Gute Praxis


Die Summer School für Hochschuldidaktik an der Universität Greifswald – polyvalente Lehre erlernen, erleben und reflektieren

Helga Hänsler Selbstständige Trainerin und Coach in den Bereichen Hochschuldidaktik, Kommunikation und Führung auch im interkulturellen Kontext, unter anderem für die Universität Greifswald

Im September 2016 hat an der Universität Greifswald zum sechsten Mal die fünftägige Summer School „Lehren lernen – praktisch und kompakt“ stattgefunden. Deren Ziel ist es, Nachwuchslehrenden mit ersten Lehrerfahrungen einen kompakten und praxisorientierten Überblick über die moderne Hochschullehre zu geben, der gleichzeitig mit der Weiterentwicklung eigener Lehrprojekte verbunden wird. Das Thema polyvalente Lehre ist in den Veranstaltungen der Summer School sowohl implizit als auch explizit präsent, indem zum einen polyvalent gelehrt wird und es zum anderen theoretisch und praktisch thematisiert wird. Qualifizierung und Professionalisierung zu diesem Thema finden somit in der Summer School kontinuierlich statt. Im Artikel wird aufgezeigt, wie diese Qualifizierung in einer allgemeinen Grundlagenveranstaltung zur Hochschullehre erfolgen kann. Zunächst wird die polyvalente Zielgruppe der Summer School kurz skizziert. Im Anschluss wird dargestellt, in welcher Weise die vier Prinzipien, auf denen die Summer School fußt, polyvalentes Lehren lernen unterstützen und fördern können und welche Inhalte der Summer School für das Thema Polyvalenz bedeutsam sind. Anschließend wird an einem Beispiel beschrieben, wie dies in der Summer School auf drei Ebenen (erlernen, erleben, reflektieren) umgesetzt wird.


Studentische Tutoren in der Community Medicine – ein Erfahrungsbericht

Dr. Ines Buchholz, Dr. Miriam Gerlich, Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann und Prof. Dr. Thomas Kohlmann Universitätsmedizin Greifswald Institut für Community Medicine

Die Wissensunterschiede zwischen Medizinstudierenden sind zu keinem Zeitpunkt größer als im ersten Studiensemester, in dem Abiturienten ohne medizinfachlichen Hintergrund auf Studierte und mehr oder weniger erfahrene Berufsanfänger (z. B. Rettungssanitäter, Gesundheits- und Krankenpfleger) treffen, um fortan dieselben Qualifikationsanforderungen zu meistern. Das deutschlandweit einmalige  Studienfach „Community Medicine“ (CM) führt die sehr heterogene Gruppe von Medizinstudierenden
bereits zu diesem frühen Zeitpunkt an das vielgestaltige Berufsfeld des Mediziners heran und möchte für bevölkerungsbezogene Aspekte der medizinischen Versorgung sensibilisieren sowie erste Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens legen. Dies geschieht unter Einsatz von Methoden der „Peer to Peer Education“, u. a. durch die aktive und selbstbestimmte Auseinandersetzung mit Fallvignetten in Tutoren-betreuten Kleingruppen sowie das Hospitieren in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung.
Der vorliegende Beitrag stellt das Lehrkonzept von CM und die Ergebnisse einer Tutorenbefragung zur Qualifizierung für den Umgang mit Polyvalenz in den Tutorien vor. Die Reflexionen der Tutoren zu ihren Lehrerfahrungen und Qualifikationserfordernissen für die Tätigkeit als CM-Tutor werden sodann  dargelegt und diskutiert.
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die biografischen Differenzen und Erfahrungsunterschiede der Studierenden von den Tutoren zugleich als Herausforderung (z. B. Motivationsunterschiede, persönliche Differenzen und Spannungen aufgrund verschiedener Ansichten und Lebenswelten) und Bereicherung (z. B. Chance zur Kommunikation und Diskussion) für die Tutorien wahrgenommen werden. Dieser Situation wird mit unterschiedlichen Methoden (z. B. Vorstellungsrunden, Bedingungsanalyse, Moderation, Austausch mit anderen Tutoren) begegnet, auf die sich die Tutoren durch Schulungen, „Learning by Doing“ und im Erfahrungsaustausch mit anderen Tutoren vorbereiten. Wenngleich sich die meisten Tutoren wertschätzend über das bereitgestellte Schulungsangebot und die bestehenden Mitbestimmungsmöglichkeiten bei der Gestaltung von Schulungsinhalten äußerten, wurde von einigen Tutoren eine multimethodische Unterstützung (z. B. theoretische und praktische Schulungen, Hospitationen) gewünscht. Als ein weiteres Handlungsfeld wurde die stärkere Unterstützung des bislang überwiegend selbstorganisierten und durch einen koordinierenden Tutor geförderten Erfahrungsaustauschs untereinander identifiziert.