Klassische Formate digital anreichern
Welche Veranstaltung möchten Sie digital anbieten?
In diesem Überblick zeigen wir Ihnen, welche Möglichkeiten Sie als Lehrende haben, wenn Präsenzveranstaltungen nicht möglich sind oder Sie Ihre Lehre digital anreichern möchten.
Versuchen Sie nach Möglichkeit nicht, Ihre Präsenzlehre 1:1 auf ein digitales Format übertragen zu wollen. Das wird in den meisten Fällen scheitern, weil die Kommunikationsbedingungen und die Aufmerksamkeitsspanne ganz verschieden sind. Beispielsweise sind 90 Minuten Vorlesung als Video zu lang. Kürzen Sie Inhalte in Lehrvideos auf wesentliche Informationen und verlagern Sie die intensive Auseinandersetzung in die Selbststudiumsphasen der Studierenden, indem Sie konkrete Arbeitsaufträge formulieren.
Übung & Tutorium
Übungen und Tutorien werden begleitend zu Vorlesungen oder Seminaren angeboten. Die praktische Anwendung des Gelernten steht im Vordergrund. Verschiedene Aufgaben werden in der Präsenzlehre anhand von Fallbeispielen gelöst, um den Stoff der dazugehörigen Veranstaltung einzuüben und zu festigen. Die Studierenden lernen Lösungswege und Lösungsstrategien kennen.
Es geht ähnlich wie im Seminar um die Studierendenaktivierung, d.h. die Lernenden sollen (inter-)aktiv das Gelernte anwenden und weiterdenken. Übungen und Tutorien haben im Gegensatz zu Seminaren jedoch oft einen repetitiven Charakter.
- Interaktive Videos mit integrierten Fragen und Handlungsaufforderungen
- Moodle-Material "Lektion" für theoretischen (wiederholenden) Input
- Moodle-Aktivitäten mit H5P, z.B. Lückentext, Diktat, arithmetisches Quiz, Kreuzworträtsel, Bilderrätsel etc.
- Digitale Lernkarten zur Festigung von Termini oder Vokabeln (Fremdsprachen), z.B. H5P Dialog Cards
- Moodle-Aktivität "Test"
- Moodle-Aktivität "Aufgabe"
- Umfrage (z.B. mit Wooclap oder der Moodle-Aktivität "Abstimmung")
- Quiz (z.B. mit Wooclap, der Moodle-Aktivität "Test" oder H5P)
- Fragensammlungen für Tests und Umfragen von Studierenden erstellen lassen
- Peer-Feedback mit Moodle-Aktivität „Gegenseitige Beurteilung“
Für die Studierendenbetreuung, z.B. für Nachfragen, sind geeignet:
Online-Betreuung & Online-Sprechstunde
Eine gute Betreuung ist wesentlich für die Lernmotivation und insgesamt für die soziale Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden. Die kurze Frage kurz vor und nach der Lehrveranstaltung ist im reinen Online-Format nicht ohne Weiteres möglich. Die Studierenden müssen wissen, wie und wann sie Sie erreichen können. Investieren Sie Zeit in Ihr Betreuungskonzept des virtuellen Lernens. Wenn die Studierenden Aufgaben online einreichen sollen, sollten Sie auch die Zeit einplanen, ihnen ein Feedback zu den Aufgaben zu geben. Auch die Kommunikation im Forum sollten Sie im Auge behalten und sich selbst auch aktiv beteiligen.
Digitale Tools für die Studierendenbetreuung:
- E-Mail an alle Kursteilnehmenden
- Nachricht in Moodle an alle Kursteilnehmenden, Gruppen oder einzelne Studierende
- Forum in Moodle
- Chat in Moodle
- Sprechstunden und Beratung mit dem Videokonferenzsystem Jitsi oder BBB
- Audio- oder Videokommentare als Feedback z.B. zu eingereichten Texten über die Moodle Aktivität "Aufgabe"
- FAQs als Glossar in Moodle für wiederholt auftretende Fragen
Gruppenarbeiten
Das Lernen in kleinen Gruppen (kooperatives Lernen) bringt viele Vorteile mit sich, sowohl mit Blick auf das Lernen, als auch auf sozialer Ebene. Das gilt sowohl für herkömmliche Lehr-Lern-Settings im Seminarraum, als auch für online & digital gestützte Zusammenarbeit.
Grundsätzlich gibt es zwei Formen von Gruppenarbeit, denen unterschiedliche Aufgabentypen entsprechen. Beim kollaborativen Arbeiten bekommen alle Gruppenmitgliedern dieselbe Aufgabe. Prinzipiell könnten sie diese auch alleine lösen, die Zusammenarbeit erleichtert den Prozess aber. Beim kooperativen Arbeiten teilen Sie eine Gesamtaufgabe in verschiedene Einzelaufgaben auf, jedes Gruppenmitglied bearbeitet eine davon. Die Studierenden können die Gesamtaufgabe nur lösen, indem sie kooperieren und die verschiedenen Teillösungen zusammentragen. Die Aufgabe darf die Studierenden als Gruppe nicht über- oder unterfordern, sonst verpuffen die Chancen der Gruppenarbeit.
Folgende digitale Tools unterstützen Gruppenarbeiten:
- für Gruppenarbeiten können Studierende sich selbständig einen Zoom Raum erstellen (Campus-Lizenz von Zoom ist auch für Studierende verfügbar)
- für Gruppenarbeiten können Studierende die Nextcloud als Sharepoint und Dokumentenablage nutzen
- in Online-Seminaren mittels BigBlueButton können Sie als Lehrende Person Breakout-Räume für Gruppenarbeiten erstellen
- in Moodle können Sie den Gruppenmodus nutzen, um die Studierenden getrennt voneinander arbeiten oder diskutieren zu lassen, ihnen passgenaue Materialien zugänglich zu machen oder spezielle Aufgabeneinreichungen und andere Aktivitäten zuzuweisen
- Gruppeneinteilung durch die Lehrperson: Weisen Sie die Teilnehmer*innen nach individuellen Kriterien (z.B. Fachsemester, Studienschwerpunkt,...) bestimmten Gruppen im Moodle-Kurs zu
- Gruppeneinteilung durch die Studierenden: Mit der Moodle-Aktivität "Gruppenwahl" ist es möglich, dass sich Teilnehmer*innen selbständig in Gruppen innerhalb eines Moodle-Kurses eintragen
- Gruppeneinteilung per Zufallsprinzip: In den Einstellungen Ihres Moodle-Kurses finden Sie die Optionen "Gruppen automatisch anlegen und zuordnen"
- Peer-Feedback per Moodle-Aktivität "Gegenseitige Beurteilung", um Studierenden die Möglichkeit für das gegenseitige Geben und Nehmen von Feedback zu ermöglichen
Selbststudium
An Hochschulen ist der Anteil des Selbststudiums im Vergleich zur (Online-)Präsenzzeit typischerweise sehr hoch. Um Studierende dabei zu unterstützen, können sehr verschiedene Methoden und digitale Werkzeuge genutzt werden, die z.B. bei der aktiven Erschließung von Inhalten, der Selbstkontrolle oder der Vertiefung von Wissen helfen.
Vorteile digitaler Medien bei der Unterstützung des Selbststudiums:
- digitales Lernmaterial kann zur Interaktion anregen und unmittelbar Rückmeldungen über den jeweiligen Leistungsstand geben z. B. interaktive Grafiken, Wissensquiz oder formative Selbsttests per Moodle Test oder H5P
- synchrone und asynchrone Kommunikationstools können genutzt werden, um das Selbststudium bedarfsgerecht zu unterstützen z. B. gleichzeitiges Arbeiten an einem Dokument per Nextcloud in Kombination mit einer Videokonferenz per BigBlueButton, Jitsi oder Zoom oder asynchrones Arbeiten im Moodle Forum oder per Etherpad
- anspruchsvoller gestaltete Moodle-Kurse unterstützen selbstgesteuertes Lernen, indem sie z. B. die Wahl von Lernpfaden per Lektion oder -inhalten per Lernpaket ermöglichen
- digitale Lernmaterialien, etwa Videos oder Podcasts, wirken motivierend auf Studierende und können von Lehrenden gezielt dazu genutzt werden, beispielsweise um zu Beginn eines Lernprozesses Interesse zu wecken. Studierende selbst solche Medien erstellen zu lassen, trägt sowohl zum Erwerb von inhaltlichem Wissen als auch zur Aktivierung bei.
- Lernmaterialien (PDF Dateien, Skripte, Links zu Videos oder zu weiterführenden Texten und Webseiten) können per Datei oder Link/URL im Moodle-Kurs hinterlegt werden
Zur Unterstützung des begleiteten Selbststudium sind neben geeigneten Arbeitsaufträgen folgende Aspekte hilfreich:
- Eine klare Strukturierung: Ein übersichtlicher zeitlicher Ablauf sowie eine nachvollziehbare inhaltliche Struktur
- Inhaltliche Hilfestellungen: Durch Angebote wie Leitfragen und interaktive digitale Lernmaterialien (Glossar, Wiki, usw.) die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten fördern
- Feedback in beide Richtungen: Die Rückmeldung auf Aufgabenlösungen motiviert und bestätigt Studierende. In großen Gruppen kann auch Peer-Feedback per "Gegenseitige Beurteilung" gegeben werden, oder studentische Aufgabenlösung, Fragestellungen und Rückmeldungen können in der Präsenzlehre aufgegriffen werden, die so mit den Selbstlernphasen verbunden wird. Gute Lehrpraxis zeigt, dass Lehrende sich auch Rückmeldungen der Studierenden einholen sollten, um einschätzen zu können, wie ihre Maßnahmen bei den Lernenden ankommen und ob sie wirklich unterstützend sind.
Bei der Planung von geeigneten Aufgabenstellungen und Unterstützungsformen für das Selbststudium können Lehrende sich am Konzept des Constructive Alignement orientieren, das vorsieht, bei der Planung einer Veranstaltung nicht nur die Lernziele zu definieren, sondern dabei auch bereits festzulegen, welche Prüfungsformen eingesetzt werden sollen, um beurteilen zu können, ob die Lernziele auch erreicht wurden, und welche Lernaktivitäten dazu beitragen, die angestrebten Kompetenzen zu erwerben.
Vorlesung
Die klassische Vorlesung ist zumeist durch einen 90-minütigen Vortrag seitens der Lehrperson charakterisiert. Mitunter werden Experimente gezeigt oder Fallbeispiele demonstriert. Die Studierenden sind primär in der rezeptiven Rolle und notieren sich wesentliche Inhalte der Vorlesung.
Merkmale:
- viel Input seitens der Lehrperson
- kaum Interaktion mit Studierenden
- vereinzelt sind Rückfragen aus dem Plenum möglich
Es geht in erster Linie um Wissensvermittlung. Dafür eignen sich als rein digitale Formate
- asynchrone Lehrvideos
- synchrone Online-Vorlesung per Videokonferenzsystem (BigBlueButton oder Zoom)
- synchrones Streamen der Vorlesung (mit begleitendem Chat) per DFNconf Pexip
- Audiodateien bzw. Podcasts oder
- Lernmodule mit Texten (z.B. Moodle „Buch“ oder „Lektion“), eingebunden in Ihren Moodle-Kurs.
Für Rückfragen und Verständnisfragen seitens der Studierenden können Sie z.B. nutzen:
Für Interaktionen und Anreicherung mit digitalen Möglichkeiten können Sie z.B. nutzen:
- Interaktionen: Umfragen, Abstimmungen, kurze Wissenstests mit Wooclap (synchron)
- Digitale Pinnwand von TaskCards (synchron)
- Didaktisch aufbereiteter Moodle-Kurs (asynchron), z.B. um Vorlesungsmaterial zur Verfügung zu stellen
Vorlesung streamen
Video-Tutorial: Eine Vorlesung über das Deutsche Forschungsnetzwerk (DFNconf Pexip) streamen [01:36 Min]
Streaming Anleitungen des URZ
Seminar
Seminare sind klassischerweise darauf ausgelegt, sich interaktiv mit den Wissenselementen zu beschäftigen und neben analytischer Kompetenz auch diskursive und reflexive Kompetenz zu erlangen. Seminare sind anwendungsorientiert, d.h. konkrete Fallbeispiele werden diskutiert und mit theoretischen Konzepten in Zusammenhang gebracht. Empirische Daten werden mitunter eigenständig erhoben und analysiert. Typische Lehrformate sind Studierenden-Referate, Gruppenarbeiten, und Frage-Antwort-Sequenzen.
Es geht vorrangig um die Studierendenaktivierung, d.h. die Lernenden sollen (inter-)aktiv das Gelernte anwenden und weiterdenken. Digital lässt sich das in folgender Weise umsetzen:
- Kollaborative Bearbeitung von Aufgaben im Gruppenforum
- Gemeinsames Schreiben an einem Dokument mit Etherpad
- Ideen sammeln auf einer digitalen Pinnwand von TaskCards
- PDF-Annotation für gemeinsame Textlektüre
- Umfrage (z.B. mit Wooclap oder der Moodle Aktivität "Abstimmung")
- Quiz (z.B. mit Wooclap, der Moodle Aktivität "Test" oder H5P)
- Quizfragen von Studierenden erstellen lassen
- Glossar gemeinsam von den Studierenden als Sammlung von z.B. Fachbegriffen anlegen lassen
Für die Studierendenbetreuung, z.B. für die Absprache von Referaten und Beratung der Gruppenarbeiten sind geeignet:
- Audio-, Video-, Kommentar-Feedback zu den eingereichten Texten über die Moodle Aktivität "Aufgabe"
- Etherpad für kollaborative Dokumente
- Sprechstunden und Beratung mit dem Videokonferenzsystem Jitsi
- für Gruppenarbeiten können Studierende sich selbständig einen Zoom Raum erstellen (Campus-Lizenz von Zoom ist auch für Studierende verfügbar)
- für Gruppenarbeiten können Studierende die Nextcloud als Sharepoint und Dokumentenablage nutzen