Über den Ryck geschaut


Gute Lehre in der Lehrerbildung: Ein Pilotprojekt zur Verknüpfung von fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Aspekten in der Mathematiklehrerausbildung an der Universität Vechta

Jessica Hoth, Andreas Everinghoff

Lehrerinnen und Lehrer sind während des Unterrichts mit vielen, oft sehr unterschiedlichen, Herausforderungen konfrontiert, die z. T. gleichzeitig ablaufen und von den Lehrkräften in hohem Maße ein fl exibles, adaptives und professionelles Handeln erfordern (vgl. z. B. Van Es & Sherin 2002, Prediger 2013). Neben ihrer Aufgabe, Fachinhalte für die Schülerinnen und Schüler aufzubereiten und den Lernprozess der Kinder zu begleiten, müssen sie mit vielerlei sozialen, motivationalen und emotionalen Bedingungen und Einfl üssen umgehen, Gruppenprozesse begleiten und die Lerngruppe auch methodisch und organisatorisch im Blick haben. Diese vielen fachlichen, fachdidaktischen und pädagogischen Herausforderungen sind nur ein Teil der Kompetenzen, die der Professionalität von Lehrkräften zugrunde liegen. Eine wesentliche Aufgabe der Ausbildung von Lehrkräften ist die Vorbereitung und Befähigung der angehenden Lehrkräfte, diese vielfältigen Herausforderungen bewältigen zu können. Im Rahmen der universitären Lehramtsausbildung werden diese Kompetenzen jedoch oft durch theoretisches Wissen angebahnt, das z. T. unverknüpft entlang der drei beschriebenen Disziplinen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Pädagogik gelehrt wird. Der vorliegende Beitrag stellt ein Pilotprojekt vor, das sowohl eine Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis anstrebt, als auch versucht, die fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Aspekte interdisziplinär aufzugreifen und zu verknüpfen.


Fachwissenschaft trifft Fachdidaktik: Das „Freiburger Modell“ der Lehrerbildung im Fach Geschichte

Thomas Martin Buck, Jessica Kreutz

Die vorliegende Arbeit stellt im Rahmen der bundesweiten „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ein im Fachbereich Geschichte entwickeltes Tandem-Modell der wechselseitigen Zusammenarbeit von Fachwissenschaft und Fachdidaktik vor, das in Freiburg seit dem Wintersemester 2015/16 im Bereich der Lehramtsausbildung erfolgreich praktiziert und vom BMBF gefördert wird44. Das programmatische Stichwort, unter dem das Projekt fi rmiert, lautet „Lehrkohärenz“. Ziel ist es, die Hauptelemente einer professionsorientierten Lehrerbildung so zusammenzubringen, dass sie den Lehramtsstudierenden im Blick auf ihren künftigen Beruf den größten Nutzen bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, galt es, im Rahmen der Umstellung des Lehramtsstudiums auf das Bachelor-Master System nicht nur zwei in Baden-Württemberg bislang getrennte Bildungsinstitutionen, nämlich Universität und Pädagogische Hochschule, sondern auch zwei nicht immer spannungsarm agierende Disziplinen mit ganz unterschiedlicher Tradition und Geschichte, nämlich Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik45, so zusammenzuführen, das daraus eine kohärente, kompetenz- und professionsorientierte und qualitativ bessere Lehramtsausbildung entsteht. Wir stellen in unserem Beitrag zunächst das Konzept vor, gehen dann auf die Rahmenbedingungen und angewandten Methoden ein, formulieren erste Ergebnisse und diskutieren bzw. reflektieren abschließend kritisch, wo die Vorzüge und (vorläufigen) Schwächen des hier vorgestellten Konzepts liegen.


Fächerverbindendes Lernen an außerschulischen Lernorten: Ein interdisziplinäres Seminar in der Lehrerausbildung

Claudia Blei-Hoch, Barbara Kranz

Der Beitrag fokussiert die Planung und Durchführung sowie die Evaluation eines Seminarangebots, das mit seinem interdisziplinären und integrativen Ansatz zukunftsweisendes Potential für die Lehrerausbildung aufweisen könnte. Das Seminar „Das Fach Deutsch im Fächerverbindenden Unterricht an außerschulischen Lernorten“, das auf der Kooperation der Fachdidaktik Deutsch mit den Erziehungswissenschaften beruhte, eruierte die theoretischen und praktischen Voraussetzungen für die Planung und Durchführung von Fächerverbindendem Unterricht (FvU) an verschiedenen außerschulischen Lernorten. Lehramtsstudierende unterschiedlicher Schularten erlebten in diesem Seminar Teamteaching von Dozentinnen. Sie besuchten gemeinsam verschiedene außerschulische Lernorte, bekamen Einblicke in die theoretischen Grundlagen des FvU und planten anschließend in Projektphasen vernetzten Unterricht an außerschulischen Lernorten. Neue Lernhorizonte, auch außerhalb des Kernfachs Deutsch, eröffneten sich; es fanden Vergleiche und Ergänzungen sowohl zwischen verschiedenen Erkenntniswegen der einzelnen Fachdidaktiken als auch mit der Allgemeinen Didaktik statt. Reflexionsschleifen und die Evaluation der Lehrveranstaltung zeigten eine Win-Win-Situation. Sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden schätzten die aktiven Diskussionsphasen, die gemeinsamen Planungen und Reflexionen sowie den Besuch außerschulischer Lernorte als sehr bereichernd ein.


Ein E-Portfolio in der ersten Phase der Lehrer*innenbildung - Zur Gestaltung von Schnittstellen zwischen Theorie und Praxis

Georgia Gödecke

Derzeit gibt es kaum eine Hochschule, die nicht ein Portfolio in der Lehrerbildung verankert hat oder dies zumindest in Erwägung zieht. Prinzipiell und institutionell geht es vor allem darum, Theorie und Praxis zusammenzubringen, indem Erfahrungen aus der Schulpraxis mit dem Studium in Beziehung gesetzt werden. Allerdings fehlt es oftmals an geeigneten Lerngelegenheiten, die einer sinnvollen Verzahnung von Theorie und Praxis dienlich sind und gleichzeitig den Aufbau von vernetztem Wissen fördern. Durch ein innovatives e-Portfolio-Konzept an der Universität Bremen soll es Studierenden zukünftig gelingen, zentrale Schnittstellen zwischen Wissenserwerb und Praxiserfahrungen zu erkennen, kritisch zu reflektieren und für ihr eigenes professionelles Handeln produktiv nutzbar zu machen.


Fragen treiben das Verstehen voran: Unterrichtsfachbezogenes Forschendes Lernen im Kontext von Literaturwissenschaft und -didaktik

Ute Filsinger, Hans Lösener, Gertud Maria Rösch

Der folgende Beitrag beschreibt eine im Wintersemester 2016/17 durchgeführte Seminarkooperation, die als ein an der Heidelberg School of Education (HSE) verortetes Pilotprojekt zwischen der Universität Heidelberg, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und einer ansässigen Gemeinschaftsschule (Geschwister-Scholl-Schule Heidelberg) institutionsübergreifend organisiert wurde. Die Seminararbeit basierte auf dem Konzept des Forschenden Lernens und beschäftigte sich inhaltlich mit der in der europäischen Literaturgeschichte prominenten Figur des Reineke Fuchs, der Didaktik des literarischen Gesprächs sowie der forschenden Bearbeitung dieser Themen im Deutschunterricht zweier fünfter Klassen. Die hier entwickelte unterrichtsfachbezogene Variante des Forschenden Lernens zielt auf den Aufbau von theoriegestütztem und refl ektiertem Handlungswissen und die Entwicklung einer innovationsoffenen Grundhaltung zukünftiger Lehrkräfte in Bezug auf die eigene Lehrtätigkeit im Unterrichtsfach Deutsch ab. Den Lehramtsstudierenden sollte im Rahmen des Seminars die Erfahrung der unterrichtsbezogenen Relevanz von aktueller fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Forschung über die selbständige Bearbeitung diesbezüglicher Forschungsfragen ermöglicht werden.