Treibhausgasbilanz der Universität Greifswald

Ziel der Treibhausgasbilanzierung

Ziel der Universität Greifswald ist es bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Dies bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen der Universität minimiert oder dahingehend ausgeglichen werden, dass in Summe keine direkte und indirekte Emission von Treibhausgasen ab dem Jahr 2030 stattfindet. Dazu werden in der Treibhausgasbilanz alle Treibhausgasemissionen erfasst, die durch die vielfältigen Aktivitäten in der Universität und durch den Universitätsbetrieb verursacht werden. Dazu gehören auch die Emissionen aus Vorketten und der Entsorgung. Die Universität Greifswald orientiert sich an den Standards des Greenhouse Gas Protocols sowie der darauf aufbauenden ISO-Norm 14064-1 und den Empfehlungen des Umweltbundesamtes. Ziel der Treibhausgasbilanzierung ist es, wirksame und zielgerichtete Klimaschutzmaßnahmen an der Universität zu planen und umzusetzen.

Die Grenzen des Systems

Die Systemgrenze

In die Treibhausgasbilanzierung der Universität werden generell alle Standorte, Bereiche und Organisationseinheiten einezogen, über die die Universität die Finanzkontrolle innehat oder deren Betriebsabläufe sie kontrolliert. Daher werden nicht die Aktivitäten des Studierendenwerkes (also der Mensen sowie Cafeterien) sowie der Universitätsmedizin erfasst. Ebenso nicht erfasst werden die Kapitalanlagen und der individuelle Pendelverkehr von Mitarbeitenden und Studierenden (sog. Werktorprinzip).

Die Bilanzgrenze

Innerhalb der Bilanz sind vor allem die Emissionsquellen von Bedeutung, die wesentlich für den Treibhausgasabdruck der Universität verantwortlich sind. Die Wesentlichkeit bestimmt sich dabei vor allem aus der rein mengenmäßigen Bedeutung einer Emissionsquelle, der Beeinflussbarkeit durch die Universität, der Verfügbarkeit der vorhandenen Daten und zuletzt der Relevanz gegenüber den Stakeholdern der Universität.

Bilanzierungsjahre

Es wurden die jeweils aktuellsten verfügbaren Daten ausgewertet: Energie 2021, Abfall: 2018, Ländereien: 2012-2022, Mobilität: 2019 (zur Vermeidung von Effekten der Pandemie), Beschaffung 2021 (z.T. 2020)

Darstellung der Systemgrenzen
Systemgrenze des aktuellen Treibhausgas-Fußabdrucks der Universität Greifswald (ohne Universitätsmedizin)

Die Emissionsfaktoren

Wesentlich für die Erabreitung der Treibhausgasbilanz sind die jeweils zugrundegelegten Emissionsfaktoren. Dabei wurden die Emissionsfaktoren ausgewählt, die innerhalb des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie weitgehend auch in ganz Deutschland allgemein angewendet werden. Dazu gehören etwa die Veröffentlichungen des Umweltbundesamtes bzw. die Emissionsfaktoren der Probas-Datenbank.

Für einzelne Bereiche wurden davon abweichend genauere, lokale Emissionswerte genutzt, wenn sich diese aus fundierten Quellen ergeben oder keine allgemeinen Emissionsfaktorwerte vorhanden sind (wie bspw. bei der Fernwärmeversorgung durch die Stadtwerke Greifswald). Die jeweils verwendeten Emissionsfaktoren ergeben sich aus den konkreten Teilbilanzen. 

Bei der Bilanzierung der Treibhausgasemissionen wurden vor allem die Faktoren angewendet, die nach Einschätzung der eingerichteten Arbeitsgruppen, am besten geeignet erscheinen, die realen Bedingungen abzubilden, das heißt, die möglichst konkret auf das zu bilanzierende Objekt zugeschnitten sind. Die Emissionsfaktoren werden in der Regel in zeitlichen Abständen aktualisiert, um auch Effizienzgewinne durch den technischen Fortschritt oder durch Änderungen in Lieferketten abzubilden. Ein Augenmerk wurde auch darauf gelegt, dass die gewählten Emissionsfaktoren eine gewisse Vergleichbarkeit zwischen den Treibhausgasbilanzen der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern ermöglichen; wobei im Zweifel der Genauigkeit vorrang eingeräumt wurde. 


Zahlen und Fakten - die Bilanz im Detail

Insgesamt weisen die Berechnungen der Arbeitsgruppen für die Universität Greifswald jährliche THG-Emissionen von rund 6.098 t CO2-Äquivalente aus, die sich auf vor allem auf die Bereiche Energie und Gebäude (rund 2.670 t CO2-Äquivalente) sowie die Beschaffung von Waren und Dienstleistungen (rund 2.347 t CO2-Äquivalente) aufteilen. Rund 1.003 t CO2-Äquivalente entfallen auf den Bereich Mobilität. Der Anteil der körperschaftseigenen Länderein hat mit rund 78 t CO2-Äquivalenten den kleinsten Beitrag zu Bilanzsumme.

Errechnete jährliche THG-Emissionen der Universität Greifswald (2021) differenziert nach Handlungsfeldern und Arbeitsgruppen: Energie (Strom und Wärme sowie Wasser und Abfall), Ländereien, Mobilität (Dienstreisen, Exkursionen und Fuhrpark) und Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen.

Energie, Gebäude und Campus

Die Erstbilanz umfasst die Emissionen aus Verbräuchen und Abfall; ausgeklammert bleiben bisher die THG-Emissionen aus Gebäuden (Bau, Instandhaltung und Entsorgung). Im Rahmen der definierten Systemgrenzen werden die THG-Emissionen aus der energetischen oder stofflichen Verwertung des Abfalls nicht der THG-Erstbilanz der Universität Greifswald angerechnet.

Aus den Energieverbräuchen ergeben sich THG-Emissionen von 2.652,72 Tonnen CO2eq. Im Bereich Abfall fallen 14,16 Tonnen CO2eq an. Der Verbrauch von 22.846 m3 Wasser erzeugt 3,04 Tonnen CO2eq. Insgesamt belaufen sich die bilanzierten THG-Emissionen für den Bereich „Energie, Gebäude und Campus“ auf 2.669,92 Tonnen CO2eq.

Die Erstbilanz bildet die Energie- und Wasserverbräuche und damit den Großteil der THG-Emissionen mit sehr hoher Genauigkeit ab. Die Lücke in der THG-Bilanz im Bereich „Energie, Gebäude und Campus“ schätzen wir derzeit grob mit ca. 10% (5-15%) ein.

Grafisches Schmuckelement, Tabelle
Entwicklung der jährlichen THG-Emissionen und des Energieverbrauchs der Universität Greifswald für Strom (inklusive Strom für Wärme und Strom aus PV), Fernwärme, Heiz- und Laborgas sowie Heizöl für Notstrom (aufgrund äußerst geringer Verbräuche graphisch nicht darstellbar)
Abfallaufkommen und mit der Entsorgung verbundenen THG-Emissionen im Jahr 2018

Mobilität und Logistik

Die THG-Bilanz für die Mobilität an der Universität Greifswald stellt eine Folgeerhebung dar. Bereits für die Jahre 2011 und 2016 wurden Dienstreisen ausgewertet und die THG-Emissionen berechnet. Für das Jahr 2019 konnten sämtliche Auslandsdienstreisen sowie alle Exkursionen ausgewertet werden. Die THG-Emissionen aus Inlandsdienstreisen wurden mit 15% der gesamten THG-Emissionen angesetzt, entsprechend ihrem Anteil in der Bilanz für 2016. Nicht erfasst wurde die Pendlermobilität von Mitarbeitenden und Studierenden, da sie nicht der Kontrolle der Universität unterliegen (Werkstorprinzip).

Insgesamt belaufen sich die bilanzierten THG-Emissionen für den Bereich „Mobilität“ auf 1.003 Tonnen CO2eq. Durch Unsicherheiten bei der Schätzung der Inlandsreisen, Doppelzählungen von Fahrten des Fuhrparks sowie vermutlich einzelnen nicht abgerechneten Dienstreisen ist ein Fehler von ca. +/-10% anzunehmen. Damit ist die Genauigkeit der THG-Bilanz im Bereich „Mobilität“ hoch und hinreichend genau. Zukünftig soll die Dokumentation und THG-Bilanzierung der Mobilität durch ein digitales Dienstreisemanagement erleichtert und präzisiert werden.

Im Rahmen von Auslandsdienstreisen und Exkursionen (Inland und Ausland) im Jahr 2019 von verschiedenen Verkehrsmitteln zurückgelegte Strecken (Fahrkilometer) und dadurch erzeugte THG-Emissionen. Bei Reisen, die sich aus mehreren Teilstrecken zusammen setzten, wurden diese als einzelne Reisen jeweils den verschiedenen Verkehrsmitteln zugerechnet.

Ländereien

THG-Emissionen der Ländereien mit Quellen (Mooren), Senken (Wäldern) und Saldo. * Ein geringer Teil der Waldflächen sowie Teile der Moorflächen sind bisher in der THG-Erstbilanz nicht berücksichtigt, darunter Äcker u. Brachen sowie weitere Grünlander auf Moorboden.

Den größten Flächenanteil an den Ländereien der Universität Greifswald nehmen mit rund 47,5% die Äcker ein, gefolgt von Wäldern (36,2%), Grünlandflächen (11,4%, überwiegend auf Moorboden) und sonstigen Flächen (1,9%).

Die selbst bewirtschafteten Wälder sind, gemäß dem Kontroll-Kriterium, zweifelsfrei Teil der THG-Bilanz. Auch die Moore fallen in die THG-Bilanz hinein, da ihre Klimaeffekte sich zum überwiegenden Teil aus ihrem Entwässerungszustand ergeben. Die meisten Flächen werden seit Jahrzehnten entwässert und verursachen dadurch beständig hohe Treibhausgasemissionen, welche nur zum geringen Teil durch den Pachtbetrieb kontrollierbar sind. Vielmehr ist die Entwässerung ein nachbarschaftsübergreifendes Thema, da eine Wiedervernässung allgemein in den gesamten hydrologischen Einzugsgebieten wirkt und nicht - bzw. nur begrenzt sowie meist mit großem Aufwand - auf einzelne Flurstücke oder Teilbereiche begrenzt werden kann. Ein weiterer Grund für die Einbeziehung besteht in dem Potenzial der Moore, über Kohlenstofffestlegung zur Klimaneutralität der Universität Greifswald beizutragen. Diese Thematik bietet außerdem weitere Synergien, denn sie ist auch als Gegenstand von Forschung, Lehre und Transfer ein Schwerpunkt der Universität Greifswald.

Die Äcker hingegen, die allesamt verpachtet und der Kontrolle der Universität zumindest kurz- bis mittelfristig bzw. für die laufende Pachtperiode weitgehend entzogen sind nicht Teil der aktuellen Bilanz der Universität Greifswald.  Das bedeutet jedoch nicht, dass die Universität für die Klimaeffekte der Nutzung ihrer Ackerflächen keine Verantwortung trägt. Vielmehr soll, dem Grundsatz Beispiel der Greifswalder Agrarinitiative (GAI) folgend, im gemeinsamen Dialog mit den Pachtbetrieben nach Lösungen für das Erreichen der Klimaneutralität gesucht werden.

In der Summe (Saldo) belaufen sich die - bisher noch unvollständig - bilanzierten jährlichen (Netto-) THG-Emissionen für den Bereich „Ländereien“ somit auf ca. 78 Tonnen CO2eq. Aktuell wirken die Wälder insgesamt als starke THG-Senken und speichern jährlich ca. 8.416 Tonnen CO2eq. Demgegenüber fungieren die Moore derzeit als starke THG-Quellen. Bisher bilanzierte Moor-Grünländer emittieren in vergleichbarer Größenordnung mit jährlich ca. 8.494 Tonnen CO2eq. Unbeachtet bleiben hierbei bisher noch Teile der Waldflächen, alle Moore, die als Acker oder gar nicht landwirtschaftlich genutzt werden sowie einzelne weitere Moor-Grünlandflächen u.a..

Insgesamt stellt die THG-Erstbilanz im Bereich „Ländereien“ eine gute und für die in die Kalkulation einbezogenen Flächen hinreichend genaue Quantifizierung dar (möglicher Fehler ca. +/-20%).

Sämtliche Ökosystemtypen, allen voran die Moore, aber auch die Wälder, besitzen ein erhebliches Potenzial, um THG-Emissionen zu vermeiden oder zusätzlichen Kohlenstoff mittel- oder langfristig zu binden. Die Ländereien spielen daher für die THG-Bilanz der Universität Greifswald eine zentrale Rolle.

Waldmanagement: Bereits durch den akdemischen Senat der Universität Greifswald beschlossen wurde die Umsetzung des Klimaschutzwaldes im Naturschutzgebiet Eldena. Der Beschluss sieht vor, auf etwa drei Vierteln der gesamten Schutzgebietsfläche von rund 400 ha dauerhaft auf eine forstwirtschaftliche Nutzung zu verzichten und die Flächen zu etwa gleichen Teilen in ein Ökokonto und einen Klimaschutzwald zu überführen. Auf einem Viertel der Schutzgebietsfläche soll die bisherige Bewirtschaftung fortgeführt werden. Somit wird künftig auf insgesamt 10 % der Universitätswaldfläche dauerhaft auf Bewirtschaftungseingriffe verzichtet und hierdurch eine zusätzliche Reduktion der jährlichen THG-Emissionen von rund 700t CO2-Äquivalenten erreicht. Das entspricht etwa den für 2022 notwendigen Reduzierungen von rund 11% des THG-Fußabdrucks.


Beschaffung und Vergabe

THG-Erstbilanz der Beschaffung für 2021 nach Produktkategorien.

Die THG-Bilanz dieses Handlungsfelds stellt eine besondere Herausforderung dar, da die Erhebung klimarelevanter Daten aufgrund der Vielzahl und Vielfalt der beschafften Güter sowie der hohen Anzahl an Aufträgen und Bestellungen schwierig und mit hohem Aufwand verbunden ist. Die Liste reicht von IT- und Laborgeräten über Kühlschränke, Möbel, Bürobedarf und Chemikalien bis zur Entsorgung und umfasst auch die sehr unterschiedlichen Dienstleistungen. Zudem hat jeder Artikel bzw. jede Dienstleistung einen spezifischen THG-Fußabdruck, der mit der jeweiligen Produktions- und Lieferkette verbunden ist. Hinzu kommt, dass ein Teil der Beschaffungen dezentral über die Einrichtungen erfolgt. Diese Komplexität ist vermutlich der Grund, dass erst sehr wenige deutsche Hochschulen den THG-Fußabdruck ihrer Beschaffung bilanziert haben.

THG-Erstbilanz: Insgesamt belaufen sich die bilanzierten THG-Emissionen für den Bereich „Beschaffung und Vergabe“ an der Universität Greifswald auf 2.347 Tonnen CO2eq. Die Genauigkeit der THG-Bilanz kann trotz diverser Lücken und Unschärfen als insgesamt mittel - hoch eingeschätzt werden. Eine genauere Bilanzierung bleibt angesichts der sehr großen Zahl und Verschiedenheit sowie Veränderlichkeit der betrachteten Produktkategorien und Dienstleistungen auch in Zukunft eine Herausforderung. Ein möglicher Fehler ist nur schwer einschätzbar. Er wird hier näherungsweise geschätzt auf ca. +/-30%.

Die THG-Bilanz ermöglicht damit eine gute erste Einschätzung des Umfangs der THG-Emissionen im Bereich Beschaffung und Vergabe. Dennoch besteht hier ein besonderer Bedarf der weiteren Präzisierung.