Am 25. Oktober trafen sich bereits zum zweiten Mal Mentees, Alumae sowie Interessentinnen an der Uni Greifswald, um sich über die berufliche Alternative einer Hochschulprofessur zu informieren. Zur Veranstaltung wurden drei Hochschulprofessorinnen eingeladen, die den anwesenden 25 Mentees im Festsaal des IBZ zwei Stunden lang mit Freude Rede und Antwort standen. Mit dabei waren Prof. Dr. Adina Dreier-Wolfgramm, ehemalige Mentee im KarriereWegeMentoring-Programm für Postdoktorandinnen und Professorin für Pflegewissenschaft an der HAW in Hamburg, Prof. Dr. Ivonne Honekamp, Professorin für BWL an der Hochschule Stralsund sowie Prof. Dr. Claudia Nürnberg, Professorin für Pädagogik der Kindheit an der Hochschule Neubrandenburg.

Nach einer Vorstellungsrunde konnten die Teilnehmerinnen die Professorinnen befragen. Die drei Hochschulprofessorinnen erzählten nicht nur von ihren eigenen – sehr unterschiedlichen – Karriereverläufen, sondern gaben wertvolle und vor allem persönliche Tipps bezüglich der Professur an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Auf sehr unterhaltsame Weise wies Prof. Claudia Nürnberg darauf hin, niemals eine Professur am Telefon vor den Berufungsverhandlungen anzunehmen. Ebenso erfuhr das Publikum, dass das Lehrdeputat von 18 SWS auf Antrag reduziert werden kann, z.B. bei Projektarbeit oder bei Übernahme bestimmter Ämter. Prof. Ivonne Honekamp teilte nicht nur ihre Erfahrungen aus der früheren Tätigkeit an einer privaten Hochschule und ihrer aktuellen Professur an der staatlichen Hochschule in Stralsund, sondern auch ihre Freude an Lehre, der eigenständigen Gestaltung ihres Fachbereiches und die große Praxisnähe. Für alle Interessierten empfahl Prof. Adina Dreier-Wolfgramm den Hochschullehrerbund, der neben Weiterbildungsangeboten und juristischer Unterstützung auch zu Berufungsverfahren berät. Ihre Quintessenz: Für alle, die Freude an der Lehre und an der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses haben, die eine große Praxisnähe bevorzugen und nicht den administrativen Aufwand scheuen, ist die Hochschulprofessur eine erfüllende Alternative zur Universitätsprofessur.

Mit Blick auf die Evaluation lässt sich sagen, dass die Teilnehmerinnen sehr zufrieden mit der Veranstaltung waren. Insbesondere der offene Austausch zwischen ihnen und den Professorinnen wurde geschätzt. Die Auswahl der Gesprächsthemen und deren Anwendung auf Beispiele der Professorinnen aus ihrem Alltag erschien den Mentees sehr greifbar.

Das Wichtigste zusammengefasst:

  • Durch den anstehenden Generationenwechsel an den Hochschulen sind in den nächsten Jahren zahlreiche Stellen zu besetzen,
  • Lehrdeputat von 18 SWS, Möglichkeit der Reduzierung bei zusätzlicher Projekt- oder Gremienarbeit,
  • das Lehrdeputat kann an privaten Hochschulen höher sein,
  • erforderliche Praxiserfahrung nach der Promotion: zwischen 3 und 5 Jahren (in Abhängigkeit vom Bundesland der Hochschule) dabei gilt Teilzeit = Vollzeit,
  • Tätigkeiten an (außer)universitären Forschungseinrichtungen zählen nicht zu den Praxiserfahrungen,
  • bei privaten Hochschulen wird das Berufungsverfahren erst nach positiver Evaluation eingeleitet (i.d.R. nach einem Semester),
  • Verzahnung von Lehre und praxisnaher Forschung, bei gleichzeitig hoher inhaltlicher Flexibilität,
  • Einwerbung von Drittmitteln, Führungserfahrungen in Arbeitsgruppen, erhaltene Preise sowie Veröffentlichungen sind auch für die Bewerbung auf Hochschul-professuren von Vorteil und verbessern die Position in Berufungsverhandlungen,
  • die Dotierung der Professur ist je nach Hochschule verhandelbar,
  • berufliche Sicherheit durch Verbeamtung, die in der Regel nach ein bis zwei Jahren möglich ist,
  • an einigen Hochschulen lassen sich alle 3 Jahre die Leistungszulagen neu verhandeln (bei neuer Stelle mindestens 500 – 900 € mehr),
  • Hochschulprofessor*innen haben kleine Budgets für Weiterbildungen und Reisen, sie haben keine Sekretärin und in der Regel keine oder nur sehr wenige Promovierende,
  • Nebentätigkeiten sind im begrenzten Umfang möglich und erwünscht,
  • die Digitalisierung der Lehre wird von den Hochschulen unterschiedlich gehandhabt, abhängig vom Budget und der Ausrichtung der Hochschule.
  • Besonderer Tipp für Berufungsverfahren: Darzustellen, wie das eigene Thema in das Curriculum des Fachbereichs der Hochschule hineinpasst bzw. wie man sich darin einbringen will.
  • Weitere Informationen rund um das Thema Hochschulprofessur gibt es beim Hochschullehrerbund: https://hlb.de/ Eine Mitgliedschaft ist sehr zu empfehlen.

Handout "Zehn gute Gründe für eine Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften" finden Sie hier!

Fotos: Katrin Freund