wünsche ich Euch einen schönen und mußevollen Rück- und Ausblick, eine besinnliche Adventszeit und einen Jahresausklang mit dem Potenzial für Neues und der Pflege alter Verbindungen."

 

Anett Frontzek
Mentorin im Programm mentoringKUNST und im Kunstmentorat NRW.
Webseite und Instagram der  freischaffenden Bildenden Künstlerin.