Gegenseitige Beurteilung

Die Aktivität Gegenseitige Beurteilung ist eine Peer-Assessment-Aktivität und funktioniert ähnlich wie die Aktivität Aufgabe, bietet aber darüber hinaus noch zahlreiche weitere Optionen.

Bevor Sie diese Aktivität im Kurs verwenden, sollten Sie als Lehrperson und Ihre Studierenden bereits Erfahrungen mit der Aktivität Aufgabe gesammelt haben. Die Studierenden reichen ihre Arbeiten wie bei der Aktivität Aufgabe ein, beurteilen sich gegenseitig und werden dann von der Lehrperson bewertet. Die Verteilung - wer wen bewertet - wird von den Lehrenden koordiniert. Eine Abgabe kann aus einem Text und angehängten Dateien bestehen. Eine Abgabe kann nach mehreren Kriterien bewertet werden, im Gegensatz zur Aktivität Aufgabe, bei der nur eine einzige Bewertung möglich ist. Die Bewertungsform wird von der Lehrperson festgelegt.

Nutzen von Peer-Assessments

  • Lernmethode des kooperativen/kollaborativen Lernens
  • Kann Konstruktion von neuem Wissen begünstigen (durch Ergänzungen oder andere Sichtweisen der peers)
  • Verständnis von Kriterien wird verbessert
  • Akademische Beurteilungskriterien werden reflektiert
  • Beurteilungskompetenz wird geschult
  • Auf gleicher Hierachieebene offenerer Umgang miteinander; eher Beobachtungen als Empfehlungen oder Anweisungen

Der Prozess der gegenseitigen Beurteilung sollte vorab mit den Studierenden eingeübt werden, indem Musterlösungen und Bewertungskriterien vorgegeben werden (oder wo es sich anbietet, können diese Kriterien auch im gemeinsamen Diskurs ausgehandelt werden). So können die Studierenden ihre Abgaben damit vergleichen.

Die Studierenden erhalten zwei Bewertungen: Eine für ihre eigene abgegebene Lösung und eine für ihre Beurteilung der Abgabe eines anderen Studierenden. Als Lehrkraft können Sie festlegen, wie aus diesen beiden Teilbewertungen die Gesamtbewertung für die Aktivität Gegenseitige Beurteilung ermittelt wird.

    Vor- und Nachteile

    Vorteile:

    • Bewertungskriterien werden transparent und nachvollziehbar
    • Studierende setzen sich intensiv mit eigner Arbeit und der anderer auseinander
    • Rollenverständnis von Lehrenden und Lernen verändert sich

    Nachteil:

    • durch Bewertungen von Kommiliton*innen können Akzeptanzprobleme entstehen

     

    Didaktischer Nutzen und Einsatzszenarien

    Die Aktivität „Gegenseitige Beurteilung“ kann sich über mehrere Tage oder Wochen erstrecken. In einem Seminar zum wissenschaftlichen Arbeiten, wie es in der Studieneingangsphase oftmals angeboten wird, könnte man z.B. die Textsorte Exposé einüben und von den Studierenden beurteilen lassen.

    Es ist auch denkbar, Übersetzungen im Fremdsprachenunterricht, Syntaxanalysen, Quelleninterpretationen in den Geisteswissenschaften, den Versuchsaufbau von Experimenten in den Naturwissenschaften etc. von Studierenden einschätzen zu lassen.

     

    (Kompetenz-)Anforderungen

    Lehrende:

    • Konfiguration des Beurteilungsablaufs
    • Regelmäßige Überprüfung und Moderation in den Beurteilungsphasen (ggf. Erinnerungsschreiben, Feedbackschleifen etc.)
    • Klare Aufgabenformulierung
    • Beurteilungskriterien transparent machen
    • Zeit einplanen
    • Reflexions- und Diskussionsprozesse berücksichtigen

    Studierende

    • Einhalten von Abgabefristen (um Prozess nicht zu stoppen)
    • Beurteilungskriterien einhalten
    • Hemmschwelle der Bewertung von Kommiliton*innen überwinden
    • Eigene Arbeit und die der anderen reflektieren
    • Umgang mit anderen Sichtweisen und Kritik