Wissenschaftliche Beiträge


Polyvalentes forschendes Lernen an der Universität und Wissenschafts- sowie Berufspropädeutik in der Schule

Prof. Dr. Jörn Schützenmeister
Westfälische-Wilhelms-Universität Münster
Institut für Erziehungswissenschaft

Der Beitrag hinterfragt den Ansatz des forschenden Lehrens und Lernens im Hinblick auf die Forderung nach Polyvalenz sowie bezüglich der Voraussetzungen Wissenschafts- und Berufspropädeutik. Dabei wird forschendes Studium in ein Verhältnis zu zwei zentralen Facetten des Polyvalenzkonzeptes - arbeitsmarkt- und studiengangsbezogene Polyvalenz - erörtert. So wird gezeigt, dass komplexe Berufsfelder von Akademikern, z. B. von professionalisierten Pädagogen eine analytisch-konstruktive Herangehensweise erfordern, welche der forschenden Tätigkeit prinzipiell sehr ähnlich ist. Forschendes Lernen qualifiziert insofern mittelbar für die flexible Bewältigung solcher Handlungsfelder und für die berufliche Mobilität. Es soll gezeigt werden, dass interdisziplinäre Studienprojekte forschenden Lernens die Zusammenarbeit verschiedener Studierenden- gruppen in einer Weise ermöglichen, mit welcher arbeitsmarkt- und studiengangsbezogene Polyvalenz erreicht werden kann. Der Beitrag lotet die Möglichkeiten und Grenzen forschenden Lernens an der Universität aus und leitet Anforderungen an die Hochschulen und Schulen ab. Dabei reflektiert der Beitrag die Verhältnisse des forschungsorientierten Studiums zur Wissenschaftspropädeutik und zur Berufspropädeutik. Er setzt Kontrapunkte zur Verschulung von Studiengängen - inklusive Reduzierung forschungsleitender Perspektiven – zur Unschärfe schulischer Wissenschafts- und Berufspropädeutik und er weist auf die institutionellen Abstimmung sowie Kooperation im Interesse forschungsorientierter polyvalenter Hochschullehre hin.


Problemorientierung in der polyvalenten Lehre: Forschendes Lernen vs. Praxisorientiertes Projektlernen

Dr. Karina Hellmann, Prof. Dr. Andreas Seifert, Dr. Mareike Teigeler
Leuphana Universität Lüneburg,
Innovations-Inkubato

In Anlehnung an Reinmann und Mandl (2006) wird Project Learning in diesem Beitrag als Form des problemorientierten Lernens verstanden. Dabei zeichnet sich Project Learning durch Lernumgebungen aus, die den Lernenden große Freiheitsgrade gewähren, indem diese selbstorganisiert einen Lösungsweg für eine bestimmte Problemstellung entwickeln und lediglich durch geeignete Quellen und Material zur Problemlösung unterstützt werden (Reinmann/Mandl 2006). Dieser Definition entsprechend können sowohl Forschendes Lernen als auch Praxisorientiertes Projektlernen als ein Bereich des Project Learnings verstanden werden. Bei beiden Formen des situierten Lernens werden Problemlösungen angestrebt, die sich jedoch in der Art des Umgangs mit Wissen und der didaktischen Funktion dieser Problemlösung voneinander unterscheiden. Am Beispiel der „Leuphana College-Studien in der Praxis“ (www.leuphana.de/collegestudien) werden die zentralen Elemente des Praxisorientierten Projektlernens dargestellt und mit den Spezifika des Forschenden Lernens in Beziehung gesetzt. Diese Gegenüberstellung dient der Schärfung der didaktischen Bestimmung beider Lehr-Lern-Modelle. Dies ermöglicht es, die Potentiale der Formate für die polyvalente Lehre anhand ihrer unterschiedlichen Vorgehensweisen aufzuzeigen.


Portfolio als Entwicklungsinstrument zur Förderung Forschenden Lernens in der universitären Lehre

Ulrike Bruhn
Universität Greifswald
Dekanat Philosophische Fakultät

Das Portfolio als Entwicklungs-, Lehr-Lern- und alternatives Beurteilungsinstrument sowie der Ansatz Forschenden Lernens haben in der universitären Lehre entscheidend an Bedeutung gewonnen. Dieser Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit der Einsatz von Portfolios in Lehrveranstaltungen einen Beitrag zur Förderung Forschenden Lernens leisten kann. Insofern beide Ansätze auf Förderung der Selbstständigkeit der Lernenden und die Aufbereitung der Erkenntnisse für Dritte zielen, sind sie dem gemäßigten Konstruktivismus zuzuordnen. Die fünf Grundprinzipien Partizipation, Transparenz, Kommunikation, Reflexion und Darstellung der Portfolioarbeit finden sich auch im Forschungsprozess wieder. Hier bietet das Portfolio die Möglichkeit im Lernprozess diskursive, reflexive und soziale Kompetenzen der Lernenden für den Forschungsprozess zu entwickeln. Allerdings erfährt die Portfolioarbeit beim Einsatz als alternatives Beurteilungsinstrument beim Forschenden Lernen ihre Grenzen. Die Portfolioarbeit kann sowohl auf der Ebene der Lehrveranstaltung, des Moduls oder als integraler Bestandteil des Studienganges einen Beitrag zur Förderung Forschenden Lernens leisten, wobei diese Wirkung einer empirischen Überprüfung bedarf.