Gute Praxis


„Wie funktioniert eine ganze Schule?“ Hochschuldidaktisches Konzept für eine praxisnahe Lehrerausbildung

Sabine Schweder, Margitta Kuty

Zukünftige Lehrerinnen und Lehrer tauchen jährlich für drei Tage mit knapp 300 Schülerinnen und Schülern der Grund- und Regionalen Schule „Am Bodden“ Neuenkirchen in neue Lernformen ein. Somit werden nicht nur die Unterrichtsgestaltung, sondern auch die gesamte Schulorganisation und Klassenführung in die Verantwortung der Studierenden gegeben. Unter dem Titel Schule machen wird das Projekt möglich, weil die gesamte Lehrerschaft den Mut aufbringt, die Schule drei Tage mit allen Verantwortlichkeiten an rund 150 werdende Pädagoginnen und Pädagogen abzugeben. Denen bietet sich damit ein schulsystemischer Lern- und Handlungsraum, in dem sie Gestaltungserfahrungen und Verantwortung über die konkrete Unterrichtsebene hinaus erleben und reflektieren können.


Die inhaltlichen Vorgaben schulischer Rahmenpläne als Thema einer Vorlesung Vorstellung eines Konzepts im Lehramtsstudium Geschichte

Robert Riemer

Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte in einem Semester – das hört sich gewaltig an, war aber aufgrund inhaltlicher Eingrenzungen in einer Überblicksvorlesung möglich. Künftige Lehrerinnen und Lehrer lernten in 13 Vorlesungssitzungen jeweils eines der vom Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe in Mecklenburg-Vorpommern vorgegebenen Themen kennen und erwarben damit unmittelbare Einblicke in den Unterrichtsstoff der nachuniversitären Praxis im Referendariat und bei der Arbeit als vollwertige Lehrer. Die auf Anregung des Fachschaftsrates Geschichte konzipierte Vorlesung bot somit einen Einblick in alle vier am Historischen Institut der Universität Greifswald gelehrten und erforschten historischen Epochen, deren inhaltliche Spanne – orientiert am Curriculum – von der griechischen und römischen Antike bis zur deutschen Teilung und Wiedervereinigung sowie zur aktuellen Geschichte der EU reichte.


Kooperation zwischen den Arbeitsbereichen Ältere deutsche Sprache und Literatur und Fachdidaktik Deutsch/Medien

Grit Jarmer

Lehramtsstudierende bemängeln oftmals einen zu geringen Praxisbezug. Und das umso deutlicher, wenn es sich um Gegenstände handelt, die wenig Schnittstellen mit der eigenen Schulerfahrung aufweisen und für den Unterricht als zu anspruchsvoll wahrgenommen werden. Der Anlass für ein Kooperationsprojekt zwischen der Älteren deutschen Sprache und Literatur und der Fachdidaktik Deutsch/Medien entstand aus eben dieser Beobachtung. Ziel einer gemeinsamen Lehrveranstaltung von Frau Prof. Monika Unzeitig und Grit Jarmer musste demnach die Schaffung von Verbindungslinien zwischen Fachwissenschaft und unterrichtlicher Praxis sein. In diesem Fall am konkreten Gegenstand, dem Tristan-Stoff. Voraussetzung für das kooperative Blockseminar über drei Tage im Juni 2015 waren zwei zunächst getrennte Hauptseminare bei Frau Unzeitig und Frau Jarmer. Um die Textkenntnis im Fachdidaktik-Seminar sicherzustellen, gab es bereits im Vorlesungsverzeichnis einen entsprechenden Hinweis. Die Hälfte der Seminarteilnehmer von Frau Unzeitig und ein Viertel der Teilnehmer der fachdidaktischen Veranstaltung entschied sich, das zusätzliche Angebot des Blockseminars zu nutzen. Dass mit der Biologischen Station auf Hiddensee auch ein lokaler Anreiz geschaffen wurde, lässt sich vermuten. Die Veranstaltung war so strukturiert, dass es einen fachwissenschaftlichen Teil gab und einen, der eine mögliche Didaktisierung in den Mittelpunkt stellte, die im Rahmen eines Workshops bearbeitet und präsentiert wurde und die Basis für Hausarbeiten zur Erlangung des Leistungsscheins in der Fachdidaktik darstellte. Rückblickend ist zu konstatieren, dass dieses Format empfehlenswert und vorteilhaft ist, da es unter Mitwirkung beider Dozierenden stattfand, als zusätzliches Angebot eine tiefere Auseinandersetzung ermöglicht, ergebnisorientierte Gruppenarbeit praktiziert und als gelebter und erfahrbarer Transfer wahrgenommen wird. Ausbaufähig wäre es unter Umständen bezüglich der Leistungsnachweise beim modularisierten Lehramt. Wenn beide Lehrveranstaltungen in Kombination prüfungsfähig sein sollen, müsste eine doppelte Seminarteilnahme für alle sichergestellt und vorausgesetzt werden.

Interdisziplinarität und Schreibprozesse in der Studieneingangsphase

Bernard van Wickevoort Crommelin, Benjamin Kaiser, Jan Paul Düwel, Max Naderer

BA- und Lehramtsstudierende studieren zwei bzw. drei Fachrichtungen, ohne dass es einen Ort gibt, an dem sie ihre Fächer hinsichtlich Inhalt und Methodik systematisch aufeinander beziehen können. Dies führt zu einer zweifachen Problemstellung: Erstens bleiben Lehrveranstaltungen hinter ihren Möglichkeiten zurück, da sie das Potential der Studierenden nicht in vollem Maße auszuschöpfen vermögen. Zweitens werden die Studierenden lediglich einseitig angesprochen, sodass weder das forschende Lernen noch die individuelle akademische Biografi e gefördert werden. Im Sommersemester 2016 wurde im Arbeitsbereich Alte Geschichte ein Pilotprojekt durchgeführt mit den Zielstellungen, sowohl die interdisziplinären Kompetenzen von Studierenden zu fördern als sie auch systematisch und kleinschrittig an neue Formate und Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens heranzuführen. Die internen Evaluationsergebnisse des Projektes legen nahe, dass Anforderungen an Formate möglichst standardisiert, die Kriterien transparent vermittelt, von interdisziplinären Veranstaltungen in heterogenen Gruppen abgesehen und diese sorgsam in den Studienverlauf integriert werden sollten.