Klinische Forschungsplattform des DZHK hat sich auch in der Forschung zu Corona bewährt

Damit Proben – hier z. B. aus Gewebe – und Daten von Studienteilnehmern in unterschiedlichen Studien genutzt werden können, hat das DZHK die klinische Forschungsplattform aufgebaut.
Symbolbild Gewebeproben für klinische Studien und die Klinische Forschungsplattform, © DZHK, 2023

Daten und Proben aus klinischen Studien werden in der Regel nur einmal verwendet, um die wissenschaftliche Fragestellung der jeweiligen Studie zu beantworten. Danach verschwinden sie oft in Archiven und Tiefkühltruhen. Dieses Vorgehen ist ineffizient und nicht nachhaltig – erst recht, wenn man bedenkt, dass klinische Studien oft sehr teuer sind.

Mit der 2012 gestarteten kooperativen Klinischen Forschungsplattform wurde das geändert. Klinische Studiendaten und Proben gehören nicht mehr einzelnen Kliniken, sondern dem DZHK als einer übergeordneten Struktur. Auf dieser Basis können die wertvollen kardiovaskulären Forschungsdaten nachhaltig und mehrfach genutzt werden – zum Wohle der Patientinnen und Patienten.

Prof. Dr. Matthias Nauck, Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald und Sprecher der Forschungsplattform, erinnert sich an die Anfänge: „Das DZHK hatte alle Experten, die man brauchte, und wir konnten sie an einen Tisch bringen. So haben wir von Anfang an die Bedürfnisse der Forschenden, aber auch die Anforderungen von Ethik und Datenschutz berücksichtigen können. Es war nicht immer einfach, sich auf Standards zu einigen, individuelle Gewohnheiten waren damals noch stark in den Köpfen der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verankert.“

Mit der Klinischen Forschungsplattform entstand eine dezentral organisierte, übergeordnete Struktur aus IT‑Systemen, Standardarbeitsanweisungen (SOPs), dezentralen Biobanken und einer Treuhandstelle, in die alle DZHK-Studien ihre Daten webbasiert einspeisen. Die Strukturen der Plattform wurden mit Beginn der Coronapandemie 2020 mit Zustimmung des DZHK zur Basis des Netzwerkes Universitätsmedizin (NUM). So konnten klinische Studien zu Corona mit einheitlichen Strukturen standardisiert durchgeführt werden. Wesentliche Teile dieser Struktur wurden an der Universitätsmedizin Greifswald entwickelt. Dazu gehören das LIMS für das Biobanking sowie die Treuhandstelle für Einverständniserklärungen und Pseudonymisierung der Daten und Proben. Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Direktor des Instituts für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald und verantwortlich für die Treuhandstelle der Forschungsplattform: „In der Treuhandstelle werden alle Einwilligungen der Studienteilnehmer*innen und deren Kontaktdaten sicher verarbeitet. Aus den identifizierenden Daten werden Pseudonyme erstellt, mit denen alle übrigen Teile des zentralen Datenmanagements des DZHK arbeiten. Die Treuhandstelle setzt damit zentrale Anforderungen der Ethik und des Datenschutzes um.“

Unter dem Namen „DZHK Heart Bank“ umfasst die Ressource des DZHK neben klinischen Daten, Flüssig- und Gewebeproben auch OMICs-Daten sowie Bild- und Biosignaldaten. Mehr als 55 Forschungsgruppen aus aller Welt haben diese Daten und Proben zur Nutzung beantragt, einige Projekte stehen kurz vor dem Abschluss. Ein Use and Access Committee stellt sicher, dass die wissenschaftlich relevantesten Fragestellungen zum Zuge kommen und dass ressourcenschonend Proben vergeben werden. Die Transferstelle als Teil der DZHK-Forschungsplattform stellt Daten und Proben an die Forschenden zur Verfügung. Inzwischen betreibt das NUM eine eigene Plattform nach dem Vorbild des DZHK.

In der Zusammenfassung des Fachartikels wird darauf verwiesen, dass die Klinische Forschungsplattform aufgrund ihres modularen Aufbaus und der Arbeitsweise auch Daten zur Verfügung stellt, die für weiterführende Forschungen relevant sind und voraussichtlich mit künstlicher Intelligenz verstärkt genutzt werden.

In die Klinische Forschungsplattform des DZHK wurden Anamnesedaten, Bilddaten und Bioproben von rund 12 000 Patientinnen und Patienten aus insgesamt 27 kardiovaskulären DZHK-Studien eingespeist. Neben den 17 klinischen Mitgliedseinrichtungen des DZHK steuern rund 80 weitere nationale Einrichtungen sowie rund 35 europäische Partner Daten und Proben bei.

Weitere Informationen
Publikation: Hoffmann, J., Hanß, S., Kraus, M. et al. The DZHK research platform: maximisation of scientific value by enabling access to health data and biological samples collected in cardiovascular clinical studies. Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02177-5

Das Foto kann für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Medieninformation kostenlos unter pressestelleuni-greifswaldde angefordert werden. Bei Veröffentlichung ist der Name der Bildautorin bzw. des Bildautors zu nennen.

Ansprechpartner an der Universitätsmedizin Greifswald

Prof. Dr. Matthias Nauck
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
Telefon 49 3834 86 5500
matthias.nauckmed.uni-greifswaldde
www.medizin.uni-greifswald.de/klinchem

Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann
Institut für Community Medicine
Ellernholzstraße 1–2, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 86 7750
icm-vcuni-greifswaldde
www.medizin.uni-greifswald.de/icm

Weitere Ansprechpartnerin
Dr. Julia Hoffmann
Leiterin Forschungsplattform
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)
Telefon +49 30 3465 52917
julia.hoffmanndzhkde

 

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