Führende Wissenschaftler fordern Umdenken bei der Strafpraxis in Europa

Auf diese Entwicklung hat ein Netzwerk von über 60 führenden Wissenschaftlern aus 23 Staaten hingewiesen. Zu den deutschen Vertretern in diesem Netzwerk gehören auch zwei Wissenschaftlerinnen der Universität Greifswald, Dr. Christine Morgenstern und Dr. Ineke Pruin (beide Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät). Das Netzwerk „Offender Supervision in Europe“ wurde im Rahmen des COST-Programms (European Cooperation in Science and Research) gefördert, das überwiegend aus Forschungsmitteln der Europäischen Union finanziert wird.

In den vergangenen vier Jahren hat sich das Netzwerk COST Action IS1106 Offender Supervision in Europe intensiv mit dem Massenphänomen Bewährungshilfe beschäftigt. Zu einer kritischen Bestandsaufnahme bisheriger Forschung trat die Entwicklung eigener innovativer Methoden in Gestalt von sechs Pilotstudien.

Die stellvertretende Vorsitzende des Netzwerks, Professor Kristel Beyens von der Freien Universität Brüssel, formuliert es so: „Wir wissen jetzt, dass die Ausdehnung und Differenzierung des Systems ambulanter Sanktionen sich im Allgemeinen nicht auf die Entwicklung der Gefangenenzahlen ausgewirkt hat. Wir können anhand unserer Erkenntnisse außerdem sagen, dass die Unterstellung unter Bewährungsaufsicht entgegen der öffentlichen Wahrnehmung eine einschneidende Erfahrung ist, die – selbst wenn sie fair und unterstützend gestaltet wird – als belastend erlebt wird. Das Netz strafrechtlicher Kontrolle wird erweitert und spannt sich um immer mehr Menschen – wir müssen uns mit dieser Ausweitung dringend beschäftigen und sie begrenzen.”

Lesen Sie die vollständige Medieninformation

 


Zurück zu allen Meldungen