Didaktik: Lehrkonzepte mit digitalen Tools

Vorüberlegungen und Planungsschritte für digitale Lehrkonzepte

Mediendidaktische Planungen von Hochschullehre bedienen sich zunehmend flexibler Lehr- und Lernformen mit digitalen Tools. Bei diesen Lehrkonzepten kann die Selbstverständlichkeit, mit der Medien genutzt werden, auch für Lehr-Lernzwecke eingesetzt werden und die Möglichkeiten des Lehrens erweitern.

Dabei sollte die Digitalisierung von Lehrkonzepten und Inhalten an der Universität Greifswald immer unter dem Aspekt des Mehrwerts für Lehre und Lernen betrachtet werden und wurde daher in der Digitalen Lehrstrategie verankert.

Im Folgenden fassen wir wesentliche didaktische Vorüberlegungen und Planungsschritte für digitalisierte Lehrkonzepte zusammen.

Schritt 1: Die eigene Lehrveranstaltung einordnen

Sie möchten Ihre Lehrveranstaltung auf ein digitales Format anpassen? Folgende Leitfragen helfen Ihnen, den Prozess zu strukturieren und wichtige Kerngedanken vorab zu ordnen. Ergänzend können Sie unsere 1:1 Beratung zu didaktischen oder technischen Umsetzungsmöglichkeiten nutzen.

Übersicht: Didaktisches Rahmenmodell

Didaktisches Rahmenmodell

Didaktisches Rahmenmodell nach Heimann, P. / Schulz, W. / Otto, G. (1965), ergänzt durch Peterßen, W.H. (2000). Darstellung nach Kerres, M. 2013, S. 217

Systemische Betrachtung vom Lehrkonzept

Zur Konzeption eines digitalen Lehrangebots kann das Didaktische Rahmenmodell eine praktische Hilfestellung geben. In dem Modell wird die Planung von Lehrveranstaltungen systemisch, mit wesentlichen Faktoren für die eigene Lehrkonzeption skizziert. Wichtige Leitfragen lassen sich diesen Faktoren gut zuordnen.

Didaktische Analyse

  • Rahmenbedingungen: Welche Personen, welche Technik, welche Lernsituation erwarten mich?
  • Lehrinhalte: Was soll gelernt werden?
  • Lehrziele: Was sollen die Lernenden am Ende erreichen können?

Didaktische Entscheidungen

  • Methoden: Soll expositorisch, explorativ, problemorientiert, mit Fallbeispielen, spielerisch oder kooperativ gelernt werden?
  • Medien & Metamedien: Eignen sich Text, Bild, Audio, Buch, Video, App und/oder digitale Anwendungen?
  • Lernorganisation: Wie möchte ich Lernen organisieren in Bezug auf Zeit und Raum, Struktur der Inhalte, Verteilung von Aufgaben, Vorgaben für die Lerner, Kontrolle, Administrative und organisatorische Aufgaben, Gruppenbildung?
Exkurs: Was gehört zur Lehre dazu?

Lehre umfasst Vermittlung, Betreuung, Aktivierung und Bewertung

Was wollen Sie didaktisch bewirken?

Didaktische Aktivität Konkreter Einsatzzweck Geeignete digitale Werkzeuge (Beispiele)
Vermitteln Einsatz und Gestaltung von Lehrmaterialien zur Weitergabe von Informationen Lernmodule in Moodle, Texte, Filme (z.B. Screencast Videos), Audio-Podcasts
Betreuen und Kommunizieren Gestaltung von Maßnahmen zur Betreuung und Interaktion im Kurs (zwischen Lehrendem und Teilnehmenden sowie unter den Teilnehmenden) Chat, Forum, Portfolio, Video-Feedback, Audio-Feedback, digitale Sprechstunde per Jitsi oder BBB
Motivieren und Aktivieren Gestaltung von Elementen zur Aktivierung der Teilnehmenden und kollaborativen oder kooperativen Erarbeitung von Ergebnissen Wiki, Etherpad, Lernkartentraining, Abstimmungssysteme (Wooclap), interaktives Bearbeiten von Videos, digitales Whiteboard bzw.digitale Pinnwand (TaskCards)
Bewerten und Prüfen Gestaltung von Werkzeugen zur Erfassung des Kenntnisstandes der Teilnehmenden Tests, Übungen, Umfragen (Moodle, H5P, EvaExam, Mahara)
Zielgruppe und Voraussetzungen

Zielgruppe und Voraussetzungen

Als Erstes ist es hilfreich, sich einen Überblick über die Rahmenbedingungen des eigenen Lehrangebotes zu verschaffen. Dies betrifft vor allem Voraussetzungen in Bezug auf involvierte Personen, insbesondere die Zielgruppe, Zeitliche Ressourcen sowie vorhandene Technik und die Lernsituation die Sie erwartet.

Relevante Leitfragen zur Planung sind z.B.: 

Personen & Zielgruppe

  • Werde ich das Lehrangebot alleine oder mit weiteren Personen anbieten?

  • Wer ist meine Zielgruppe?

  • Wie viele Teilnehmende erwarte ich?

  • Welche Vorerfahrungen und welches Vorwissen bringt meine Zielgruppe mit?

  • In welchem Semester und in welchem Studiengang befindet sich meine Zielgruppe?

  • Wie heterogen bzw. divers ist meine Zielgruppe? (Alter, Geschlecht, Ethnie)

  • Welche Motivation hat meine Zielgruppe an meinem Lehrangebot teilzunehmen? (intrinsisch, extrinsisch)

Zeitliche Ressource

  • Wie viele ECTS umfasst mein Lehrangebot? 

  • Wie viele SWS (Semesterwochenstunden) umfasst mein Lehrangebot? 

  • Über welchen Zeitraum erstreckt sich mein Lehrangebot?

  • Wie viel Zeit kann/möchte ich in mein Lehrangebot investieren? (wöchentlich, inkl. Vor- & Nachbereitung, Vermittlung, Betreuung, Aktivierung, Bewertung)

  • Welche Termine sind vorgegeben?

  • Was geben mir Modulhandbuch sowie Prüfungs- und Studienordnungen vor?

Technik & Lernsituation

  • Welche weiteren Vorgaben und Möglichkeiten habe ich? (z.B. siehe Digitale Lehrstrategie)

  • Welche Räume stehen mir zur Verfügung?

  • Welche technische Ausstattung kann ich in den Räumen erwarten?

  • Welche technische Ausstattung und welche Lernorte kann ich bei meinen Teilnehmenden erwarten?

  • Auf welche Systeme, Tools und Plattformen kann ich zur Gestaltung verschiedener digitaler Lernsituationen  zurückreifen? Hier finden Sie die Digitale Toolbox der Universität Greifswald.

Lerninhalte und Lernziele

Lerninhalte und Lernziele

Wichtigster Schritt: Konkret formulierte Lernziele sind die wichtigste Voraussetzung für eine sinnvolle didaktische Planung des Lehrkonzepts.

Relevante Leitfragen zur Planung sind z.B.:

  • Welche Inhalte umfasst mein Lehrangebot?
  • Welche Lernziele verfolge ich mit meinem Lehrangebot und in einzelnen Lehreinheiten?
  • Was sollen die Studierenden nach der Lehrveranstaltung können?
  • Was geben mir Modulhandbuch sowie Prüfungs- und Studienordnungen an Lernzielen vor?

Tipp: Die Bloomschen Taxonomien helfen Lernziele konkret zu formulieren.
Bloom hat neben den kognitiven auch affektive und psychomotorische Lernrziele formuliert, die ebenfalls hilfreich sein können.

Beispiel: Es macht für meine Lehrkonzeption und die Prüfung einen Unterschied ob ich das Ziel verfolge, dass meine Studierenden die Binomischen Formeln aus dem Mathematikunterricht benennen können (Bloomsche Taxonomie der kognitiven Lernziele Ebene 1) oder ob sie sie anwenden, also damit rechnen können (Bloomsche Taxonomie der kognitiven Lernziele Ebene 3).

Bloomsche Taxonomie des Lernens (kognitive Lernzielformulierungen)
Methoden und Medien

Methoden und Medien

Nach der Analyse von Rahmenbedingungen, Inhalten und Zielen können Sie nun Entscheidungen bezüglich didaktischer Methoden und Medien treffen.

Relevante Leitfragen zur Planung sind z.B.:

  • Wie möchte ich meine Inhalte methodisch aufbereiten? (expositorisch, explorativ, problemorientiert mit Fallbeispielen, spielerisch oder kooperativ)
  • Möchte ich auf expositorische Lehrmethoden, somit auf die Definition eines Hauptlernpfades zurückgreifen?
  • Kommen offene, explorative Lernumgebungen für mich infrage? (z.B. ein Moodle Kurs mit adaptiven Lernpfaden, mit Vertiefungen und Verzweigungen zur Exploration)
  • Sind problemorientierte Methoden, also Lernen mit Fallbeispielen [Case Studies], Simulationen, Spielwelten) für mich interessant?
  • Kommen spielerische Methoden für mein Lernangebot infrage?
  • Möchte ich kooperatives Lernen im sozialen Austausch und in gemeinsamen Konstruktionsaktivitäten anbieten?
    • … und bei welchen Inhalten könnte ich diese Methode einsetzen?
  • Wie möchte ich meine Inhalte medial aufbereiten? (als Vortrag, im Video, zum Nachlesen, als Podcast zum anhören, als Moodle Kurs, mittels verschiedener Moodle Aktivitäten, auf digitalen Pinnwänden, als Quiz oder Test in einem Abstimmungstool (ARS), …)
  • Wie möchte ich meine Lernenden aktivieren?
  • Wie möchte ich Lerntransfer sichern? (mittels Forum, Pinnwand, Aufgabe, …)
  • Welche Aufgaben sollen während meines Lernangebotes bearbeitet und gelöst werden?
  • Kann über das gewählte Medium bzw. den gewählten Arbeitsauftrag das Lernziel auch wirklich erreicht werden?

Tipp: In der Digitalen Toolbox erhalten Sie einen Überblick über Tools und deren didaktische Einsatzmöglichkeiten.

Aufbau und Organisation

Aufbau und Organisation

Die resultierende Lernorganisation umfasst alle Entscheidungen zur zeitlichen, räumlichen und sozialen Organisation, einschließlich mediengestützter Elemente, Face-to-face-Elemente, synchroner und asynchroner Kommunikation. Entscheiden Sie, wie ihr Lehrangebot organisiert ist (z.B. im Blended Learning Format und mit welcher Binnenstruktur), ob und wie eine Betreuung stattfinden soll (Betreuungskonzept) und welche kommunikativen sowie konstruktiven/kooperativen Aktivitäten zur Aktivierung, z.B. in Bezug auf Gruppenarbeiten Sie anstreben.

Relevante Fragen zur Planung sind z.B.:

  • Wie möchte ich mein Lernangebot strukturieren? (hierarchisch, expositorisch als fester Lernpfad vs. offener Lernpfad für exploratives Lernen mit mehreren Vertiefungen)
  • Wie soll die Binnenstruktur für mein Lernangebot aussehen? (Liste der Lerneinheiten inkl. möglicher Verzweigungen)
  • Wie möchte ich mein Lernangebot digital in Moodle abbilden und gestalten? (Design, Layout, Aufbau)
  • Wie möchte ich face-to-face und mediengestützte Elemente kombinieren?

Blended Learning Konzept

  • Welche Lernziele können besser in der Selbstlernphase und welche besser in der Präsenzeinheit erreicht werden?
  • Welche Lehr-Lernaktivitäten sind in der Selbstlernphase und im Präsenzunterricht notwendig, um diese Lernziele zu erreichen? (z.B. Wie vermitteln? Wie aktivieren?)
  • Sind Selbstlernphase und Präsenzeinheit aufeinander abgestimmt?

Betreuungs- & Kommunikationskonzept

  • Welche Art und Intensität der Kommunikation strebe ich an? (synchrone / asynchrone Kommunikation / Face-to-face-Kommunikation, informeller Austausch oder gemeinsames Arbeiten als Kollaboration)
  • Welche Betreuung und Beratungsformen möchte ich anbieten? (keine Betreuung, 1:1, Tandem, Kleingruppen, Community)
  • Werde ich (online) Sprechstunden anbieten und/oder ein Moodle Forum für Fragen betreuen?
Feedback und Prüfung

Feedback und Prüfung

Lernergebnisse erfassen: Wurden Ihre Lernziele erreicht? Blicken Sie gern zurück auf die Lernziele, die Sie anfänglich formuliert haben und überlegen Sie: Wie möchten Sie prüfen, ob diese Lernziele erreicht wurden?

Relevante Leitfragen zur Planung sind z.B.:

  • Wie sieht eine passende Übungs- oder Prüfungsaufgabe aus, um den Lernstand hinsichtlich des Lernziels sichtbar zu machen?
  • Bin ich bei der Prüfungsdurchführung an Vorgaben gebunden? (mündlich: synchron vor Ort vs. asynchron per Video, schriftlich: synchron papierbasiert oder PC basiert im E-Prüfungszentrum der Universität Greifswald vs. asynchron als Hausarbeit, Portfolio, …)
  • Ist formatives Prüfen für mich interessant? (unbenotete, begleitende Selbsttests während des Semesters)
  • Welche Feedback-Optionen zu Übungs- und Prüfungsaufgaben möchte ich anbieten?

in Anlehnung an Kerres (2012)

Tipp: Das Modell des Constructive Alignment nach Biggs eignet sich zur Entwicklung kompetenzorientierter Lehrkonzepte und wird häufig auch für die Entwicklung digitaler, kompetenzorientierter Lehrkonzepte angewendet.

 

Schritt 2: Digitalisierte Lehrszenarien betrachten und eigene Präferenzen auswählen

Sie möchten einen Überblick über digitalisierte Lehrszenarien gewinnen und geeignete Ansätze für Ihre eigene Lehrveranstaltung auswählen? Einen hilfreichen, theoretisch geleiteten Einstieg in die Planung digitaler Lehrkonzepte bietet die Verdichtung verschiedener digitaler Lernelemente und Lernformate, die von Wannemacher et al (2016) vorgenommen wurde und acht digitalisierte Lernszenarien benennt.

Sie unterteilen sich in drei sich ausschließende Lernszenarien (angereichert, integriert, online) und fünf miteinander kombinierbare Lernszenarien (interaktiv, offen, spielerisch, personalisiert, selbstorganisiert). Darauf aufbauend können Sie Überlegungen anstellen, welche Form von Digitalisierung Sie für Ihre Lehrveranstaltung nutzen möchten.

Überblick: Digitalisierte Lernszenarien

Digitalisierte Lernszenarien

Digitalisierte Lernszenarien nach Wannemacher et al (2016), S. 62
3 Basis Szenarien zum digitalen Lehrkonzept

Digitale Anreicherung, Digitale Integration oder Online-Lernen

Auszüge aus Wannemacher et al (2016): 62ff

Das Lernszenario „Anreicherung“ ist ein Einstiegsszenario in den Bereich digitalisierter Lernformen, bei dem regulären Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen, Seminaren oder Übungen digitale Medien hinzugefügt werden. Klassische Beispiele für das Anreicherungskonzept sind das digitale Bereitstellen von Seminarlektüre, Vorlesungsskripten, Vorlesungsaufzeichnungen, Lernprogrammen oder Self-Assessment-Aufgaben, die begleitend zur Präsenzveranstaltung genutzt werden können.

Im Lernszenario „Integration“ sind die Formen des Blended Learning Konzepts zusammengefasst, bei denen Präsenzanteile und digitale Anteile aufeinander abgestimmt und miteinander verzahnt sind und sich synchrone und asynchrone Lernphasen ergänzen. Einzelne Komponenten regulärer Präsenzveranstaltungen werden durch digitalisierte Lernelemente und -formate ersetzt. Dabei kann die Mischung aus Präsenz- und Onlinelernsituationen bei Blended Learning-Ansätzen sehr unterschiedlich ausfallen. Gleichzeitig ist das Lernszenario „Integration“ eng verknüpft mit dem didaktischen Konzept des Inverted Classroom (auch Flipped Classroom genannt). In diesem Konzept, das für eine Umkehr des klassischen Frontalunterrichts steht, erfolgen die Lehrvermittlung und Stoffaneignung online vor einer Präsenzveranstaltung (z. B. durch Videos, E-Books oder durch den Austausch der Kursteilnehmenden in Online-Communitys). Die Präsenzphasen dienen anschließend der Anwendung und Vertiefung des Gelernten.

Unter das Szenario „Online-Lernen“ fallen Lernangebote, die fast vollständig online genutzt werden und kaum oder keine obligatorischen Präsenzphasen umfassen, darunter komplett digitale Lehrveranstaltungen wie Online-Seminare, E-Lectures, komplette Online-Studiengänge oder MOOCs.

Anreicherungskonzept Integrationskonzept Virtualisierungskonzept (Online-Lernen)
- ergänzender Einsatz einer Lernplattform (Moodle) - E-Learning ist eine tragende Säule der Lehr-Veranstaltung - keine Präsenzanteile mehr, sondern rein virtuelle Lehre
- Präsenzseminar sind weiterhin die tragende Säule der Lehrveranstaltung - Präsenzen und E-Learning wechseln sich ab und stehen in Bezug zueinander (Blended Learning) - tutorielle Betreuung der webbasierten Veranstaltungen
- Beispiele: Unterlagen zur Vorlesung digital bereitstellen, E-Assessments zur Lernzielkontrolle, digitale Sprechstunden zur Prüfungsvorbereitung - Beispiele: Flipped Classroom, virtuelle Lernphasen zwischen Präsenzterminen mit Selbstlernaufgaben und/oder Gruppenarbeiten - Beispiele: Online-Seminare, die sich unterschiedlicher Methoden und digitaler Medien bedienen können, MOOCs
5 integrierfähige und kombinierbare Szenarien

Interaktion & Kollaboration, Offene Bildungspraxis, Spiel & Simulation, Personalisierung und Selbststudium

Auszüge aus Wannemacher et al (2016): 73ff

Dem Lernszenario „Interaktion und Kollaboration“ sind alle Formen der Nutzung sozialer Medien und Netzwerke und interaktiver Anwendungen für gemeinsam zu bearbeitende Dokumente, Wikis, Blogs, Podcasts, Chat-Software, Instant Messager etc. zuzuordnen. Auch alle Anwendungen aus dem Bereich des kollaborativen Lernens, bei dem mehrere Studierende unter Nutzung von Kollaborationssoftware simultan interagieren und das Handeln der Beteiligten den Mittelpunkt des Lernprozesses bildet (z. B. das gemeinsame Bearbeiten von Fallstudien, das Lösen einer Problemstellung innerhalb der Gruppe), bis hin zum Peer-Lernen, bei dem Studierende sich gegenseitig bei Studienproblemen oder im Lernprozess unterstützen, sind diesem Szenario zuzuordnen.

Das Szenario „Offene Bildungspraxis“ knüpft an Prinzipien der Open Source-Bewegung an. Im Fokus steht die Nutzung hochwertiger freier Lernmaterialien, d. h. von Lernmedien, die gemeinfrei sind oder auf Basis freier Lizenzen adaptiert werden können (z. B. Lernmaterial aus Open Educational Resources), sowie der freie Zugriff auf Studienangebote und Lernmaterialien (Open Courses und manche MOOCs).

Unter das Szenario „Spiel und Simulation“ fallen die unterschiedlichen Varianten des Game-based Learning, d. h. des auf Spielen basierenden Lernens, bei denen eine Synthese zwischen der Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten und dem Spielen angestrebt wird (z. B. digitalisierte Lernspiele wie interaktive Online-Planspiele, Quiz, Webquest, gestenbasierte Spiele, Action-, Abenteuer- und Rollenspiele bis hin zu Massively Multiplayer Online Games), und der Gamification, bei der spieltypische Elemente in einen nicht-spielbasierten Kontext eingefügt werden. Ebenfalls zählen simulationsgestützte Lernformen zu diesem Lernszenario, d. h. interaktive Visualisierungen, mit denen bestimmte Kenntnisse geschult oder Fähigkeiten trainiert werden sollen, sowie Formen der „Augmented Reality“, d. h. das Visualisieren von Informationen zu Objekten der realen Umgebung auf Smartphones, Tablets o. ä., und „Virtual Reality“, das vollständige Eintauchen in eine virtuelle Umgebung mittels Ausgabegeräten wie Datenbrille und Virtual Reality-Helm.

Das Szenario „Personalisierung“ umfasst Lernformate, die auf eine Personalisierung und Anpassung an individuelle Lernbedarfe fokussieren. Eine besondere Rolle kommt dabei dem adaptiven Lernen zu, d. h. der Nutzung adaptiver Lernumgebungen, die die Auswahl von Lernmaterialien und -aufgaben an den individuellen Bedürfnissen von Lernenden ausrichten. Adaptive Lernumgebungen passen Lerninhalte entweder systemisch konfiguriert an individuelle Bedürfnisse an oder ermöglichen Lernenden eine individualisierte und personalisierte Auswahl und Darstellung von Lernmaterial (individuelle Lernpfade).

Das Lernszenario „Selbststudium“ schließt alle Formen der digitalisierten Unterstützung von Prozessen des Selbststudiums ein, die im Kontext der Präsenzlehre genutzt werden. Zahlreiche Varianten des mobilen Lernens fallen unter dieses Modell, d. h. situative Lernformen, die mithilfe mobiler Geräte wie Smartphone, Tablet und Notebook und entsprechender Lernanwendungen genutzt werden. Ebenso gehören diagnostische E-Assessments, die im Vorfeld einer Lehrveranstaltung helfen, studentische Defizite zu erkennen und durch Zusatzangebote aufzufangen sowie formative E-Assessments wie lernfördernde Tests im Rahmen von Simulationen, die der Ermittlung des Lernfortschritts im Verlauf einer Lernsituation und der besseren Steuerung des weiteren Lernprozesses durch Studierende dienen, gehören zu diese Lernszenario. Auch E-Portfolios, die als digitale Sammlung von Lernprozess-Dokumentationen und Lernprodukten dazu dienen, den Lernprozess zu veranschaulichen und zu evaluieren, lassen sich diesem Szenario zuordnen, da sie studentische Arbeiten sichtbar und bewertbar machen und damit den Lernprozess unterstützen können.

in Anlehnung an Wannemacher et al (2016)

Schritt 3: Digitale Lehrkonzepte genauer kennenlernen und umsetzen

Sie möchten sich an Best Practice Konzepten digitaler Lehre orientieren? Hier finden Sie bewährte digitale Lehrkonzepte, die jedoch häufig die in Schritt 1 und Schritt 2 gelisteten Vorüberlegungen und Planungsschritte voraussetzen, um erfolgreich adaptiert zu werden.

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