„Perser der Ostsee“ aus Beständen der Kustodie der Universität Greifswald ausgestellt

Universitätskustos Dr. Thilo Habel präsentiert einen pommerschen Fischerteppich von Rudolf Stundl aus dem Depot. – Foto: Till Junker
Universitätskustos Dr. Thilo Habel präsentiert einen pommerschen Fischerteppich von Rudolf Stundl aus dem Depot. – Foto: Till Junker

Die Universität Greifswald verwahrt neben zahlreichen Teppichen, Webarbeiten und einem Webstuhl auch einen kleineren Schriftgutbestand von und über Rudolf Stundl, der eine wertvolle Ergänzung zu dem an der SLUB Dresden erschlossenem Nachlass darstellt. Zum 90-jährigen Jubiläum des Freester Fischerteppichs gibt die Ausstellung „Een Teppich för’t Leben – 90 Jahre Vorpommersche Fischerteppiche“ derzeit einen Überblick über das Gewerbe der Fischerteppiche der vergangenen neun Jahrzehnte. Aus jedem Jahrzehnt wird ein Teppich gezeigt. „Damit bietet sich Gästen der Ausstellung die einmalige Gelegenheit, nachzuvollziehen, wie sich Bildsprache und Technik des Teppichhandwerks in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben. Weiterhin werden Entwurfszeichnungen, ein Knüpf- und ein Webstuhl, Schmuckbänder, Stuhlkissen, Fotos und Dokumente zu Rudolf Stundl und seiner Frau Frieda Stundl-Pietschmann gezeigt“, so Dr. Thilo Habel, Universitätskustos. „Interessierte sollten die Gelegenheit nutzen. Denn die nächste größere Ausstellung von Freester Fischerteppichen wird es voraussichtlich erst in zehn Jahren geben“, fügt Susanne Papenfuß vom Kulturamt der Stadt Greifswald hinzu.

Das Teppichhandwerk gelangte aufgrund einer Initiative des Landrats Werner Kogge an die Ostsee. Der Landrat machte nämlich aus der Not eine Tugend. Nachdem es Ende der Zwanzigerjahre kaum noch Hering in der südlichen Ostsee gab, wurde im Jahr 1928 ein mehrjähriges Fangverbot ausgerufen. Landrat Kogge kam daraufhin auf die Idee, dass in den Häusern der Fischer nicht nur Netze, sondern auch Teppiche geknüpft werden können und veröffentlichte eine Anzeige.

Auf seine Anzeige meldete sich der Wiener Teppichkünstler Rudolf Stundl. Er brachte den Fischern nicht nur das Teppichknüpfhandwerk bei, sondern entwarf auch einen Großteil der maritimen Motive, die heute charakteristisch sind für die „Perser der Ostsee“. Die Teppiche aus den Beständen der Universität Greifswald zieren beispielsweise Fische, Möwen, Koggen, Anker und Wellen. Sie wurden für den Gebrauch auf dem Fußboden oder zum Sitzen hergestellt, aber auch als Wandschmuck. Nach Aufhebung des Fangverbots im Jahr 1931 wurde das Handwerk meist als Nebenerwerb weitergeführt. Zentren der Knüpferei waren Freest, Lubmin und Spandowerhagen. Mit der 1953 gegründeten PGH Volkskunst überdauerte das Handwerk die Jahre der DDR. Bis 1992 wurden insgesamt etwa 7 000 Teppiche geknüpft.

Im der Galerie des St. Spiritus werden derzeit außerdem die Bewerbungen um den Stundl-Preis 2018 gezeigt. Der Preis wurde von Rudolf Stundl gestiftet und 1990 erstmals ausgelobt. Mit dem Preis werden hervorragende wissenschaftliche und praktische Arbeiten im Zusammenhang mit textilen Materialien oder aus benachbarten Bereichen der materiellen Kultur ausgezeichnet. Auch Beiträge zu übergreifenden Themen wie Marketing, Kommunikation, Ökologie und digitale Medien in Zusammenhang mit Textilien können sich um den mit 800 Euro dotierten Preis bewerben. Die feierliche Preisverleihung findet am Donnerstag, 27. Februar 2020, um 17:00 Uhr im Sozio-Kulturellem Zentrum St. Spiritus in Greifswald statt.


Ausstellung
„Een Teppich för’t Leben – 90 Jahre Vorpommersche Fischerteppiche“
bis Freitag, 20.03.2020
Sozio-Kulturelles Zentrum St. Spiritus
Lange Straße 49/51, 17489 Greifswald

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 12:00 – 17:00 Uhr
Samstage, 29.02., 07.03. und 14.03.2020, jeweils von 14:00–18:00 Uhr
Donnerstag, 19.03.2020, von 17:00–19:00 Uhr
Samstag, 21.03.2020, von 12:00–18:00 Uhr


Weitere Informationen

Sozio-kulturelles Zentrum St. Spiritus
Ausstellung „Een Teppich för’t Leben – 90 Jahre Vorpommersche Fischerteppiche“
Katalog Freester Fischerteppiche
Rudolf Stundl

Ein Foto kann für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Medieninformation kostenlos unter pressestelleuni-greifswaldde angefordert werden. Bei Veröffentlichung ist der Name des Bildautors zu nennen.


Ansprechpartner an der Universität Greifswald

Leiter der Kustodie
Dr. Thilo Habel
Domstraße 11, Eingang 4, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3060
kustodieuni-greifswaldde

Presse- und Informationsstelle
Domstraße 11, Eingang 1, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 1150
pressestelleuni-greifswaldde

 

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