Käthe-Kluth-Nachwuchsgruppe
Ziel der Förderung
Mit der Käthe-Kluth-Nachwuchsgruppe bietet die Universität Greifswald herausragend qualifizierten Wissenschaftlerinnen in einer frühen Postdoc-Phase die Möglichkeit, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Gruppe weiter zu profilieren, die Sichtbarkeit ihrer Forschungsleistung zu steigern und damit ihre wissenschaftliche Karriereentwicklung gezielt voranzutreiben.
Art und Umfang der Förderung
Die Fördermaßnahme umfasst eine wissenschaftliche Mitarbeiter*innenstelle (0,65 TV-L E13), Mittel für studentische Hilfskräfte über drei Jahre (82 Stunden pro Monat) sowie jährlich bis zu 15.000 Euro für Sachausgaben. Darüber hinaus wird die geförderte Wissenschaftlerin in das universitäre Mentoringprogramm für Postdocs und Juniorprofessorinnen eingebunden.
Die Geförderte führt ein eigenständiges Forschungsprogramm durch, das zugleich die Grundlage für eine Habilitation oder eine habilitationsäquivalente Leistung bildet. Während des Förderzeitraums wird zudem ein Antrag auf eine hochrangige Projektförderung eingereicht. Die wissenschaftliche Mitarbeiter*innenstelle eröffnet einem*einer Promovierenden die Möglichkeit, in enger Zusammenarbeit mit der Leitung der Nachwuchsgruppe eine Dissertation zu erstellen. Gleichzeitig gewinnt die geförderte Wissenschaftlerin an Führungserfahrung.
Dauer der Förderung
Die Förderdauer beträgt drei Jahre.
Zielgruppe
Wissenschaftlerinnen aller Fachdisziplinen in der frühen Postdoc-Phase oder auf einer Juniorprofessur,
- deren Promotion nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Diese Frist verlängert sich pro Kind einer Bewerberin um zwei Jahre,1
- die eine Haushalts- oder Projektstelle an der Universität Greifswald (befristet oder unbefristet) mit einer perspektivisch dreijährigen Vertragslaufzeit innehaben,2
- die eine exzellente Promotion und weitere wissenschaftliche Leistungen vorweisen können.
1Verzögerungen im Verlauf des wissenschaftlichen Werdegangs aufgrund der Pflege Angehöriger oder langfristiger Erkrankungen werden individuell berücksichtigt. 2Wissenschaftlerinnen auf einer von der DFG-geförderten „Eigenen Stelle“ sind nicht antragsberechtigt.
Ausschreibung und Bewerbung
Das Bewerbungsverfahren ist zweistufig angelegt. In der schriftlichen Bewerbung stellen die Kandidatinnen ihr Projektvorhaben sowie ihre bisherigen wissenschaftlichen Leistungen dar. Bei erfolgreicher Vorauswahl erhalten sie die Gelegenheit, sich und ihr Projekt persönlich vor der Forschungs- und Strukturkommission des Senats zu präsentieren.
Die Käthe-Kluth-Nachwuchsgruppe wird in einem Turnus von etwa 18 Monaten ausgeschrieben; zuletzt erfolgte die Vergabe im Frühjahr 2025.
Ansprechpersonen

Koordination der Käthe-Kluth-Nachwuchsgruppe
Anett Stolte
Domstraße 11, Eingang 4
17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 1145
Aktuelle Nachwuchsgruppenleiterinnen
Zwischen Produktion und Rezeption
Textgeschichtliche Einblicke in die Zeit des Zweiten Jerusalemer Tempels
2025 | Dr. Amrei Koch | Lehrstuhl altes Testament | Theologische Fakultät |

Die Nachwuchsgruppe von Dr. Amrei Koch widmet sich der Erforschung biblischer Texte in ihrer produktiven und rezeptiven Überlieferung sowie in ihrem literarischen Umfeld während der Zeit des Zweiten Jerusalemer Tempels. Im Zentrum des Interesses steht dabei das Textfragment 4Q372 1, das in Höhle 4 von Qumran entdeckt wurde und von dem in die Hände von Fremden geratenen Joseph berichtet. In der Forschung ist der Charakter dieses Textes bislang umstritten, ebenso seine historische Einordnung. Ziel des Projekts ist es daher, die Positionierung des Textes innerhalb des soziologischen und religiös vielfältigen Judentums der Zeit des Zweiten Tempels genauer zu bestimmen. Dies soll durch sprachliche, literarische und traditionsgeschichtliche Analysen geschehen, die den Lese- und Verstehenshorizont des Textes näher erschließen und so zu einer Bestimmung seines eigenständigen Charakters führen. Eine solch umfassende Studie liegt bislang nicht vor. Durch die Verortung des Projekts im Grenzbereich von Textproduktion und -rezeption erhofft sich die Nachwuchsgruppe auch neue Erkenntnisse für methodische Herausforderungen der alttestamentlichen Wissenschaft.
Strukturen der Gegebenheit
Phänomenologische Zugänge zu den Verflechtungen von Objekt, Natur und Mensch
2024 | Dr. Giovanna Caruso | Institut für Philosophie | Philosophische Fakultät |

Das menschliche Alltagsleben ist von Dingen, Technologien und Naturobjekten geprägt, die Handlungen ermöglichen, begrenzen oder ethische Fragen aufwerfen – die Wirklichkeit präsentiert sich demnach als komplexe Verflechtung zwischen Menschen und Nicht-Menschlichem. Für die Erschließung und das Verständnis dieser zunehmend komplizierten Wirklichkeit wählt die Forschungsgruppe von Dr. Giovanna Caruso einen phänomenologischen Zugang. Die Philosophie der Phänomenologie geht von der Gegebenheit der Erfahrung aus und versucht, deren transzendentalen Strukturen zum Ausdruck zu bringen. Dadurch ist sie in der Lage, den Menschen in seiner mehrdimensionalen Verortung in der Welt zwischen den Dingen und anderen Lebewesen zu denken und gleichzeitig die vielfältige Wirklichkeit zu analysieren, die zuweilen weder durch aktuelle subjektzentrierte (spekulativer Realismus) noch durch dualistische Denkformen (Posthumanismus) zugänglich wird. So eröffnet sie neue theoretische und praktische Perspektiven für Zukunftsfragen etwa in Ökologie, Geschlechterforschung oder Digitalisierung. Mehr erfahren
Ehemalige Nachwuchsgruppenleiterinnen
- 2024: Priv.-Doz.in Dr. med. habil. Marie-Luise Kromrey Oberärztin und Fachärztin für Radiologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
- 2020: Prof.in Dr. Paula Prenzel Professorin für Stadt- und Regionalökonomie an der RPTU Kaiserslautern-Landau
- 2019: Priv.-Doz.in Dr. Rieke Trimcev Akademische Rätin a. Z. am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- 2017: Priv.-Doz.in Dr. rer. nat. Susanne Sievers Senior Scientist and Group Leader at the Department for Microbial Physiology and Molecular Biology at the University of Greifswald
- 2015: Priv.-Doz.in Dr. rer. nat. Dr. rer. med. habil. Antje Vogelsang Leitung AG Experimentelle Neuroimmunologie an der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Universitätsmedizin Greifswald
- 2014: Prof.in Dr. Christiane Melzig Professorin für klinische Psychologie, Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie an der Philipps-Universität Marburg
- 2013: Dr.in Anne Christina de la Vega-Leinert Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und angewandte Geographie
- 2012: Priv.-Doz.in Dr. Ekaterina Poljakova Privatdozentin im Arbeitsbereich Praktische Philosophie an der Universität Greifswald
- 2012: Prof.in Dr. Klavdia Smola Professorin für Slavische Literaturwissenschaft an der TU Dresden
- 2011: Prof.in Dr. rer. med. Nele Friedrich Oberärztin und Stellvertreterin des Direktors im Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin an der Universitätsmedizin Greifswald
- 2011: Prof.in Dr. phil. Kerstin Knopf Professor for North American and Postcolonial Literary and Cultural Studies at the University of Bremen
- 2011: Priv.-Doz.in Dr. habil. Pia Menges - Ärztliche Gutachterin im Fachbereich Medizinrecht
- 2010: Priv.-Doz.in Dr. Tanja Pfeiffer
- 2010: Dr.in Nicola Neumann
- 2010: Prof.in Dr. Chiara Piazzesi Professorin der Soziologie an der Universität Québec
- 2008: Prof.in Dr. Haike Antelmann Professorin für Mikrobiologie an der FU Berlin
- 2007: Priv.-Doz.in Dr. Heike Kahlert Privatdozentin am Institut für Biochemie der Universität Greifswald
Käthe Kluth

Käthe Kluth (1899–1985) studierte in Stralsund und Rostock Englisch, Deutsch und Geschichte und erlangte 1927 die Promotion zum Dr. phil. an der Universität Greifswald. Zwischen 1930 und 1946 arbeitete sie als Studienrätin an der Oberschule in Pasewalk. In den folgenden sechs Jahren (1946–1952) wirkte Kluth als Lehrbeauftragte und Lektorin für Englisch an der Universität Greifswald, wo sie maßgeblich am Aufbau des Instituts für Anglistik mitwirkte. 1952 wurde sie die erste Professorin an der Alma Mater mit einem Lehrauftrag für das Fach Anglistik an der Philosophischen Fakultät. Seit 1956 leitete sie als Direktorin das Englische Institut. Drei Jahre später erhielt sie eine Professur mit vollem Lehrauftrag. 1962 wurde Prof. Dr. Käthe Kluth emeritiert.