Fakt der Woche
Mit dem „Fakt der Woche“ präsentieren wir im wöchentlichen Turnus wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Universität Greifswald. Damit möchten wir mehr Aufmerksamkeit für die vielfältigen Forschungsbereiche unserer Universität generieren, Interesse an ihnen wecken und ein Zeichen für wissenschaftliche Erkenntnisse setzen. Der „Fakt der Woche“ erscheint ebenso auf Instagram, Facebook und Twitter.
Die Wissower Klinken in 3D

Die Wissower Klinken auf der Insel Rügen sind eines der bekanntesten Motive von Caspar-David-Friedrich und heute eines der beliebtesten Fotomotive bei Rügentouristen. Die Geologen der Universität Greifswald haben von diesen Kreidefelsen jetzt ein 3D-Modell erstellt und präsentieren es der Öffentlichkeit. Der Abschnitt der Wissower Klinken ist ein sogenannter Aufschluss. Solche Stellen sind für Geologen besonders interessant, da sie hier das Gestein direkt betrachten und untersuchen können, Strukturen sehen und Proben entnehmen können. An den Wissower Klinken lässt sich zudem beobachten, wie die Natur ständig an der Steilküste nagt. Vor über 15 Jahren brach ein großes Stück der damals noch viel höheren Wissower Klinken ab. Solche Küstenabbrüche sind an Steilküsten etwas völlig Normales. Die Drohnen erlauben es nun, Stellen mit sehr hoch aufgelösten Fotos zu dokumentieren, die man ohne die Drohne nur unter größten Schwierigkeiten und mit viel Klettererfahrung erreichen könnte. Werden solche Beobachtungen über mehrere Jahre hinweg wiederholt, ist man vielleicht in der Lage drohende Küstenabbrüche frühzeitig zu erkennen.
Das 3D-Modell wurde mithilfe von Drohnenüberflügen an der Kreideküste im angefertigt. Die Steilküste wurde dabei aus vielen verschiedenen Blickwinkeln und Höhen fotografiert. Markierungspunkte am Boden wurden mit einem stationären GPS-Gerät auf wenige Zentimeter genau eingemessen, um damit das 3D-Modell zu georeferenzieren. Das erlaubt das Modell in andere 3D-Plattformen wie z.B. Google Earth einzubinden. Aus den bei den Drohnenflügen gewonnenen hunderten von Bildern errechnet ein Programm ein 3D-Bild des Aufschlusses, das am Computer interaktiv von allen Seiten betrachtet werden kann. Die Drohnenaufnahmen haben Dr. Anna Gehrmann und Prof. Dr. Martin Meschede unter Mithilfe einiger studentischer Mitarbeiter*innen vom Institut für Geographie und Geologie vorgenommen. Die Ausarbeitung des 3D-Modells hat im Wesentlichen Anna Gehrmann durchgeführt.
Das dreidimensionale Modell ist Teil eines bundesweit angelegten Projektes unter der Schirmherrschaft der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologische Vereinigung DGGV (www.dggv.de). Die DGGV ist eine der ältesten deutschen Wissenschaftsvereinigungen, die anlässlich ihres 175-jährigen Jubiläums im Jahr 2023 das Projekt „30 Geotope³“ initiiert hat. Hier werden seit Februar 2021 jeden Monat Geotope und Aufschlüsse präsentiert, die mit Hilfe von Drohnen, 360°-Kameras, Laserscannern und differentiellem GPS dreidimensional aufgenommen wurden, um daraus 3D-Modelle zu erstellen. Mit ausführlichem Informationsmaterial ausgestattet werden diese Modelle dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Universität Greifswald ist an diesem Projekt beteiligt.
Die Serie startete mit dem Teufelstisch im Dahner Felsenland in der Pfalz, im März 2021 folgte der Dohlenstein bei Jena. Es soll mit diesen 3D-Darstellungen deutlich gemacht werden, dass Aufschlüsse die primären Informationsquellen in der Geologie sind und wie diese mit modernen Methoden dokumentiert werden können. Alle im Rahmen des Projektes aufgenommen Daten werden frei zugänglich zur Verfügung gestellt.
Ausführliche Informationen zu diesem Projekt und sämtliche bisher erstellten 3D-Darstellungen mit weitergehenden Informationen zur Geologie und zur Herstellung der Modelle sind auf der Webseite www.digitalgeology.de zu finden. In der Galerie werden die 3D-Modelle abgelegt und jeden Monat wird mindestens eines dazukommen.
Für weitere Informationen stehen Dr. Anna Gehrmann und Prof. Dr. Martin Meschede (derzeit Vizepräsident der DGGV) vom Lehrstuhl für Regionale Geologie | Strukturgeologie der Universität Greifswald zur Verfügung.
Diese Seite hat die Kurz-URL www.uni-greifswald.de/fakt
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