Lehrvideos

Lern- und Lehrvideos didaktisch einsetzen

Als Lern- und Lehrvideo werden asynchrone audiovisuelle Formate bezeichnet, die das Ziel verfolgen, einen Lehr- und Lerninhalt zu transportieren, der in didaktisch geeigneter Weise aufbereitet oder in einem didaktisch aufbereiteten Kontext eingebettet ist.

Lern- und Lehrvideos sind etwa 3 bis 20 Minuten lang und werden an der Universittät Greifswald über den Webdienst GrypsTube zur Verfügung gestellt und von dort aus idealer Weise in den Moodle-Kurs zur Lehrveranstaltung eingebunden. Passende Übungen, Aufgaben oder Tests zu den Inhalten eines Lehrvideos runden ein Lehrkonzept mit Lern- und Lehrvideos ab.

Didaktische Aufbereitung von Lehrvideos

Bilder in Folien integrieren
Ausleuchtung und Tonqualität beachten
Videos nicht länger als 20 Minuten

Folgende Empfehlungen helfen Ihnen, gute Lehrvideos mit verhältnismäßig wenig Aufwand zu erstellen.

Inhalte reduzieren und strukturieren:

  • Die Inhalte in einem Lehrvideo müssen auf das Wesentliche reduziert werden, ohne die fachliche Komplexität zu stark zu vereinfachen.
  • Teilen Sie die Inhalte in Muss- und Kann-Inhalte ein.
  • Wird das Video zu lang (länger als 20 Minuten), konzipieren Sie mehrere inhaltlich abgeschlossene Videos zu dem Thema oder reduzieren Sie die Kann-Inhalte.
  • Geben Sie den Studierenden die Möglichkeit, Fragen, die beim Video schauen auftreten, an Sie (oder die Kommiliton*innen) zu richten (z.B. im Moodle-Forum oder in einer digitalen Pinnwand wie dem Etherpad oder TaskCards).

Aufmerksamkeit auf wichtige Informationen lenken:

  • Nutzen Sie grafische Hervorhebungen, wie Pfeile, Rahmen oder farbige Hervorhebungen.
  • Integrieren Sie Bilder in Ihre Folien.
  • Folieninhalte sukzessive gemäß Audiokommentar per Animation einblenden.
  • Sorgen Sie für Lesbarkeit und ansprechende, einheitliche Darstellung aller Elemente.
  • Besprechen Sie konkrete (Fall-)Beispiele.
Vorteile und Herausforderungen

Vorteile

  • Lehrvideos fördern das selbstbestimmte Lernen. Studierende können das Video anhalten, zurückspulen und neustarten, wann immer sie möchten.
  • Universelle Einsetzbarkeit von Lernvideos: Die Videos können sowohl im Präsenzunterricht synchron als auch in den Selbstlernphasen asynchron (zeit- und ortsunabhängig), zur Vorbereitung oder auch zur Wiederholung, angesehen werden.
  • Es fällt uns leichter, komplexe Abläufe, Handlungen und Vorgänge nachzuvollziehen, wenn diese mit Bildern und Ton veranschaulicht werden.
  • Die Darstellung von Menschen und Emotionen in Videos kann Empathie fördern und Lernende motivieren. 
  • Realitätsnähe kann indirekte Erfahrungen ermöglichen.
  • Vielfältige Darstellungsmöglichkeiten

Nachteile & Herausforderungen

  • Zurücklehnen ist angesagt: Beim Video anschauen neigen wir dazu uns einfach berieseln zu lassen, Inhalte werden daher nicht so stark durchdacht.
  • Fehlender direkter Austausch: Es gibt nicht direkt die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder sich Teile genauer erklären zu lassen. Daher sollte unbedingt ein Bereich eingerichtet werden (z.B. ein Forum, Etherpad oder eine digitale Pinnwand von TaskCards), wo Studierende Fragen stellen können, die dort auch beantwortet werden. 
  • Videos kurz halten (maximal 20 Minuten), da wir eine geringe Aufmerksamkeitsspanne beim Zuschauen haben.
  • Einarbeitung in die Technik nötig
  • Zeitlicher Aufwand in der Erstellung
  • ggf. kostenintensive Produktion
Welche Einsatzmöglichkeiten von Lern- und Lehrvideos gibt es?

Einsatzmöglichkeiten von Lern- und Lehrvideos

Video-Tutorials und Anleitungen nutzen

Wir nutzen sie, wenn wir schnell wissen wollen, wie etwas geht. Beispielsweise Koch- oder Heimwerkervideos oder Tutorien für die Benutzung einer Software nutzen wir gezielt – und bevorzugt – wenn wir etwas kompakt erklärt haben möchten. Es geht also um eine gute, visualisierte Informationsaufbereitung zu einem bestimmten Themenfeld. Solche Videos werden häufig auch Tutorials, How-To, Anleitungen oder auch als Lehrvideos bezeichnet.

Videos im Präsenzunterricht einsetzen

Lern- und Lehrvideos kommen auch im Präsenzunterricht zum Einsatz. Zum Beispiel, wenn man etwas zeigen möchte, das nur schwer in Worten und Bildern erklärbar ist. Auch ist ein Video immer eine Abwechslung. Man kann damit etwas illustrieren oder auch eine Übung dazu gestalten: Welche Krankheit hat der dargestellte Patient? Was sehen Sie in diesem Experiment?

Videos als Bestandteil von Blended-Learning und Flipped Classroom Settings

Videos werden auch in Blended-Learning-Szenarien eingesetzt, um Lerninhalte adäquat zu unterrichten. Beispielsweise schauen Studierende dann vor dem eigentlichen Präsenzunterricht während der Selbstlernphase Lern- oder Lehrvideos an, die die wichtigsten Inhalte vermitteln, um dann die Präsenzzeit gezielt für Fragen und Übungen nutzen zu können. Solche didaktischen Settings werden dann als Inverted Classroom oder Flipped Classroom bezeichnet.

Videos als Bestandteile von Online-Kursen und MOOCs

Eine zentrale Rolle spielen Lern- und Lehrvideos in reinen Online-Kursen, insbesondere in den sog. MOOCs (Kurzform von Massive Open Online Course). Häufig sind Lern- und Lehrvideos in unterschiedlicher Gestaltung hier das zentrale Lehr- und Lernmittel.

Videoerstellung durch Studierende [Lernen durch Lehren] fördern

Möglich ist auch die Produktion von Lehrvideos durch Studierende. Ähnlich einem Referat oder Vortrag, das dazu dient, dass sich der Lernende intensiv mit einem Lerngegenstand auseinandersetzt, bildet die Erstellung eines Videos durch die Lernenden eine aktuelle und für die Lernenden reizvolle Alternative - auch als Prüfungsformat.

Welche Arten von Lehrvideos gibt es?

Arten von Lehrvideos

Die beliebteste Art des Lehrvideos ist das Screencast-Video, welches per PowerPoint über die Funktion „Bildschirmpräsentation aufzeichnen“ erstellt wird. Solche Videovorträge mit Audiokommentar werden am häufigsten in der Lehre genutzt. Die Datei wird einfach als .mpg4-Datei gespeichert und anschließend bei GrypsTube hochgeladen. Von dort können Sie den Link zum Video dann in Ihren Moodle-Kurs einbetten.

Screencasts: Tutorials und Powerpoint-basierte Videovorträge, Lehr- und Erklärvideos

Beispiel für ein Screencast Tutorial-Video

Der Screencast ist eine Aufnahme des Bildschirms inkl. dem Ton, der über ein Mikrofon mitaufgenommen werden kann. Screencasts in Form von Tutorial-Videos werden häufig eingesetzt, wenn die Handhabung von Software erklärt werden soll und man am Bildschirm direkt sehen kann, wie etwas bedient werden muss. 

Die Screencast-Technik hat sich als eine häufig eingesetzte Methode für Powerpoint-basierte Lern- und Lehrvideos durchgesetzt. Hierbei wird aufgenommen, wie man durch einen Powerpoint-Vortrag blättert und was man dazu sagt. Eine simple und zweckdienliche Form für Videovorträge, Lehr- und Erklärvideos.

Fazit: Einfach zu produzieren und perfekt, wenn es um die Beschreibung von Software oder um einfache Anschauungsbeispiele geht. Auch sehr interessant in Zusammenhang mit einem Kurzvortrag in Form einer Präsentation (z. B. PowerPoint). Achtung: Da meistens der Sprecher nicht zu sehen ist, ist eine gute Gestaltung besonders wichtig.

Videobotschaft mit Webcam

Fast jeder Laptop hat heute eine integrierte Webcam. Damit sind Videos von sich selbst, wie man beispielsweise vor der Webcam sitzend den Aufbau von Goethes Faust oder den Charakter des Mephisto erklärt, einfach mittels Videokonferenzsystem zu produzieren. Schnell kann so ein kurzes Begrüßungsvideo zur Lehrveranstaltung aufgenommen, ein Gedanke mitgeteilt oder ein wesentlicher Hinweis aufgezeichnet werden. Hier ist das Video mehr als Kommunikationsmittel zwischen Lehrenden und Lernenden gedacht.

Fazit: Simpel zu produzieren, vor allem wenn es um Dinge geht, die man gut mit Sprache erklären kann. Achtung: weil die Person (ihr Aussehen etc.) im Vordergrund steht und gesprochener Text nicht weiter illustriert ist, besitzen solche Videos einen eher flüchtigen Charakter. Neben technischen Fertigkeiten braucht es auch eine gewisse Übung, damit dieses Format wirkt.

Videovortrag mit Visualisierungen an Tafel- oder Whiteboard

Beim Videovortrag erzeugt man eine Aufnahme von sich und Visualisierungen an Tafel bzw. Whiteboard. Es handelt sich somit quasi um Frontalunterricht mit Illustrationen, wie wir es aus dem herkömmlichen Unterricht gewohnt sind.

Fazit: Einfache Handhabung, aber unbedingt für gute Beleuchtung sorgen und darauf achten, dass Hand und Körper nichts verdecken. Ein Stativ ist in den meisten Fällen notwendig. Die Kameraführung sollte durch eine weitere Person erfolgen, um das Tafelbild optimal lesbar aufzunehmen. Auf ein aussagekräftiges und übersichtliches Tafelbild ist größter Wert zu legen. Es empfiehlt sich daher dieses gut vorzubereiten.

Aufzeichnungen von (Online-)Lehrveranstaltungen

Werden Live-Vorträge und (Online-)Lehrveranstaltungen aufgenommen und als Lern- und Lehrvideos zur Verfügung gestellt, sind in aller Regel auch Folien, zum Beispiel Powerpoint Präsentationen, Teil des Videos.

Fazit: Sprachlich oft dynamischer als Vorträge vor der Kamera – allerdings sollte die Aufnahme durch Profis erfolgen. Zeit- und personenbezogene Aussagen und Materialien können die Einsatzmöglichkeiten beschränken.

Interview

Als Alternative zum klassischen Vortrag wird zunehmend das Interviewformat eingesetzt. In einer etwas lockeren Umgebung wird ein*e Expert*in von einer Moderation zu einem bestimmten Thema befragt. Möglich ist auch, dass zwei Fachexpert*innen miteinander diskutieren oder ein lockeres Gespräch miteinander führen. Dabei wird die Situation zumindest mit einer Kamera gefilmt, wobei zwei Kameras zu empfehlen wären. Möglich ist es auch, das Interview über ein Videokonferenzsystem aufzuzeichnen.

Fazit: Das Interview eignet sich besonders, wenn man damit Fachexpert*innen zu Wort kommen lassen möchte, da diese selten Zeit haben einen Vortrag zum Zeitpunkt der Lehrveranstaltung zu halten. Ein Problem stellt der Umstand dar, dass Studierende dann keine direkten Rückfragen stellen können. Gleichzeitig kann ein frei geführtes Interview in eine ganz andere als die gewollte Richtung laufen kann. Es empfiehlt sich daher neben einem Interviewleitfaden auch auf routinierte Moderator*innen zurückzugreifen.  

Das Legetechnik-Lehrvideo (nach Art von Common Craft) - Animationen und Trickfilm

Mit den Videos von „Common Craft“ wurde ein ganz neues Videoformat populär: Das Legetechnik-Lehrvideo. Mit Hilfe von ausgeschnittenen Figuren und Abbildungen die zu kurzen Texten gelegt und verschoben werden, wird beispielsweise erklärt, wie Wikis und andere Dinge im „Social Web“ funktionieren. Weitere Techniken für Lern- und Lehrvideos sind die Trickfilm-Technik, sowie das Arbeiten mit Animationen. Beide Techniken lassen sich auch mit Tablet und Smartphones umsetzen. Allerdings ist der entsprechende Aufwand nicht zu unterschätzen. Mit spezieller Software können so z. B. Bildfolgen aufgenommen werden, die dann einfach in Filmgeschwindigkeit abgespielt werden (Slow Motion) oder durch spezielle Software Animationen erstellt werden.

Fazit: Mit Kreativität sind tolle Effekte erreichbar. Achtung: Die Erstellung ist in der Regel sehr aufwendig. Bei Papieraufzeichnungen ist ein Stativ notwendig. Insbesondere ist das Erstellen von guten Grafiken (sowohl inhaltlich als auch künstlerisch) von großer Bedeutung. Es ist in den meisten Fällen eine hohe Anzahl an Bildfolgen notwendig und im Falle von Slow-Motion oder im Falle von Animationen erfordert die Spezialsoftware spezielle Kenntnisse.

Lehrfilm und Reportage

Insbesondere wenn praktische Tätigkeiten oder Abläufe vermittelt werden sollen oder, wenn es darum geht, möglichst realitätsgetreu über Dinge zu berichten, eignet sich das Format der Reportage. Hier stehen Realaufzeichnungen im Zentrum des Videos. Lern- und Lehrvideos können auch Reportagen über Bergbesteigungen, Arbeit an Hochseeschiffen, die ersten Schritte des Paso Dobles oder Momentaufnahmen von Hausgeburten sein.

Fazit: Die Stärke von Videos ist es, Dinge konkret zu zeigen. Reportagen, als Aufnahmen von Ort und Stelle eines bestimmten Geschehens sind häufig zentral bei der Erstellung von Lern- und Lehrvideos. Der Aufwand für die Produktion hängt davon ab wie aufwendig es ist, diese Aufnahmen zu erstellen, z. B. Reisekosten. Es sollten Aufnahmen mit hoher Qualität, z. B. bei der Ausleuchtung, angestrebt werden und ggf. parallel unterschiedliche Perspektiven aufgenommen werden können, um später das Geschehen ausreichend detailliert und perspektivenreich darzustellen.

Studioaufzeichnung

Es gibt die Möglichkeit, ein Lern- und Lehrvideo in einem Studio zu produzieren. So wie man es vom Fernsehen gewohnt ist, können die Aufnahmen in einer gut ausgeleuchteten Blue-Box oder vor einer Grünwand erfolgen. Damit hat man die Möglichkeit neben der*dem Sprecher*in auch die gerade vorgetragenen Folien oder weitere Hinweise einzublenden. Auch das Zeigen von Bewegtbildern (Video-in-Video) ist so möglich und mit dem entsprechendem Equipment auch das Filmen aus mehreren Positionen.

Fazit: Die Studioaufzeichnung ist qualitativ sehr hochwertig und erlaubt eine nahezu unbegrenzte Vielfalt. Allerdings muss ein solches Studio vorhanden sein und auch betrieben werden. Derzeit richtet das Team der Digitalen Lehre solche Medienlabore an der Universität Greifswald zu Zwecken der Lehrvideoproduktion inkl. zugehöriger Schnittplätze ein, die es Lehrenden ermöglichen werden, selbstständig Lehrvideos zu produzieren. Als Lehrende*r ist es zunächst gewöhnungsbedürftig, in einer solchen Umgebung Lehrvorträge zu halten.

Film

Selbstverständlich gibt es auch Lehrvideos, die tatsächlich wie ein herkömmlicher Film produziert werden. Mittels Regie, detaillierten Drehbüchern und ggf. auch engagierten Schauspieler*innen wird ein Lehr- und Lernthema ansprechend aufbereitet.

Fazit: Besonders aufwendige Produktion und damit notwendige Finanzierung.

Was sollte ich unbedingt vermeiden?

Was sollte ich unbedingt vermeiden?

Ihre klassische Vorlesung können Sie nicht 1:1 in ein Lehrvideo übertragen, ohne dass Ihre Zuschauer*innen die Konzentration verlieren oder buchstäblich abschalten. Daher ist nicht empfehlenswert äquivalent zur Vorlesung ein 90minütiges Lehrvideo zu erstellen. Teilen Sie besser die Inhalte in mehrere Abschnitte und unterschiedliche Lehrformate auf und binden die Inhalte des Lehrvideos gezielt in Aufgaben und Übungen innerhalb Ihres Moodle-Kurses mit ein.

Was sollte ich unbedingt versuchen?

Was sollte ich unbedingt versuchen?

Lehrvideos sollten möglichst in einen Moodle-Kurs zur Lehrveranstaltung eingebunden werden und mit passenden Übungen, Aufgaben oder Tests zu den Inhalten des Videos, das Lehrkonzept abrunden.

Folgende Maßnahmen zur Aktivierung der Lernenden helfen dabei:

  • Aufgaben bereitstellen
    • Transferaufgaben zum Video stellen, z.B. (ähnliche) Fallbeispiele finden lassen
    • handschriftliche Notizen zum Video, z.B. mit Kernaussagen, anfertigen lassen
    • Leitfragen zum Video beantworten lassen
    • Hinweis: Die Arbeitsanweisungen klar formulieren und Termine für die Bearbeitung setzen!
  • Lernkontrolltests anbieten
    • automatisierte Tests zur Selbstlernkontrolle einsetzen („Habe ich die Lerninhalte verstanden“?)
    • interaktive Videos erstellen, die durch Testfragen unterbrochen sind und erst deren richtige Beantwortung zum weiteren Abspielen des Videos führt
    • Abschlusstest als Vorbedingung für weitere Lehrvideos bzw. Lerninhalte einsetzen
  • Reflexion und Austausch anregen
    • Diskussionsforum zur Beantwortung von offenen Fragen einsetzen
    • durch Reflexionsfragen zum Weiterdenken anregen
    • Diskussionen zum Inhalt des Videos initiieren
    • gemeinsame Lösungen für Problemstellungen erarbeiten lassen

Erste Schritte zum Lehrkonzept mit Lehrvideos


Twitter Logo
GrypsTube Logo
Instagram Logo