Ehrendoktorwürde Bernhard Klausnitzer

Foto: Jan Meßerschmidt
Verleihung der Ehrendoktorwürde an Bernhard Klausnitzer, Foto: Jan Meßerschmidt
Porträt Bernhard Klausnitzer
Porträtaufnahme von Bernhard Klausnitzer

Zoologisches Institut und Museum
Loitzer Straße 26, 17489 Greifswald
Telefon 03834 420 4251
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Der Zoologe Prof. Dr. Bernhard Klausnitzer aus Dresden wurde am 14. November 2008 Ehrendoktor der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald. Er gilt als der bedeutendste europäische Spezialist für Käferkunde. Die Käfer sind mit über 380 000 bisher beschriebenen Arten die artenreichste Organismen-Gruppe der Erde. Sie sind für viele Fragen aufwerfenden Prozesse unserer Zeit, wie Klimawandel, Artenschwund, Urbanisierung, eine der bedeutendsten Indikatorgruppen. Seine Greifswalder Kollegen schätzen ihn als einen der herausragendsten Insektenkundler (Entomologen) Deutschlands.

Rund 800 wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Schriften, darunter 26 Bücher, hat Prof. Dr. Bernhard Klausnitzer während seiner wissenschaftlichen Laufbahn verfasst. Pro Jahr hält er rund 15 Vorträge und ist Herausgeber von zwei bedeutenden entomologischen Fachzeitschriften und von mehreren Buchreihen, darunter das Werk „Die Käfer Mitteleuropas“, das inzwischen über 30 Bände umfasst. Obwohl der Wissenschaftler offiziell seit 2004 im Ruhestand ist, bitten ihn Fachbehörden noch immer um Gutachten und Rat. Nach wie vor ist er in internationalen Fachverbänden und Vereinen aktiv.

„Ich schätze an ihm besonders, dass er sein über alle Maßen umfangreiches Schrifttum nicht im Elfenbeinturm erarbeitet hat, sondern sich immer auch für die Entomologie und Faunistik, einem Teilgebiet der Tiergeographie, wissenschaftspolitisch und in Leitungsfunktionen engagierte und den Kontakt zu den vielen Freizeit-Entomologen pflegte. Er war immer einer, den man fragen konnte“, so Prof. Dr. Gerd Müller-Motzfeld von der Universität Greifswald.

Prof. Dr. Bernhard Klausnitzer studierte in Dresden bei dem aus Greifswald stammenden Zoologen und Tiergeographen Prof. Dr. Ulrich Sedlag und besuchte Greifswald regelmäßig zu Vorträgen oder zu Weiterbildungsveranstaltungen. Er war dem Zoologischen Institut und Museum stets eng verbunden und förderte als seriöser und strenger Gutachter von Promotionen, Habilitationen und Evaluationen auch das Ansehen des Instituts.

Seine Kenntnisse und Erfahrungen halfen den Greifswalder Forschern bei der Beantragung von Forschungsprojekten, wie zum Beispiel das Großprojekt „Stadtlandschaftsentwicklung Greifswald“, das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit insgesamt über 5 Millionen DM (heute ca. 2,55 Millionen Euro) gefördert wurde. Dieses Forschungsvorhaben war zwischen 1992 und 2004 das größte deutsche stadtökologische Forschungsprojekt des BfN.

Die Verleihung der Ehrenpromotion ist für das Zoologische Institut der Universität Greifwald eine Ehre, da es in Deutschland zu den wenigen Hochschul-Einrichtungen gehören, in denen Entomologie in Forschung und Lehre vertreten wird und auf eine über 150-jährige Traditionslinie verweisen kann.

Zur Person

Bernhard Klausnitzer, geboren am 21. Oktober 1939 in Bautzen, hatte schon als Schüler zeitweise mehr als 30 eigene Terrarien und Aquarien. Mit 18 Jahren, 1957, wurde er Mitglied der Deutschen Entomologischen Gesellschaft. Ab 1958 studierte Klausnitzer in Jena und Dresden Biologie. Am Zoologischen Institut der Forstwirtschaftlichen Fakultät der TU Dresden in Tharandt vertrat er von 1966 bis 1977 die Lehrgebiete Spezielle Zoologie, Forstentomologie, Bodenzoologie, Bienenkunde, Tierische Rohstoffe, Tierökologie, Grundlagen der Ökologie, Haustierkunde und Zoologische Grundlagen der Lebensmittelproduktion.

In der Tharandter Zeit gründete er einen Studentenzirkel „Entomologie“, aus dem eine Anzahl von Diplomarbeiten hervorging nebst der Anregung zu einem Anfänger-Buch „100 Tips für den Insektenfreund“.

Bernhard Klausnitzer begann bereits in seiner Diplomarbeit sich mit Pflanzenschädlingen zu beschäftigen. Später verfolgte er die Problematik weiter und wandte sich der biologischen Schädlingsbekämpfung im Waldbau zu. Vor allem die komplizierte Biologie der blattlausfressenden Marienkäfer bis hin zu komplizierten biochemische Details der Abwehrmechanismen von Blütenpflanzen und der raffinierten Nutzung dieser Stoffe durch parasitäre Blattläusen als Spezialanpassung gegen ihre Fressfeinde, die Marienkäfer faszinierte ihn sein ganzes Leben lang.

Er habilitierte sich 1974 mit einer Untersuchung über die „Anwendung der phylogenetischen Systematik innerhalb von Gattungen“.

1977 wurde er Dozent an der Universität Leipzig, 1983 erhielt er dort den Ruf zum ordentlichen Professor für Zootaxonomie und Ökologie und begründete hier eine der bedeutendsten Schulen für Großstadt-Ökologie mit dem speziellen Fokus auf die Verstädterung von Tieren und den Umgang mit eingeschleppten Arten.

Als mit der politischen Umgestaltung der Universität Leipzig 1991 sein Lehrstuhl in Frage gestellt wurde, verzichtete er auf einen Rechtsstreit und blieb seiner Bestimmung als Wissenschaftler treu. Er gründete ein privates Institut für Ökologie und Entomologie. Hier konzentrierte er sich vor allem auf die Erforschung, Biologie und Larven der Käfer.